Nach dem Tod von Frank HockerKöster und Weggefährten nehmen musikalisch Abschied

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Gerd Köster steht an eine Wand gelehnt.

Gerd Köster blickt zurück auf seinen Weg mit Frank Hocker.

Nach dem Tod von Frank Hocker Ende 2023 gibt es eines der kölschesten Duos nicht mehr. Doch Köster und Hocker waren für 2024 schon gebucht. Gerd Köster steht nun vor einer Tournee, die ganz besonders sein wird.

Köster und Hocker: Wie war der Weg hin zu diesem Duo?

Ganz am Anfang hatten wir eine gemeinsame Band mit dem Namen Zara Zylinder. Das war aber bestenfalls auf Halbamateur-Niveau. Da wusste noch keiner von uns beiden, ob wir mit Musik jemals würden Geld verdienen können. Ich habe damals noch als Altenpfleger bei den Riehler Heimstätten gearbeitet, als plötzlich das Angebot von „Schroeder Road Show“ kam. Die brauchten schnell einen Sänger. Die waren gerade auf Tournee und ihr Sänger war ausgefallen. Knapp anderthalb Jahre Später kam Frank dazu. Später bröckelte Schröder über verschiedenste Besetzungsänderungen auseinander- komplizierte Geschichte, sehr schmerzhaft. So eine Band ist ja auch immer wie eine Familie. Da hängt et Hätz dran.

Dann kam „Piano has been drinking“, aber vorerst ohne Frank Hocker.

Der kam später dazu. Wir hatten als Quartett erst einmal vorsichtig angefangen. Denn ich hatte riesigen Respekt vor Tom Waits und seinen Texten. Darf ich die überhaupt übersetzen, kann ich das überhaupt? Aber wenn, dann nur auf Kölsch. Das war klar. Intuitiv. So langsam sprach sich das in Köln rum. Es gab nachfragen. Und dann kam Frank dazu...

Aber wie kommt man von Rock-Nummern über Waits-Songs zu „Dreckelije Krätzje“?

Ab und zu - in der Garderobe oder beim Essen - hat der Frank einfach mal so ein Krätzjen zitiert, die „Walberberger Feuerwehr“ oder so. Da haben wir beide gemerkt, dass wir das eigentlich klasse finden, diese Art humoristischer Moritatengesang. Ich finde, zu der kulturellen Leistung, die der Frank hinterlassen hat, gehören auch diverse Krätzje. Gerade, weil es keine genretypischen Krätzje sind, sondern er hat manchmal einfach die Stile gemischt. Da kommt plötzlich ein Griff, da denkst du, das ist doch Hank Williams, das klingt wie Country.

Was diese Lieder aber auch so besonders macht, dass Köster und Hocker perfekt harmonieren, wie ein Herrengedeck.

Wir hatten eine große Schnittmenge an musikalischen Vorlieben, Bands, die wir beide klasse fanden. Aber auch was den Humor betrifft: Wie waren beide Fans beispielsweise von der Satirezeitschrift Titanic, von Gerhard Polt oder Loriot. Als wir dann mit den Krätzje angefangen hatten, merkten wir schnell, das passt gut und dass ist eigentlich auch ein Album wert. Was für uns dabei auch eine Motivation war: Krätzje sind die einzige originär kölsche Musik – und die machte keiner mehr. Vielleicht mal alle paar Jahre ein Lied, beispielsweise von den Bläck Fööss, dann aber meist auch kein neues.

Gerd Köster steht an einer Wand und zieht an einer E-Zigarette.

Gerd Köster. „Zurzeit grüble ich und notiere viel“

Es gibt ein gemeinsames Lied, das habt ihr 2001 rausgebracht – und es wirkt heute wie ein vorgezogener Nachruf auf Frank Hocker: Im Feejefeuer ungerm Fluss. Wird das bei den kommenden Konzerten mit den „Weggefährten“ auf der Setlist stehen?

(Köster zieht nachdenklich an seiner E-Zigarette und bläst den Rauch langsam aus) Tja, ein gemeinsamer Bekannter von uns hat sich gewünscht, dass wir das auf seiner Beerdigung spielen – der lebt aber noch. Eigentlich ist es ja ein lösstijes Lied. Das haben wir oft gemacht, lustige Lieder mit einem traurigen Kern … (leise) Ne, bis jetzt steht es noch nicht auf der Liste.

Sind die Konzerte von Köster und den Weggefährten auch ein bisschen Trauerbewältigung?

Die Konzerte sind eigentlich das Programm, was wir jetzt im Trio mit Helmut Krumminga gespielt hätten. Die im vergangenen Jahr haben wir alle abgesagt. Das wäre nicht gut gewesen, es war alles noch zu nah. Aber dann haben wir uns entschieden, die Konzerte, die in 2024 schon gebucht waren, lasst uns die machen, ein bisschen anders, so als Übergangsphase.

Wer sind sie Weggefährten?

Helmut Krumminga, Buddy Sacher und Gerhard Sagemüller. Wobei wir den Frank nicht eins zu eins zu ersetzen werden. Die Songs werden anders klingen.

Und dann steht noch eine Albumveröffentlichung an?

Einmal im Jahr haben wir immer mit etwas größerer Besetzung gespielt, an der Mosel. Von diesen Auftritten erscheint im April ein Doppel-Live-Album: Stabil nervös – Live an der Mosel. Es war gerad fertig gemischt, als Frank gestorben ist. – Das letzte Album mit Frank.

Wie wird es nach diesen Konzerten und dem Live-Album weiter gehen?

Weitergehen wird es auf jeden Fall, aber wann und wie genau kann ich noch nicht sagen. Zur Zeit grübele und notiere ich viel.

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