Straßen-MahnmaleAus für die Stolpersteine

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Ein Stolperstein sollte an Ilse Moses erinnern, die im Alter von zwölf Jahren aus Stommeln verschleppt und ermordet wurde. Doch CDU und FDP wollen das nicht.

Ein Stolperstein sollte an Ilse Moses erinnern, die im Alter von zwölf Jahren aus Stommeln verschleppt und ermordet wurde. Doch CDU und FDP wollen das nicht.

Pulheim – Erneut lehnte eine Mehrheit der Lokalpolitiker das Projekt Stolpersteine in Pulheim ab. Diese Entscheidung im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss bedeutet das Aus für das Projekt. Die Steine, die an das Schicksal der Menschen erinnern sollen, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden, würden das ambitionierte Synagogenprojekt in Stommeln stören, so die Auffassung der Kulturverwaltung.

Auch die Bürger möchten nicht zu viel erinnert werden, hatte Stommelns Ortsvorsteherin Maria Schmitz noch im Kulturausschuss Anfang Juni angemerkt. „Es besteht die Gefahr, dass es in Stommeln zu viel wird.“

Selbst die Mitteilung einer der beiden Antragsteller für die Stolpersteine, dass sie sich seit den letzten Veröffentlichungen Telefonterror und rechtsgerichteter Schmierereien ausgesetzt sehen, beeindruckte die Mehrheit von CDU und FDP im Haupt- und Finanzausschuss nicht. Sie lehnte den Antrag ab. SPD und Grüne hatten für die Stolpersteine votiert.

Bereits über 32.000 Steine gelegt

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Der Künstler, der keine Kunstakademie besuchte, hat bislang über 22 000 Steine in etwa 530 Städten und Gemeinden in Deutschland gesetzt. Auch in den Niederlanden, Belgien, Italien, Österreich, Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn wurden die Erinnerungssteine in Bürgersteige gesetzt. In Bürgeranträgen hatten das „Netzwerk Buntes Pulheim“ und eine Bürgerin die Beteiligung Pulheims an diesem Kunstprojekt gefordert und damit seit Wochen für kontroverse Diskussionen gesorgt.

Jürgen Bernatzky, ehemaliger Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium, schilderte im Ausschuss noch einmal, dass ihm zur Verabschiedung vom Kollegium ein Stolperstein geschenkt wurde. Sein Stein soll an Ilse Moses erinnern, die im Alter von zwölf Jahren aus Stommeln verschleppt und ermordet wurde. „Bei einem Stolperstein begegnet man den Opfern und pflegt ein individuelles Gedenken. Das ist nicht plakativ, sondern sehr persönlich. Das Synagogenprojekt erinnert allgemein an die Opfer der Naziregimes“, begründete Bernatzky sein Anliegen.

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