„Für den CSD mache ich alles”

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Das schwule Paar Rupert (l) und Sven aus Köln posiert beim Christopher Street Day in Köln vor dem Dom.

Das schwule Paar Rupert (l) und Sven aus Köln posiert beim Christopher Street Day in Köln vor dem Dom.

Die Christopher-Street-Day Parade hat noch gar nicht angefangen, doch Andy Scharf jammert schon. Passend zu seinem Kuhkostüm hat sich der Wuppertaler nämlich einen Hut gebastelt. Das gute Stück hat einen Durchmesser von 1,80 Meter, wiegt satte vier Kilo „und ist soooo schwer“. Vier Stunden, so lange dauert die Parade, soll der Kuhfell-Hut auf seinem Kopf thronen. „Das halte ich durch. Für den CSD mache ich alles“, freut Andy sich und wankt Richtung Deutzer Brücke.

Ein paar Wagen weiter vorne stöckelt Matthias Weidlich auf 15 Zentimeter hohen Absätzen und im Orange und Schwarz schillernden Schaumstoffkostüm durch die Menge. Zum siebten Mal läuft der 32-Jährige bei der Kölner CSD Parade mit. „Wir müssen der Öffentlichkeit zeigen, dass Schwule und Lesben keine ansteckende Krankheit haben“, betont er.

Seit halb elf stehen Scharf und Weidlich zusammen mit weiteren 30 000 Teilnehmern an der Deutzer Freiheit und warten, dass es endlich losgeht. Die letzten Ballons werden an die Wagen geklebt, noch ein paar Fähnchen angesteckt, die Kostüme in Form gebracht. Laute Technomusik scheppert aus unzähligen Boxen, auf der Straße wird schon fröhlich getanzt und gefeiert. Die Atmosphäre ist entspannt, die Kostüme bunt bis grell, die Wagen fantasievoll dekoriert. Immer wieder müssen die CSDler für Zuschauer posieren, die schnell ein Foto knipsen. „Die Kostüme sind teilweise fantastisch“, findet Dieter Büllesbach, der sich das Spektakel mit seiner Frau Katharina etwas abseits anguckt.

Startschuss ist um 12 Uhr. Langsam schlängelt sich der Zug, der in diesem Jahr unter dem Motto „Schluss mit den Mogelpackungen“ läuft, über die Brücke und durch die Innenstadt. Hunderttausende stehen am Straßenrand, staunen, klatschen und tanzen ausgelassen mit. Doch trotz der guten Stimmung: So mancher „Mitläufer“ und Zuschauer äußert auch leise Kritik. Dass der CSD, der ja eigentlich eine Demonstration ist, zu kommerziell geworden sei. Und dass dadurch die politische Botschaft eher in den Hintergrund gerät. „Durch den Kommerz werden die echten Anliegen totgetragen“, findet Katharina Winter von „Kirche (nicht nur) für Schwule und Lesben“. „Es ist bedauerlich, dass der Spaßfaktor so im Vordergrund steht.“ Auch Angelika Freytag-Schliesch vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) betont, dass die Parade eine Demo ist. Doch steht sie dem Kommerz nicht feindlich gegenüber. Im Gegenteil. „Er lockt Leute an, dadurch ist der Infofluss größer. Alleine dass wir hier zusammen sind, ist doch eine Aussage.“

Während die einen noch durch die Straßen tanzen, ist für Markus Daus dann schon alles vorbei. Seine Gruppe stand bei der Demo ganz vorne. „Das hat so einen Spaß gemacht“, strahlt der als Paradiesvogel verkleidete 33-Jährige. Die Zuschauer, vor allem die älteren Menschen um die 70 Jahre, hätten sehr positiv reagiert. „Wenn man auf sie zuging, waren manche anfangs etwas verschreckt“, erzählt er. „Aber dann haben sie toll mitgemacht.“

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