„Eine Heimat für Muslime“Richtfest für Kölner Moschee

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Ein Richtkranz hängt am Mittwoch in Köln-Ehrenfeld beim Richtfest über dem Hof des Rohbaues der Zentralmoschee. Die Meinung der Bevölkerung zum Bau des Gotteshauses ist gespalten. (Bild: dpa)

Ein Richtkranz hängt am Mittwoch in Köln-Ehrenfeld beim Richtfest über dem Hof des Rohbaues der Zentralmoschee. Die Meinung der Bevölkerung zum Bau des Gotteshauses ist gespalten. (Bild: dpa)

Die umstrittene Kölner Zentralmoschee soll in einemJahr als eine der größten in Deutschland fertig gestellt sein. BeimRichtfest sprach die türkisch-islamische Ditib als Bauherrin amMittwoch von einem "gesellschaftlichen und architektonischenMeilenstein". Es entstehe ein "Haus Gottes, eine Heimat für diemuslimische Gemeinde" und zugleich ein Ort der Begegnung auch mitNicht-Muslimen, sagte Ditib-Vorstandsmitglied Orhan Bilen. "DieserBau ist ebenso wenig eine Einbahnstraße wie die Integration." DieDitib wird vom türkischen Staat mitfinanziert und ist in Deutschlandder größte muslimische Verband.

   Einige Dutzend Anhänger der rechtsradikalen Gruppierung Pro Kölndemonstrierten während der Feierstunde lautstark gegen denMoscheebau, der auf einem rund 5000 Quadratmeter großen Arealdeutlich Gestalt annimmt: Die Rohbauten der 37 Meter hohen Kuppel undzwei 55 Meter hohen Minaretten sind fertig. Zugleich entsteht auch ein Kultur- und Begegnungszentrum. Der Ditib-Dialogbeauftragte BekirAlboga betonte: "Der interreligiöse und interkulturelle Dialog wirddurch diese Moschee eine Vitalisierung erfahren." Auch Nicht-Muslimeseien willkommen, die Predigten würden auf Deutsch übersetzt.

   Die Moschee - die Gebetsräume fassen 1200 Menschen - war im August2008 nach langen politischen Diskussionen vom Stadtrat genehmigtworden. Im November 2009 begannen die Bauarbeiten nach Plänen desArchitektenbüros Paul Böhm. Die Kritik an dem millionenschwerenProjekt ging weiter. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters(SPD) sagte, die Ditib habe auf Sorgen und kontroverse Debatten mitOffenheit und Informationen reagiert. "Wenn Muslime in Deutschlandgroße und repräsentative Moscheen bauen, ist das ein Zeichen vonNormalität." Er sehe da keine Abgrenzung. (dpa)

   Die türkischstämmige Autorin und frühere SPD-BundestagsabgeordneteLale Akgün kritisierte dagegen, der Ditib gehe es bei einem derartgroßen Bau wohl vor allem um Machtdemonstration. Der jüdischeSchriftsteller Ralph Giordano, entschiedener Moschee-Gegner, sprachbereits wiederholt von "Gigantonomie". Der Zentralrat der Ex-Muslimebefürchtet: "Mit dem Bau werden Parallelgesellschaften betoniert."Auch die Kölner CDU hatte gegen den Bau gestimmt - mit Ausnahme desdamaligen CDU-Oberbürgermeisters Fritz Schramma.

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