LinzenzLindgren-Erben wollen von Kitas Geld für die Namensrechte der Villa Kunterbunt

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Kreis Euskirchen – Sie wohnt mit ihrem Pferd und dem kleinen Affen Herrn Nilsson unter einem Dach und singt ihr Lied „Zwei mal drei macht vier – widdewiddewitt und 3 macht 9e!“ Ihr Name ist Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf – kurz Pippi Langstrumpf.

Das Haus der Heldin aus der Feder der schwedischen Autorin Astrid Lindgren ist genauso berühmt: die Villa Kunterbunt. Doch 14 Jahre nach dem Tod der Kinderbuchautorin ziehen dunkle Wolken über dem Taka-Tuka-Land auf: Die Erbengemeinschaft Lindgrens versucht von Schweden aus, die Markenrechte, die dort für den Bereich „Erziehung, Ausbildung, Unterhaltung, Betrieb von Kindergärten und Kindertageseinrichtungen“ seit 2007 gelten, auch in Deutschland durchzusetzen.

Lizenzgebühr von 500 Euro

Demnach würde für eine Kindertagesstätte, die sich mit dem Namen Villa Kunterbunt schmückt, eine Lizenzgebühr von 500 Euro fällig – pro Jahr! Bundesweit gibt es mehr als 350 Kitas, die den Namen des Haues tragen, in dem Pippi und ihre Freunde Annika und Tommy so manches Abenteuer erlebt haben – sehr zum Missfallen der Erbengemeinschaft: Sie habe die Namensgebung nicht gestattet, macht sie geltend. Ein Vorwurf, der Helga Emonds trifft. Sie ist Tagesmutter und ihre Kindertagespflegeeinrichtung in Hoven heißt Villa Kunterbunt, „weil ich den Namen so schön finde und die Kinder so herrlich kunterbunte Charaktere haben“. 

Eine Lizenzgebühr für den Namen will die 57-Jährige, die sich vor allem um U 3-Kinder kümmert, nicht bezahlen: „Bevor ich das mache, ändere ich den Namen. Es wäre zwar schade, aber das sehe ich nicht ein. Der Name steht ja nur auf meiner Website“, sagt Emonds.

Namen geändert

Andreas Houska, Geschäftsführer der Awo Rhein-Erft & Euskirchen, zeigt sich entspannt. Bis vor etwa einem Jahr hieß die Kita der Arbeiterwohlfahrt in Roggendorf noch Kunterbunt.

„Wir haben den Namen mittlerweile geändert. Fantasienamen haben sich bei den Bürgern und der Politik nicht durchgesetzt. Es war doch immer die Kita Roggendorf oder die Kita Glehn“, sagt Andreas Houska.

Auch er wäre nicht bereit, eine Lizenzgebühr für den Namen zu zahlen. „Dann hätten wir die Kita halt umbenannt“, sagt er. Er sei sicher, dass Astrid Lindgren sich im Grabe umdrehen würde, wenn sie von dem Vorhaben der Erbengemeinschaft etwas mitbekommen würde: „Erwachsene und Kinder haben so viele positive Assoziationen mit dem Namen Villa Kunterbunt. Damit verbinde ich Kindsein und Lebensfreude. Das soll jetzt Geld kosten?“

Gruppennamen

Googelt man im Internet nach einer Villa Kunterbunt in Euskirchen, findet man den Eintrag einer Kita in Kirchheim. Das ist aber nur zum Teil richtig. Der dortige städtische Kindergarten trägt diesen Namen nicht. Allerdings heißt eine der beiden Gruppen Villa Kunterbunt, die andere Lummerland.

Die Pressesprecherin der Stadt Euskirchen, Silke Winter, stellt klar: „Wenn der Gruppenname zum Problem werden sollte, benennen wir die Gruppe einfach um.“ Für die Lummerland-Gruppe des Kirchheimer Kindergartens bleibt zu hoffen, dass die Erben von Michael Ende nicht auf eine ähnliche Idee kommen wie die Lindgren-Erben...

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