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Nach „Paradies“ am EifelwallRolf „Ketan“ Tepel will mit Anwohnern ins Gespräch kommen

Lesezeit 3 Minuten
„Vor allem die Kinder sind sehr neugierig“, hat Ketan festgestellt. Nahezu täglich bearbeitet er Kronkorken, die er für 13 Euro das Stück verkauft.

„Vor allem die Kinder sind sehr neugierig“, hat Ketan festgestellt. Nahezu täglich bearbeitet er Kronkorken, die er für 13 Euro das Stück verkauft.

Neustadt-süd – Er ist wieder da. Alles ist eine Nummer kleiner als im „Paradies“ am Eifelwall. Und auch die Idee ist leicht verändert. Rolf „Ketan“ Tepel hat sich vorgenommen, aus dem ein wenig ungemütlichen Eierplätzchen einen Ort zu machen, wie ihn sich die Menschen wünschen. Klingt paradiesisch. Ist auch so gemeint. Und weniger als irgendwas auf dem Niveau von Garten Eden kann er einfach nicht.

Ketan sitzt am Rand des Eierplätzchens vor einem großen Steinquader und schlägt Kronkorken platt. „Ich mache hier ja quasi eine Bodenstudie“, beschreibt er, was ihn gerade umtreibt. Er hat den Platz gefegt, geharkt und gesäubert. Dabei hat er 1800 Kronkorken von Bierflaschen gesammelt. Platt geschlagen verkauft er die an Passanten für 13 Euro das Stück. Mit den Einnahmen will Ketan den Platz attraktiver machen: „Ich nenne die Kronkorken Eierplätzchen-Doller, damit das Eierplätzchen doller wird.“

„WeltFried“ als großes Ziel 

„Frieden“ bleibt das große Thema des Mannes, der bereits in seinem „Paradies“ am Eifelwall den „WeltFried“ mit konsequenter Gewaltlosigkeit als großes Ziel ausgegeben hatte. Nun diskutiert er mit Passanten auf dem Eierplätzchen über die Platzgestaltung. „Ich bin hier ja sozusagen Landschaftsmaler.“ Aber auch über andere Fragen wird gesprochen: „Wie gestalten wir den Frieden? Dass wir Krieg können, haben wir hinlänglich bewiesen.“ Mitreden kann übrigens jeder. Der „Friedstifter“ ist nahezu täglich in der „Kernzeit“ von 12 bis 13 Uhr auf dem Platz am – wo sonst? – Friedenspark zu sprechen.

Ketan sucht Unterstützer. Denn es ist natürlich doppelt anstrengend, ein neues Paradies zu schaffen, während man das alte noch abwickeln muss. Die städtische Gebäudewirtschaft hat ihm über eine Rechtsanwaltskanzlei für die Räumung des „Paradieses“ am Eifelwall vor zwei Jahren eine Rechnung über rund 38 000 Euro präsentiert. Die Kanzlei droht mit Zwangsvollstreckung.

38.000 Euro Räumungskosten

Auf Anfrage äußert sich die Gebäudewirtschaft schriftlich: „Im Zuge der Räumung des städtischen Grundstücks am Eifelwall sind der Stadt Räumungskosten entstanden, für die der Verursacher verantwortlich zu machen ist. Die Räumung fand Mitte des Jahres 2015 statt. Die Forderung wird seit Ende 2016 geltend gemacht. Formal notwendige Schritte zur Durchsetzung der Zahlungspflicht konnten erst im November 2016 eingeleitet werden.“

Das Eierplätzchen ist übrigens das Zentrum eines stadtweiten Projektes, das Ketan vor 13 Jahren angestoßen hat. Rückblende: Damals hat er gesehen, wie die alte Eisenbahnbrücke über die Bonner Straße neben der Shell-Tankstelle abgerissen wurde. „Die Brücke war denkmalgeschützt. Das hat sie trotzdem nicht vor dem Abriss bewahrt. Ein Entsorgungsunternehmen sollte die Steinblöcke fortschaffen. Ich habe dem Unternehmer 88 Blöcke für 500 Euro abgekauft.“ Die stehen jetzt über die ganze Stadt verteilt – symbolhaft.

Im Geiste der Fluxus-Bewegung

Immer wieder Anlass für Pro und Kontra bei den Gesprächen mit den Passanten geben die Werkzeugstiele von Harke, Besen und Hammer. Ketan hat sie schwarz-rot-gold bemalt. Schwarz unten, in der Mitte Rot, oben Gold. „Das Schwarz steht für die Erde, auf der wir stehen, das Rot für das Leben und das Gold für den Geist. Unten mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehend, sind es oben mein Geist und meine Achtsamkeit, die das Umfeld verändern. Ich bin verantwortlich“, formuliert der Künstler im Geiste der Fluxus-Bewegung und erinnert an Joseph Beuys: „Jeder ist ein Künstler am Gesamtkunstwerk Erde.“ Wer daran mitmodellieren möchte, ist jederzeit eingeladen – sonntags bei Kaffee und Kuchen.

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