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Kölnische KG legt Kosten offenSo viel zahlen Karnevalsvereine für eine Sitzung

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Techniker, Sicherheitspersonal und die Feuerwehr wollen bezahlt werden.

Techniker, Sicherheitspersonal und die Feuerwehr wollen bezahlt werden.

Köln – Marc Metzger blödelt mit den Jecken in den ersten Reihen, Bernd Stelter und Guido Cantz stehen ebenfalls in der Bütt. Und dann sagt Dr. Johannes Kaußen, Präsident der Kölnischen KG, an diesem Samstagabend noch Bläck Fööss, Paveier, Klüngelköpp und Höhner an.

Für die Fastelovendssitzung im Sartory nimmt die Familiengesellschaft 42 Euro Eintritt, um ein „kalkulierbares Risiko“ einzugehen. „Die Schere klafft zunehmend auseinander. Das Ehrenamt wird bestraft, denn andere verdienen deutlich mehr an einer Sitzung“, klagt Kaußen. Für die Rundschau legt er erstmals die Kosten offen, die eine Sitzung für die Vereine mit sich bringt.

Gesamtkosten

Rund 36 000 Euro muss die Kölnische KG für jede Sitzung aufbringen. Größter Kostenfaktor ist das Programm. Für Künstler, Saal-Kapelle und Musiker im Foyer fallen Kosten von etwa 23 000 Euro an.

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Saalmiete

Für etwa 2000 Euro muss der Saal gemietet werden, hinzu kommen 1250 Euro für Dekoration. Damit die Scheinwerfer kreisen und der Ton richtig abgemischt wird, fallen 880 Euro für Techniker an.

Sicherheit

Für die Sicherheit der Gäste sind die Karnevalsvereine verantwortlich. Für Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, die Eingänge kontrollieren und darauf achten, dass Fluchtwege frei bleiben, fallen 1300 Euro an. An die Feuerwehr müssen 640 Euro für die Brandschutzwache und weitere Planungen überwiesen werden.

Begleitkosten

Keiner der Künstler verlässt die Bühne ohne Orden oder kleine Geschenke. Die verliehenen Orden schlagen mit rund 600 Euro zu Buche, Blumen und kleine Dreingaben kosten weitere 400 Euro.

Bewirtung

Nicht nur Ehrengäste werden bei Sitzungen bewirtet, auch der Elferrat muss während des fünfstündigen Programms trinken und essen. Zudem werden die Künstler bedient, wodurch insgesamt weitere 3300 Euro anfallen.

Versteckte Kosten

Wenn der letzte Tusch gespielt ist, fallen weitere Kosten an. An die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) müssen für die Musik knapp 1500 Euro abgeführt werden. An die Künstlersozialkasse müssen 5,2 Prozent der Gagen gezahlt werden, das sind bei Sitzungen knapp 1000 Euro.

Gerade in einer kurzen Session wie dieser, wo Vereine Sitzungen unter der Woche ausrichten müssen, ist der Kartenverkauf schwer zu kalkulieren. „Im Grunde müssen wir bei unseren Sitzungen 1000 Karten verkaufen, um die Kosten zu decken. Das kann auch schnell in die Insolvenz führen“, weiß Kaußen. Je nach Sitzungsformat kosten die Karten bei der Kölnischen KG zwischen 32 und 42 Euro. Nahezu alle Vereine liegen bei ihren Veranstaltungen in dieser Preisspanne.

Eine schwarze Null als Abschlussergebnis einer Sitzung macht nach Ansicht von Dr. Johannes Kaußen keinen Sinn, „dafür ist der Aufwand zu groß“, sagt er. Etwa 50 Personen seien an der Vorbereitung einer Sitzung beteiligt – vom Literaten, der das Programm erstellt, bis zu den Helfern, die das Gestühl für den Elferrat aufbauen. Mit dem Gewinn aus dem Sitzungsgeschäft finanzieren Vereine wie die Kölnische KG ihr Vereinsleben – und den Rosenmontagszug.

„Wir unterstützen Familien beim Kauf des Wurfmaterials und setzen uns für karitative Zwecke ein. Doch das wird nicht mehr in dem Maße möglich sein“, befürchtet Kaußen. Schon jetzt sei es „unrealistisch“, die Kostensteigerungen bei der Durchführung einer Sitzung komplett auf den Kartenpreis umzulegen. „Wir stehen im Wettbewerb mit vielen anderen Freizeitangeboten.“

Der Vorstand hat jetzt den „Club 45“ gegründet, eine gemeinnützige GmbH. Hier sollen Spenden generiert werden, um Risiken im Vereinsleben abzufedern. „Früher haben die Vereine von ein oder zwei großen Gönnern gelebt, die Zeiten sind aber vorbei“, so Kaußen. Die Traditionskorps haben seit Jahrzehnten ihr „Corps á la suite“ oder einen Senat, in dem finanzkräftige Mitglieder vereint sind. Kleine Vereine können davon oft nur träumen.

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