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SegelfliegenLuftsportverein Wipperfürth bildet Nachwuchspiloten aus

Lesezeit 4 Minuten

Wipperfürth – Seil stramm, das Kommando „Fertig“ an Startleiter Georg Krämer melden, es geht los. Der Rettungsfallschirm sitzt eng, die Spitze des Flugzeugs rast auf die knallrote Winde am Ende des Grüns zu. Im Hintergrund der Kirchturm von St. Anna in Hämmern. Der schneeweiße Rumpf hebt ab und dreht in Richtung Finkelnburg. Doch das Wetter erzeugt nicht genügend Thermik. Zumindest heute nicht.

Verbotene Sektoren

Um Kollisionen mit Verkehrsflugzeugen zu vermeiden, ist der Luftraum weltweit strukturiert. Verschiedene Klassen regeln unter anderem die Höhe, in die Segelflugzeuge vorstoßen dürfen.

Über dem Flugplatz Wipperfürth sind 1981 Meter erlaubt, sagt LSV- Jugendleiter Philip Blechmann. Die Hansestadt liegt im Einzugsbereich der Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf und Dortmund. In Lindlar seien nur 762 Meter zulässig, weil die Gemeinde näher an den Flugschneisen des Flughafens Köln/Bonn liege.

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Segelfliegen bietet die unterschiedlichsten Möglichkeiten, über der Erde zu schweben. Die einen drehen ein paar Runden zur Entspannung, die anderen suchen ihre Bestätigung in ausgetüftelten Langstreckenflügen zwischen Rhein und Sauerland oder machen gar die Kunstfluglizenz. Sie alle beginnen jedoch mit der Pilotenlizenz SPL („Sailplane Pilot Licence“), die auf dem Flugplatz Neye gelehrt wird. 15 Nachwuchssegler betreut Fluglehrer Stefan Strasser aktuell.

Jan Friese aus Hückeswagen ist momentan einer der stolzesten der insgesamt 50 Wipperfürther Segler. Schon der Opa begeisterte sich für das Fliegen, vor einigen Wochen ist der 16-Jährige zu seinem ersten Alleinflug gestartet. Ziemlich aufgeregt, wie er zugibt. Der Lehrer ebenfalls, schmunzelt Strasser. Aus rund 300 Metern Höhe hat er sich die Hansestadt angesehen, hat den Landeanflug über die Nordtangente sicher eingeleitet und einen großen Schritt für seine SPL geschafft. Der erste Alleinflug bleibe für jeden Piloten unvergesslich, nicken die Mitstreiter.

Fliegen sei Mannschaftssport, betont Katharina Weisheit, Segelflug-Referentin im Luftsportverein Wipperfürth (LSV). Bei der Kontrolle vor jedem Abflug, beim richtigen Rangieren des Flugzeugs oder beim Start mit Hilfe der Winde – überall seien helfende Hände gefragt, auch wenn es im Cockpit der zweisitzigen ASK 21 eher beengt zugeht.

Mindestens 70 und höchstens 110 Kilogramm darf der Pilot wiegen. Er muss groß genug sein, um die Pedale für das Seitenruder zu erreichen – wobei spezielle Sitzunterlagen und Bleigewichte fehlende Zentimeter oder Kilos ausgleichen. Eines der wichtigsten Instrumente an Bord ist zugleich das günstigste: Der auf der Cockpithaube angeklebte Wollfaden zeigt dem Piloten an, ob sich das Flugzeug wirklich im minimalsten Luftwiderstand bewegt. Rutscht der Faden zur Seite, muss er gegensteuern.

In bis zu 2500 Meter Höhe schraubt sich der Segler bei gutem, warmem Wetter mühelos (siehe Kasten) und kann bis zu 280 Stundenkilometer schnell werden. „Höhe in Strecke umsetzen“ nennt Katharina Weisheit die Taktik der Streckensegelflieger. Die Runde von Wipperfürth an den Rhein bei Langenfeld, hinüber nach Brilon und zurück in die Hansestadt ist aktuell beliebt. Wie man Aufwinde geschickt nutzt, um weiter zu kommen, ist ebenfalls Teil der Grundausbildung.

70 bis 80 Starts benötigen die Flugschüler durchschnittlich, bevor sie das erste Mal alleine abheben dürfen. Zuvor muss auch die Theorie sitzen. Aerodynamik und Sicherheitskunde werden meist in den Wintermonaten gelehrt. Alle angehenden Piloten sind in der Lage, die Wetterentwicklung zu deuten, das menschliche Leistungsvermögen zu bewerten und sind fit im Luftrecht. Rechts-vor-links-Vorfahrtsregeln am Himmel, das gibt es tatsächlich.

Der LSV bemühe sich, durch viele ehrenamtliche Leistungen die Kosten der Komplettausbildung für den Nachwuchs auf 1500 bis 2000 Euro zu begrenzen, sagt Weisheit. Einmal ausgebildet, blieben Segelflieger dem Sport oft ein ganzes Leben lang treu. „Wer einmal unter den Wolken war, will immer wieder dorthin zurück.“

Selber fliegen - so geht´s

Die Segelfluglizenz kann ab dem 16. Lebensjahr erteilt werden. Das Mindestalter zu Beginn der Ausbildung liegt bei 14 Jahren. Sie dauert im Schnitt zweieinhalb bis drei Jahre.

Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Den Winter nutzt der LSV regelmäßig für den theoretischen Unterricht, im Sommer wird die Technik vermittelt und gestartet. Samstags ab 14 Uhr und sonntags ab 10 Uhr ist der Flugplatz Neye, Beverstraße, bei gutem Wetter geöffnet.

Ausführliche Informationen zu den Anforderungen an künftige Piloten, Einzelheiten zur fliegerischen Ausbildung, Schnupperkurs-Angebote und Kontakt zum LSV gibt es im Internet. (sfl)

www.edkn.de

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