„The Good Food“Die Lebensmittelretterin von Köln – neuer Laden in der Venloer Straße

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Nicole Klaski war seit rund vier Jahren nicht mehr einkaufen. Denn sie isst, was normalerweise im Müll landet: krummes Gemüse, zu kleine Kartoffeln, abgelaufene Milchprodukte.

Seit vergangenem Samstag können die Kölner es ihr gleich tun. In der Venloer Straße eröffnete Klaski jetzt ihren eigenen Laden. Man könnte auch sagen: den ersten Reste-Supermarkt Kölns.

Kein unbekannter Name

Die Idee, das Start-up „The Good Food“ zu gründen, kam der 33-Jährigen vor etwa zwei  Jahren nach einem Aufenthalt in Nepal. „Dort hatten wir oft kein Wasser und keinen Strom. Als ich nach Köln zurück gekommen bin, kam es mir so verquer vor, wie viele Lebensmittel wir einfach wegwerfen“, sagt Klaski.

„The Good Food“ ist im Veedel kein unbekannter Name: Sie und ihre beiden Mitstreiter verkauften schon über ein Jahr lang jeden Dienstagnachmittag unansehnliches Obst und Gemüse vor dem Café „Weltempfänger“. Im vergangengen Jahr hatte Nicole Klaski ein kleines Ladenlokal in der Wahlenstraße angemietet. Nun hat sie ein festes Geschäft in der Venloer Straße 114 eröffnet.

Fenchel, Salat oder Radieschen kommen frisch vom Feld. „Wir machen die Nachernte selbst“, sagt Klaski. Alles, was der Bauer stehen lasse – also zu kleines und zu krummes Gemüse oder das, was gar im Überfluss vorhanden ist – sammeln sie und ihre Mitstreiter eigenhändig von den Feldern. Momentan noch in Karst, nach Bauern in der näheren Umgebung suchen sie noch.

Mindesthaltbarkeitsdatum nur eine Empfehlung

Das Brot – vom Vortag – wird von einer Bäckerei in Nippes gespendet. Daneben stehen Einmachgläser mit eingelegtem Gemüse, Oliven oder Tomatensoße, aber auch Schokolade und Tee.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist bei fast allen Produkten überschritten. „Das aufgedruckte Datum ist nur eine Empfehlung, auf keinen Fall sind die Produkte schlecht“, sagt die studierte Juristin, die dafür plädiert, seine Sinne zu nutzen – und erst dann zu entscheiden, ob etwas noch genießbar ist. Tatsächlich sei sie aber verpflichtet, die Kunden darauf hinzuweisen, dass die Lebensmittel abgelaufen sind.

„Zahl, was es dir wert ist“, steht auf einem Schild aus Pappe. Im „The Good Food“ gibt jeder, was er will. Das gleiche sich schon aus, so die Gründerin. Von Centbeträgen bis zur großzügigen Spende sei alles dabei. Der temporäre Laden finanziert sich aber auch durch die Vermietung einzelner Regale an Menschen mit ähnlichen Ideen, die sich kein eigenes Geschäft leisten können: Verkauft werden recycelte Taschen aus Kolumbien, oder etwa die Marmeladen von Heide Eisenacher, die auch verschiedene Produkte aus Walnüssen herstellt. Das Gemüse, das Klaski am Ende des Tages nicht verkauft, kocht sie ein oder stellt daraus Aufstriche her: „Alles, was noch lecker ist, soll auf den Teller und nicht in die Tonne.“

The Good Food, Venloer Straße 414, geöffnet Mittwoch bis Samstag 11 - 19 Uhr.

Rundschau abonnieren