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UnterbringungStadt wird mobile Wohnungen aufbauen

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An der Humboldtstraße zwischen Gewerbegebiet und den Hochhäusern Maastrichter Straße entsteht eine Wohnanlage für Flüchtlinge.

An der Humboldtstraße zwischen Gewerbegebiet und den Hochhäusern Maastrichter Straße entsteht eine Wohnanlage für Flüchtlinge.

Kerpen – An der Humboldtstraße östlich des Friedhofes Kerpen-West sowie auf einem Gelände zwischen dem Freizeitbad Erftlagune und dem Bahndamm werden schon in den nächsten Wochen Container-Wohnanlagen für jeweils 200 Flüchtlinge aufgestellt. Das hat der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig beschlossen. Eine dritte Wohnanlage für 200 Menschen soll auf einem privaten Grundstück aufgestellt werden. Hier werde noch mit dem Eigentümer verhandelt, heißt es.

Als erste mobile Wohnanlage wird die an der Erftlagune errichtet: Dazu lädt die Stadt für Mittwoch, 2. März, 19 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung ins Schulzentrum Horrem-Sindorf ein. Am Freitag, 4. März, 18.30 Uhr, gibt es einer Bürgerversammlung in der Jahnhalle zum Standort Humboldtstraße.

„Nicht alles gleichzeitig“

Zurzeit werden der Stadt jede Woche rund 50 geflüchtete Menschen zugewiesen. 2400 könnten es in diesem Jahr werden, heißt es. Die bisherigen Aufnahmekapazitäten, unter anderem in Manheim-alt, werden Ende März erschöpft sein. Ab dann brauche man weitere Unterkünfte, wenn man nicht Turnhallen belegen wolle, sagte Bürgermeister Dieter Spürck. Um schnelle Entscheidungen treffen zu können und einen Konsens zu erleichtern, war über die Standortfrage für die mobilen Wohnanlagen im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung entschieden worden.

SPD, Linke, Grüne und UWG hatten gefordert, dies im Stadtrat öffentlich zu diskutieren, waren aber überstimmt worden. In der Frage, wie groß die einzelnen Container-Standorte werden sollen, hatten die Fraktionen sich angenähert. In einer „Lenkungsgruppe“, die zum Thema schon seit Wochen berät, sollen sogar Standorte für jeweils rund 400 Menschen erörtert worden sein. Dies stieß bei SPD, Grünen, UWG und Linken auf Kritik. „Wir sind froh, dass in der Ratssitzung nun die anderen Fraktionen unseren Einwänden gefolgt sind“, meinte Andreas Lipp, Fraktionsvorsitzender der SPD, hinterher. Es sei dort auch klargestellt worden, dass die Wohnanlagen, bestehende und noch zu schaffende, auf alle Stadtteile gerecht verteilt werden sollen. In der Stadtratssitzung ging es aber nicht nur um die mobilen Wohncontainer für Flüchtlinge. Ab Ende des Jahres sollen rund 800 geflüchtete Menschen auch in noch zu bauenden festen Wohnungen untergebracht werden, wobei eine enge Belegung geplant ist. Über die Standorte wird noch entschieden. Die ersten Häuser sollen schon im November dieses Jahres fertig sein.

SPD, Linke, Grüne und UWG forderten hier vergebens ein integriertes Konzept, in dem gleich auch über den Bau von Sozialwohnungen für alteingesessene Kerpener entschieden werde. Es gebe einen großen Mangel an bezahlbarem Wohnraum auch bei den Menschen, die schon länger in Kerpen lebten. „Die Kerpener Alt-Bürger können nicht verstehen, wenn nichts für sie getan wird“, meinte Barbara Siebert, Fraktionsvorsitzende der Linken. Dies führe zu Ressentiments gegenüber Flüchtlingen. Sozialdemokrat Daniel Dobbelstein sagte. „Wir können nicht nur für eine benachteiligte Gruppe etwas tun.“

Die fraktionslose Stadtverordnete Askim Müller-Bozkurt kritisierte diese Argumentation: „Hier wird etwas aufgebauscht, was, wenn es aus der rechten Ecke käme, einen üblen Beigeschmack hätte.“ Die Situation der Flüchtlinge dürfe nicht mit der derjenigen verglichen werden, die hier schon „in Frieden und Freiheit“ lebten.

CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp wies daraufhin, das schon im Sozialausschuss Ende 2015 beschlossen worden sei, im Rahmen des noch zu erstellenden Masterplanes für Kerpen auch über den Bau von Sozialwohnungen zu entscheiden. Dabei bleibe es, entschied eine Mehrheit des Rates. Spürck betonte, die Stadt könne nicht alles gleichzeitig leisten: „Wir müssen zunächst Plätze schaffen, für die Menschen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten.“

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