UmfrageSo bewerten Bürger den Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit

Lesezeit 4 Minuten
Sitzmöbel und Pflanzen auf der Deutzer Freiheit

Während des Verkehrsversuchs ließ die Stadt Köln auf der Deutzer Freiheit Sitzmöbel und Pflanzen aufstellen.

Die Stadt Köln hat Anwohner, Besucher und Geschäftsleute zum Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit befragt. Es gibt Lob für mehr Aufenthaltsqualität und Kritik an rücksichtslosen Radfahrern.

Eines kann man dem Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit nicht vorwerfen: Dass er die Menschen kalt gelassen hätte. Als die Stadtverwaltung im Juni 2022 begann, die Einkaufsstraße in eine autofreie möblierte Fußgängerzone umzuwandeln, sorgte das für viele Emotionen und eindeutige Urteile: Entweder man war dafür oder dagegen. Bis das Verwaltungsgericht Köln Anfang August 2023 urteilte: Dem Verkehrsversuch fehlte es an einer rechtlichen Grundlage. Worauf die Stadt ihn beenden musste. Geklagt hatten Geschäftsleute, deren Umsätze eingebrochen waren.

Um für künftige Planungen zu einem genaueren Stimmungsbild zu gelangen, ließ die Stadt danach eine Befragung durchführen. Die Ergebnisse werden auf Wunsch der Bezirksvertretung Innenstadt nächste Woche Donnerstag öffentlich vorgestellt (siehe Hinweis am Ende des Textes). Die Rundschau erläutert die wichtigsten Erkenntnisse.

Die Umfrage:

4512 Haushalte wurden angeschrieben. 2759 nahmen teil, davon 2476 online und 283 auf Papier. 59 Prozent waren Anwohner, bei 26 Prozent handelte es sich um regelmäßige Besucher der Deutzer Freiheit. Jeweils sechs Prozent arbeiten in der Nähe oder besuchen die Straße gelegentlich. Ortsansässige Geschäftsleute machten zwei Prozent der Teilnehmer aus.

Mehrheit gegen Autos:

Drei von vier Befragten (75,2 Prozent) finden es richtig, bis auf den morgendlichen Lieferverkehr keine Autos mehr auf der Deutzer Freiheit zu erlauben. 20,4 Prozent sind dafür, dass die Autos bleiben. Einen Kompromiss befürworten nur 3,3 Prozent, 1,1 Prozent sind neutral. Anwohner (72 Prozent) und regelmäßige Besucher (84 Prozent) sprechen sich eindeutig für Autofreiheit aus. Dagegen will die Mehrheit der Geschäftsleute (63 Prozent), dass auch in Zukunft Autos auf der Deutzer Freiheit fahren und parken dürfen (siehe Grafik).

Grafik zur Befragung der Stadt Köln nach dem Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit.

Grafik zur Befragung der Stadt Köln nach dem Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit.

Das wird am häufigsten gelobt:

Die meisten positiven Rückmeldungen gibt es zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität. Auf die Frage „Was haben Sie durch den Verkehrsversuch gewonnen und was soll beibehalten werden?“ wird am häufigsten das verbesserte gastronomische Angebot genannt (16 Prozent). Während des Versuchs konnten Wirte ihre Tische auf freigewordene Parktaschen stellen. An zweiter Stelle folgen Stadtmöbel (15 Prozent). Die Stadt hatte die Straße für den Versuch mit Sitzgelegenheiten, Picknicktischen und ähnlichem aufgewertet. Positiv hervorgehoben werden außerdem der Rückgang des Verkehrslärms (11 Prozent), die zusätzliche Begrünung (10 Prozent) und ein Mehr an Sicherheit (9 Prozent). 434 Befragte (7 Prozent) erklärten, der Verkehrsversuch habe für sie keinen Gewinn gebracht.

Das sorgt für die meiste Kritik:

Hierzu stellte die Stadt die Frage: „Was haben Sie durch den Verkehrsversuch verloren?“ Nichts, erklärten 1368 Befragte. Das war immerhin fast die Hälfte aller Teilnehmer (47 Prozent). Am häufigsten kritisiert wurde eine Zunahme der Konflikte mit Fahrradfahrern. Dies bemängelten 601 Teilnehmer (20 Prozent). 476 Befragte beklagten sich über den Verlust von Parkplätzen (16 Prozent), 244 Personen (8 Prozent) berichteten von nächtlicher Ruhestörung durch die neuen Sitzgelegenheiten. 96 Befragte (3 Prozent) beklagen Umsatzrückgänge.

Das sagen die Befragten:

Im Bericht zitiert die Stadt unterschiedlichste Kommentare von Befürwortern und Gegnern der Autofreiheit. Eine Person erklärt: „Es ist sehr viel ruhiger und stressfreier geworden, dadurch dass keine Autos fahren, und vor allem kommt es der Umwelt zugute (...) Ich bin häufiger mit dem Fahrrad gefahren, da ich wusste, dass ich mit dem Auto keinen Parkplatz finde.“ Das Konzept solle „für den ganzen Innenstadtbereich so umgesetzt werden“. Eine andere Person meint: „Die autofreie Zone hat durch rasende Fahrräder nicht dazu geführt, dass man gefahrlos die Straße als Fußgänger nutzen oder gar überqueren konnte. Mit Autos fand ich es tatsächlich sichererer.“ Andere beklagen „verantwortungslosen Radverkehr“ sowie mehr Lärm und Müll durch meist jugendliche Besucher.

Das wünschen sich die Umfrageteilnehmer für die Zukunft:

Die Steigerung der Aufenthaltsqualität ist für die meisten Umfrageteilnehmer das zentrale Thema bei ihren Wünschen für die künftige Gestaltung der Deutzer Freiheit. An erster Stelle nennen sie das Thema Autofreiheit (22,4 Prozent), gefolgt von Belebung der Außengastronomie (14,7 Prozent) sowie mehr Begrünung und Stadtmöbel (10,5 Prozent). 8,3 Prozent fordern, die Fahrradinfrastruktur anzupassen.

So geht es weiter:

Für die künftige Gestaltung der Deutzer Freiheit soll die Stadt ein Mediationsverfahren samt Workshop durchführen. Dafür wird derzeit eine Ausschreibung vorbereitet.


Die Stadt Köln präsentiert die Auswertung zum Verkehrsversuch Deutzer Freiheit bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung. Sie findet am Donnerstag, 18. April, 18.30 Uhr, in der Aula des Gymnasiums Thusneldastraße 15-17, in Deutz statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Rundschau abonnieren