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Kunstwerk in KölnWo bleibt der Obelisk für den Breslauer Platz?

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Obelisk

Den Kreisverkehr am Breslauer Platz soll der Obelisk der Künstlerin Rita McBride zieren. Der Beschluss des Stadtrats ist über zwei Jahre alt. Bald könnte es soweit sein.

Köln – Im alten Ägypten galten Obelisken als steingewordene Strahlen des Sonnengottes. Die Baukörper symbolisierten die Beziehungen zur Götterwelt. Es ging also um längere Zeiträume, auf das ein oder andere Jahr kam es bei der Fertigstellung nicht an. Das Denken in Ewigkeitszeiträumen ist auch der Kölner Stadtverwaltung nicht fremd, vom geplanten Obelisk ist auf dem Breslauer Platz jedenfalls noch nichts zu sehen. Dabei wurde die Annahme des Kunstwerkes bereits vor über zwei Jahren beschlossen.

Die Kulturstiftung der Sparda-Bank West vergibt seit 2005 den Kunstpreis NRW. Der Stadt Köln fiel im Rahmen des Wettbewerbs 2013 der "Obelisk of Tutankhamun" in den Schoß. Er wurde erdacht von der Künstlerin Rita McBride, Leiterin der Düsseldorfer Kunstakademie. Das schnell als "Carbon-Spargel" verspottete Objekt soll den Kreisverkehr auf dem Breslauer Platz zieren.

Bezug zum urbanen Chaos

Mit der Gestaltung des acht Meter hohen Obelisken nimmt McBride durchaus humorvoll Bezug auf das "urbane Chaos" der Umgebung. Der Obelisk stehe irgendwo im Nirgendwo und gebe eine architektonische Achse vor, die niemals existiert hat. Nach langer Debatte hatte der Stadtrat gegen die Stimmen der Grünen der Annahme der Schenkung im Wert von rund 100 000 Euro zugestimmt.

Das war bereits im Dezember 2014. Doch noch immer ist kein Strahl zu den Gottheiten am Breslauer Platz auszumachen. Mit der irdischen Produktion des Obelisken hat die Stadt nichts zu tun. Er wurde von einer Firma in Süddeutschland gefertigt, Spezialisten haben für das Objekt Carbonfasern um ein stählernes Gerüst gewickelt. Seit Ende des Jahres ist die Spitze Säule fertig und wartet in einem Lagerraum auf ihre Bestimmung. Derweil hat sich die Stadt Köln an der Fertigung des Fundamentes verhoben.

Der Obelisk soll auf einem Sockel stehen, der wiederum in einem etwa 1,50 Meter breiten Betonfuß ruht. Der Sockel beherbergt vier Stahlkugeln, in die der Obelisk verschraubt wird. Die erste Ausschreibung für das Fundament ging nur leider "in die Hose", wie es Gerd Neweling, Leiter des Amtes für Brücken und Stadtbahnbau, ausdrückt. Es seien exorbitant hohe Angebote eingegangen. Im zweiten Anlauf ist nun eine ausführende Firma gefunden worden. Mit der soll es in Kürze einen Planungstermin zur näheren Gestaltung geben. Die Kosten für das Fundament wird die Stadt tragen, sie belaufen sich auf rund 40 000 Euro.

Künstlerin verwundert über Langsamkeit

Als nächstes steht ein Termin der städtischen Ämter mit der Agentur der Künstlerin an. Rita McBride selbst möchte sich lieber nicht äußern. Dennoch ist die Verwunderung über das Tempo der städtischen Arbeitsprozesse deutlich zu vernehmen. Zumal das Fundament nach Fertigstellung noch rund sechs Wochen aushärten müsse. Aufgestellt wird das monolithische Objekt am Breslauer Platz dann mit einem Spezialkran.

Das dürfte noch bis zum Frühjahr oder auch Sommer dauern. Die Kölner dürfen oder müssen - je nach Sichtweise - sich also noch gedulden, bevor sie den Obelisk sehen. Und sie müssen sich auf ein tiefschwarzes Objekt einstellen. Der Carbon werde noch dunkel lackiert, teilt die Künstleragentur mit. Genau wie in Essen, dort ist eine weitgehend identische Stele bereits zu sehen. An der Emscher ließ McBride den Obelisk 2010 aufstellen.

Nach Köln hat die Sparda-Bank übrigens auch der Stadt Recklinghausen ein Geschenk gemacht: den "Hasentempel" der japanischen Künstlerin Leiko Ikemura. Er ist Ende 2015 feierlich eingeweiht worden. Mit Sockel.

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