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Clouston nach Haie-Aus„Der Eishockey-Gott hat es nicht gut mit uns gemeint“

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Clouston nach Haie-Aus

Kölns Cheftrainer Cory Clouston verlässt nach dem 0:1 das Feld.

Köln – Im Augenblick der Niederlage sind Erklärungen gefragt. Als es darum ging, am Dienstagabend die Leere nach dem Playoff-Viertelfinalaus der Kölner Haie mit Begründungen erträglicher zu gestalten, bemühten Cory Clouston und Christian Ehrhoff höhere Kräfte. „Manchmal ist der Hockey-Gott einem gewogen, diesmal war er es uns nicht“, sagte Coach Clouston. Auch Star-Verteidiger Ehrhoff haderte mit dem Schicksal: „Das letzte Quäntchen Glück hat gefehlt. Der Eishockey-Gott hat es nicht gut mit uns gemeint.“

Nur acht eigene Treffer

Die reinen Fakten standen den Erklärungen des kanadischen Trainers und eines seiner wichtigsten Spieler nach dem 0:1 gegen die Wolfsburg Grizzlys im entscheidenden siebten Spiel der Viertelfinalserie aber entgegen. Obwohl die Kölner im Schnitt nur zwei Gegentore pro Spiel hinnehmen mussten, gingen sie als Verlierer vom Eis. Lediglich acht eigene Treffer, davon nur drei Stürmertore und keines bei Fünf gegen Fünf haben letztlich Einzug ins Halbfinale unmöglich gemacht. „Das Problem hatten wir schon die ganze Saison über“, räumte Cory Clouston ein. Im Fall der Haie hat die Defensive Spiele gewonnen, die Offensive wäre aber für den Titelgewinn bitter nötig gewesen.

„Um Spiele gewinnen zu können, muss man Tore erzielen“, erklärte Philip Gogulla, der als Topscorer der Hauptrunde sicher zu den Enttäuschungen im Haie-Team während der Serie zählte. Natürlich fehlte bei den Pfostentreffern von Shawn Lalonde und Travis Turnbull das Glück. Insgesamt aber mangelte es den Kölnern gegen die starke Defensive der Wolfsburger mit einem überragenden Felix Brückmann im Tor neben der nötigen Lockerheit vor allem an Qualität.

Verlust von Hager wiegt schwer

Stareinkauf Max Reinhart verfolgte die letzten drei Spiele der Serie nur noch von der Tribüne aus. Seine Zeit in Köln ist nach nur einem Jahr ebenso abgelaufen wie die von Dane Byers und Johannes Salmonsson. Die Verträge dieses Trios laufen aus. Alle anderen Spieler sind noch an den KEC gebunden, wobei die in den Playoffs nicht berücksichtigten Marcel Ohmann und Torsten Ankert sich wohl neue Vereine suchen sollen.

Am schwersten aber wog der Verlust von Patrick Hager. Erst steckte der beste KEC-Stürmer mit Start des Viertelfinals in einem Formtief, dann suspendierte ihn die Clubleitung nach dem 1:5 in Spiel vier und einem 1:3-Rückstand in der Serie: „Wir wissen immer noch nicht zu 100 Prozent was für Patricks Freistellung ausschlaggebend war. Vielleicht wird es noch aufgelöst. Entscheidend ist aber, dass es schwer ist, in den entscheidenden Spielen auf seinen besten Stürmer verzichten zu müssen“, machte Christian Ehrhoff klar.

Philip Gogulla zählte wegen des „Theaters um Hager“ gar die Verantwortlichen in der Geschäftsstelle an: „Es ist nicht die Wahrheit gesagt worden. Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen geklärt wird und die Verantwortlichen sich darüber Gedanken machen, wie es hier weitergeht.“ Auf die Frage, wen er konkret meine, antwortete der Nationalspieler nur: „Wer eins und eins zusammenzählen kann, wird clever genug sein, es herauszufinden.“

Im Zentrum des Hager-Theaters steht Geschäftsführer Peter Schönberger, der sich immer dicht bei der Mannschaft aufhält – viele meinen zu dicht. Unklar bleibt, wer die Suspendierung des Spielmachers, der spätestens im Sommer 2018 nach München wechseln wird, initiiert hat. Während Schönberger behauptet, es sei eine Entscheidung der sportlichen Leitung um Manager Mark Mahon und Clouston gewesen, soll der Trainer dem Team gesagt haben, dass die Freistellung Wille der Organisation, sprich von Hauptgesellschafter Frank Gotthardt und Schönberger, gewesen sei. Klingt nach „Schwarzer-Peter-Spiel“ mit dem Bauernopfer Hager und inklusive Vertrauensverlust der Spieler in die Führung.

Frust und verkrampfter Wille

Trotzdem bäumte sich das Team gegen das drohende Saisonaus auf und erkämpfte sich mit zwei Siegen das Entscheidungsspiel in eigener Halle. „Das zeigt den guten Charakter des Teams. Ich bin enttäuscht für sie, aber nicht enttäuscht von ihnen“, lobte Cory Clouston seine Spieler.

Zwei Siege und das Momentum sind aber noch keine Garantie für einen dritten Erfolg. „Wir hatten genug Chancen. Irgendwann kam der Frust und der verkrampfte Wille, es perfekt machen zu wollen“, beschrieb der Haie-Coach. Dabei braucht es nur Glück und Können.

Beides hatte der Wolfsburger Tyson Mulock, als er hinter dem Tor stehend, den Schläger von Hai Nick Latta anschoss, von wo aus der Puck über KEC-Torwart Gustaf Wesslaus Schlittschuh eine winzige Lücke zum entscheidenden 1:0 fand (28.). Ein Tor, bei dem der „Eishockey-Gott“ seine Hände im Spiel gehabt haben musste.

So geht es weiter für die Kölner Haie

Während die Wolfsburg Grizzlys und ihr Trainer Pavel Gross am Freitag bei den Nürnberg Ice Tigers in das Playoff-Halbfinale starten, müssen die Kölner Haie den vorzeitigen Sommerurlaub antreten. Am Donnerstag führt die sportliche Leitung des Clubs die üblichen Einzelgespräche mit den Spielern. Am Wochenende soll dann die große Saisonabschlussfeier mit den Fans steigen.

Keine Informationen seitens des Clubs gab zu dem für Mittwoch angekündigten Treffen von Manager Mark Mahon mit dem freigestellten Patrick Hager. Offen blieb damit auch die Frage nach der unmittelbaren Zukunft des 28-Jährigen, der noch bis Sommer 2018 einen Vertrag bei den Haien besitzt. Spätestens nach Ablauf dieses Vertrages wechselt der Nationalspieler zu Red Bull München.

Die KEC-Verantwortlichen verzichteten auch auf eine offizielle Stellungnahme zu einer möglichen Aufhebung von Hagers Suspendierung. „Das wird intern geregelt“, erklärte Sprecher Philippe Rasch. (sam)

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