BundesverkehrswegeplanKampf um die Ortsumgehungen im Kreis Euskirchen geht weiter

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  • Bis 2030 werden die Ortsumgehungen Weiler in der Ebene und in Kuchenheim wohl laut Bundesverkehrswegeplan nicht gebaut.
  • Die Enttäuschung im Kreis Euskirchen war groß, doch die Betroffenen wollen nicht aufgeben.

Kreis Euskirchen – Die Enttäuschung in Weiler in der Ebene und in Kuchenheim war groß, nachdem bekannt geworden war, dass die Umgehungen um die Orte laut Bundesverkehrswegeplan wohl bis 2030 nicht gebaut werden. Doch die Betroffenen geben nicht auf.

Weiler in der Ebene

Die Schockstarre hat sich gelöst, ein Plan ist geschmiedet. Uwe Zerpowski, der Vorsitzende der Bürgerinitiative, die seit Jahren für eine Umgehung von Weiler in der Ebene kämpft, will mit der Stadtverwaltung gemeinsame Sache machen, um den Schwerlastverkehr doch noch aus dem kleinen Ort zu verbannen. Wird nämlich der Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP), der von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am 16. März vorgestellt worden ist, umgesetzt, geht Weiler in der Ebene leer aus.

260 Milliarden sollen in Verkehrsprojekte gesteckt werden – Weiler in der Ebene erhält davon keinen Cent. „Dabei wird die Belastung durch die Lkw immer größer“, klagt Zerpowski. Dennoch ist das Projekt im BVWP von der Stufe „Vordringlicher Bedarf“ in die Kategorie „Weiterer Bedarf“ zurückgestuft worden. Eine Realisierung bis 2030 ist somit höchst unwahrscheinlich, sollte der Bundestag dem Entwurf Dobrindts zustimmen.

Wie sieht also Zerpowskis Plan aus? „Ich würde mir wünschen, die Bezirksregierung, den Rhein-Erft-Kreis und den Spediteur an einen Tisch zu bekommen und nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen“, so Zerpowski. Es bringe nichts, weiter auf Konfrontationskurs mit dem Unternehmer zu gehen, der ein Durchfahrtsverbot für Lkw über 7,5 Tonnen bereits gerichtlich gekippt habe, sagt der Vorsitzende der Bürgerinitiative. Vielmehr wolle er ihn überzeugen, dass auch er Vorteile von einer Ortsumgehung habe, die zwei Kilometer lang sein und 3,7 Millionen Euro kosten soll. „Ich habe Hoffnung,“, sagt Zerpowski.

Um sein Vorhaben zu konkretisieren, traf er sich am Dienstagnachmittag mit Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen und dem Beigeordneten Ottmar Voigt. „Es hat schon eine andere Aussagekraft, wenn die Stadt den Kontakt zur Bezirksregierung“, sagt Zerpowski. Die Zülpicher Verwaltung möchte mit der Bürgerinitiative weiter an einem Strang ziehen. Auch den Kreis wollen alle Beteiligten ins Boot holen. „Es macht absolut Sinn, gemeinsam vorzugehen. Die Ortsumgehung ist wichtig und uns eine Herzensangelegenheit“, sagte Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen, der das Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung am 19. April behandeln möchte: „Das Thema ist zu wichtig, um ein Politikum daraus zu machen. Wir ziehen in Zülpich an einem Strang.“

Kuchenheim

Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) hat bereits Stellung zum BVWP bezogen. Die Umgehung Kuchenheim (B 56 n) war in den „weiteren Bedarf“ herabgestuft worden. Friedl bittet in seinem Schreiben um eine Wiederaufnahme in den „vordringlichen Bedarf“. Dies sei schon durch die Geschichte der Maßnahmen begründet, die bis in die 1970er- Jahre zurückgehe. „Eine Verkehrsuntersuchung aus dem Jahre 2015 hat festgestellt, dass die Verkehrsqualitäten an einigen Knotenpunkten bereits mangelhaft sind“, so Friedl. 15 000 bis 20 000 Fahrzeuge führen täglich durch den Ort, einige Knotenpunkte wiesen die Qualitätsstufe E auf. „Ab Stufe D werden üblicherweise umgehend Maßnahmen ergriffen“, erklärt der Bürgermeister: „In diesem Fall steht nur die seit Jahren geplante Ortsumgehung Euskirchen als einzig wirksame Maßnahme zur Verfügung. Insofern stellt das Projekt der B 56 n nicht nur einen vordringlichen Bedarf dar, sie würde auch einen Engpass beseitigen.“

Die Planung für die Ortsumgehung sei fertiggestellt und liege seit 2013 dem Landesverkehrsminister sowie dem Bundesverkehrsminister vor. Im Vergleich zu einigen Maßnahmen des vordringlichen Bedarfs wie etwa der B 64n östlich von Münster sei die B 56n deutlich weiter fortgeschritten und könnte zügig umgesetzt werden. „Mir ist bewusst, dass zahlreiche Wünsche zum Bundesverkehrswegeplan vorgetragen werden. Ich bin jedoch überzeugt, dass kein zweites Projekt im weiteren Bedarf so weit fortgeschritten ist und eine Einstufung in den vordringlichen Bedarf uneingeschränkt rechtfertigt“, so Friedls Fazit.

Beratungen über Stellungnahme

Der Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr des Kreises berät am Mittwoch ab 16 Uhr über eine Stellungnahme zum Entwurf des Bundesverkehrswegeplans.

Dabei geht es neben Weiler in der Ebene und Kuchenheim um die Umgehung Roggendorf und den Lückenschluss der A1. Die Sitzung, die im Kreishaus (Saal 1) stattfindet, ist öffentlich. Ab 17 Uhr tagt der Kreisausschuss. (sch)

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