„Mit Mann und Maus ins Wasser gefallen“

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Als der Krieg in Köln zu Ende ging, waren nur noch zwei Brücken unzerstört: die Hohenzollernbrücke und die Hindenburgbrücke, an deren Stelle heute die Deutzer Brücke steht. Diese Hindenburgbrücke riss bei ihrem Einsturz ungezählte Menschen in den Tod. Zu dieser Zeit, berichtet der frühere Kölner Oberbürgermeister Norbert Burger, lebte er mit seiner Mutter in einem kleinen Dorf im Oberbergischen. Da ergab sich am 28. Februar 1945 eine Mitfahrgelegenheit nach Köln; der zwölfjährige Norbert sollte aus der beschädigten Wohnung in Ehrenfeld ein paar Matratzen holen. Zeitweise saß er auf dem vorderen rechten Kotflügel der Zugmaschine und machte „looky, looky“, hielt also Ausschau nach feindlichen „Jabos“ (Jagdbombern).

In Köln ging es über die Hindenburgbrücke, die eine Reihe von Bombentreffen abbekommen hatte: „Man musste die dadurch verursachten Löcher in der Fahrbahn wie im Slalom umfahren.“ Alle Erledigungen wurden getätigt. Als der Trupp wieder am Heumarkt ankam, „gab es keine Hindenburgbrücke mehr. Sie war kurz zuvor mit Mann und Maus ins Wasser gefallen“. So ging es über die Hohenzollernbrücke zurück, die damals eine Autospur besaß. Von dort aus sah Burger, wie von Booten aus nach Überlebenden im Rhein gesucht wurde.

An diesem Tag ging auch Everhardine Haeck mit ihrem Vater über die Brücke, wo ihnen ein städtischer Baurat begegnete. „Sie sind mutig, auf diese Brücke zu gehen“, sagte er zum Vater und zeigte ihnen einen frei liegenden Stahlträger, der gerade mal noch auf einem halben Meter zusammenhielt. Zudem hatte in der Nacht zuvor reger Panzerverkehr Richtung Osten über die Brücke stattgefunden. Die Rheinuferbahn fuhr erst ab Ubierring, da die Oberleitung zerstört war. Auf dem Rückweg erwischten Vater und Tochter die erste Bahn, die wieder bis zur Hindenburgbrücke fuhr, „und das hat uns wahrscheinlich das Leben gerettet“.

Um 15 Uhr marschierten die beiden über die Brücke zu ihrer Wohnung in Deutz. Everhardine machte sich bald auf, Wasser vom Hydranten am Deutzer Gymnasium zu holen, da lief ihr ein Junge über den Weg, der rief: „Die Brücke ist eingestürzt!“ Noch heute sagt sie: „Den grauenvollen Anblick und die verzweifelten Schreie der eingeklemmten Menschen kann ich nie vergessen.“

Gertrud Werheit saß in der Straßenbahn der Linie „B“ Richtung Bensberg, als sie die Brücke einstürzen und die Menschen schreien hörte, die in den Fluten versanken. „Das alles hielt mich nicht ab, noch einmal mit meinem Fahrrad ab Lehrbach / Bergisch Gladbach nach Köln zu fahren, um Geschäftsbücher zu holen.“ Die damals 20-Jährige war gerade mitten auf der Hohenzollernbrücke, als amerikanische Tiefflieger heranrasten und die Brücke bombardierten. Der jungen Frau gelang es, sich hinter einem Pfeiler zu verstecken. So blieb sie unentdeckt und überlebte.

Mutig den Vater gerettet

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