1.000 BesucherKölner Comicmesse in Mülheim wartete mit 200 Ständen auf

Lesezeit 3 Minuten
Da geht Comic-Fans das Herz auf: In der Mülheimer Stadthalle präsentierten Aussteller Hefte, Bücher und Devotionalien.

Da geht Comic-Fans das Herz auf: In der Mülheimer Stadthalle präsentierten Aussteller Hefte, Bücher und Devotionalien.

Köln – Kiste um Kiste wird durchforstet und mit geschultem Blick auf fehlende Hefte und Raritäten geprüft. Von alten deutschen Comics, über Asterix und Obelix, bis hin zu den bekannten amerikanischen Superhelden – die Comicmesse in der Mülheimer Stadthalle bot am Samstag über 1000 Liebhabern der bunten Heftchen an 200 Ständen eine Menge zu entdecken. „Dieses Flohmarkt-Flair unterscheidet sie von den großen Conventions, wo hauptsächlich Merchandise verkauft wird“, beschreibt Student Christian den Reiz der Messe, ehe er sich voller Eifer wieder auf die Suche nach alten X-Men Heften macht.

Einige junge Leute sind zum ersten Mal nach Mülheim gekommen, für andere ist die Messe seit Jahrzehnten ein Treffpunkt. Heinz Mohlberg aus Bergheim ist seit 40 Jahren in der Comicszene unterwegs, seit 15 Jahren ist er mit einem Stand in Mülheim vertreten. Er ist einer von drei Verlegern, die die alten Comics von Hansrudi Wäscher neu auflegen dürfen. Mohlbergs Angebot umfasst Wäschers bekannte Helden wie Sigurd, Falk und Nick, die im Großformat zirka 20 Euro kosten. „Das Programm ist aus Nostalgie entstanden, viele Leute kommen und kaufen sich ein Stück ihrer Jugend zurück“, lacht Mohlberg. Ralf Malherbe aus Düren hat sich gleich mehrere Abenteuer seiner alten Helden gesichert. „Ich bin 1959 in die Schule gekommen, da galten Comics noch als Schund. Es kam vor, dass unser Schulleiter durch die Klassen ging und mit Ärger drohte, sollte er Sigurd-Hefte bei uns entdecken“, erinnert er sich.

Heute sind Comics im Mainstream der Popkultur etabliert. Viele junge Leute entdecken Klassiker oder moderne Interpretationen bekannter Helden für sich. Gerade deshalb wolle man versuchen das Publikum weiter zu verjüngen, sagt Tom Götze, Veranstalter der Messe. „Wir werden noch mehr Zeichner einladen und wollen durch Zeichenkurse und Lesungen interaktiver werden“, erzählt er.

Ein junger Künstler, dem die Atmosphäre der Kölner Comicmesse sehr gefällt, ist der Duisburger Illustrator Philipp Dörr, der durch Freunde in die Comicbranche gekommen ist. „Eigentlich bin ich gelernter Tätowierer“, lacht Dörr und zeigt dabei auf seine zahlreichen Verzierungen auf der Haut. Mittlerweile ist der Zeichner von großen Verlagen lizenziert und darf individuelle Cover für Deadpool oder Star Wars entwerfen. Ausgaben mit eigens gezeichneten Covern sind bei Sammlern besonders beliebt, doch auch günstigere Werke wie Postkarten stehen zum Verkauf. „Uns ist wichtig die Fans zu erleben und für sie da zu sein. Wir lassen uns auch von Besuchern inspirieren“, erklärt Dörr, bevor er einem Kunden eine Batman-Geschichte mit eigenem Cover ans Herz legt.

Auch weniger bekannte Werke und Autoren bekamen auf der Kölner Comicmesse eine Bühne. Die Zeichnerinnen Dana Johns und Jenny Werner aus Köln haben erst im März ihren Webcomic „Dandelion“ begonnen. „Es ist im Grunde eine Geisterjägergeschichte, die in einer dystopischen Version von Köln spielt“, verrät Dana Johns, die das Konzept im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit entwickelt hat. Noch steht das Projekt mit einem Kapitel ganz am Anfang. Auf der nächsten Messe im November, wollen sie den Kölner Science-Fiction-Comic noch bekannter machen.

Rundschau abonnieren