Nabu-AktionDen Kröten im Kreis über die Straße helfen

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Mit weiblicher Hilfe in den Laichteich: Nur zu gern lassen sich die männlichen Kröten von den Weibchen auf der Wanderung im Frühling umhertragen.

Mit weiblicher Hilfe in den Laichteich: Nur zu gern lassen sich die männlichen Kröten von den Weibchen auf der Wanderung im Frühling umhertragen.

  • Gerade, wenn es besonders viel regnet, sind Kröten zu Tausenden auf den gefährlichen Straßen unterwegs.
  • Rund 25 Helfer haben sich dieses Jahr gemeldet, um sich unter der Regie des Kreisverbands des Naturschutzbunds (Nabu) der Krötenrettung zu widmen.
  • Bis zum Samstagabend hatten die Helfer 9483 Amphibien gerettet.

Mechernich-Eicks – Oft zeigt der März sich von seiner ungemütlichen Seite. Es ist kalt, es regnet, der Wind pfeift unangenehm über die Höhen. Für die Kröten ist das das Wanderwetter. Gerade, wenn es besonders viel regnet, sind sie zu Tausenden unterwegs. Sie krabbeln durch das Unterholz, über Stock und Stein, mit nur einem Ziel: zu dem Gewässer zu kommen, in dem sie selbst das Licht der Krötenwelt erblickt haben.

„Es gibt einem etwas, sie von der Straße aufzusammeln“, sagt Peter Berthold. Mit Taschenlampe, Sicherheitsweste, Eimer und Handschuhen ist er in der Dämmerung und den Abendstunden unterwegs an den Amphibien-Hotspots im Kreis, um die Tiere zu retten. Denn den Kröten, Fröschen und Molchen ist es herzlich egal, ob der Mensch eine Straße quer über ihren Lieblingswanderweg gebaut hat. Dem Autoverkehr sind die Tiere so hoffnungslos ausgeliefert.

K20 ist die Todesfalle

Berthold ist an diesem Abend in Eicks unterwegs. Zwei Laichgewässer bieten sich hier den Amphibien zur Eiablage an. Da ist zum einen der Graben des Schlosses Eicks, in dem die Tiere leben. Andere hingegen kommen aus dem Wald oberhalb des Schlosses, um durch das Tal auf die andere Seite zu dem Teich zu gelangen, der unweit des Wanderparkplatzes liegt.

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Todesfalle für die Tiere ist die K20, die genau diese Wege kreuzt. „Heute ist nicht viel los“, stellt Berthold fest. Es ist trocken, neun Grad zeigt das Thermometer. „Die Temperatur ist nicht das Problem, aber die wandern, wenn es feucht ist“, bestätigt Barbara Kühne. Mit Berthold, Sonja Labitzke und Birgit Esch ist sie in Eicks eingesetzt, um die Tiere sicher über die Straße zu bringen.

Rund 25 Helfer haben sich dieses Jahr gemeldet, um sich unter der Regie des Kreisverbands des Naturschutzbunds (Nabu) der Krötenrettung zu widmen. Genug können es nie sein. „Es ist ein Knochenjob“, sagt Berthold. Wenn es regnet, ist richtig viel los. Zwei Wochen nach dem Start kam ein Kälteeinbruch, der alles stoppte. „Unter fünf Grad geht gar nichts“, so Berthold. Bis zum Samstagabend hatten die Helfer 9483 Amphibien gerettet. Die Saison geht noch bis etwa Ende Mai.

„Wir brauchen händeringend jede Hilfe“, sagt Labitzke. Seit dem vergangenen Jahr ist sie bei der Krötenrettung dabei. Umso mehr freut sie sich, dass Birgit Pesch aus Eicks sich dazugesellt hat. Mit Labitzke repariert sie die löchrigen Krötenzäune oberhalb der Straße mit Haftklebeband. Der Zaun sei mittlerweile so alt, dass die Kröten sich darunter hindurch arbeiten, sagt Berthold. Allerdings sei im Gespräch, dass die Untere Naturschutzbehörde einen festen Zaun installieren wolle. „Ein Krötentunnel ist schon beim Bau der Straße installiert worden“, berichtet er.

Berthold geht mit Kühne zu den Eimern, die in regelmäßigen Abständen in den Boden eingegraben sind. Hier fallen die Amphibien hinein und können problemlos herausgenommen werden. „Eine Kröte und ein Frosch“, stellt sie fest. Beide werden zum Schlossgraben getragen. Auch die Gullys werden für die Amphibien zur Falle. Hier findet sich ein Krötenweibchen, das ein kleineres Männchen auf dem Rücken trägt. „Die Krötenmänner sind faul“, erläutert Berthold. Die ließen sich gerne huckepack tragen – egal von wem.

Eimerweise über die Straße getragen

Die Helfer beschließen, es für diesen Abend gut sein zu lassen. „Wenn es regnet, dann ist die meiste Arbeit“, erzählt Labitzke. Aber genau dann, wenn es am ungemütlichsten sei, gebe es die größten Erfolgserlebnisse, wenn die Amphibien eimerweise über die Straße getragen werden.

„Hardcore-Strecke“ zwischen Sistig und Krekel

An vielen Stellen sind die ehrenamtlichen Helfer des Naturschutzbundes (Nabu) aktuell unterwegs. Neben der K20 in Eicks ist das in Reifferscheid, Sistig, Wahlen, Billig, am Teichmannhaus in Antweiler, am Krematorium in Mechernich, an zwei Stellen in Strempt, in Denrath und in Zülpich.

Die Krötensammler in Bad Münstereifel werden vom Nabu mit Zäunen unterstützt, erklärt Marion Zöller vom Vorstand des Nabu. Dort war im Schleidpark Anfang des Jahres ein großes Laichgewässer abgelassen worden. Die Naturschützer kritisierten das Vorgehen scharf.

Obwohl das eine Katastrophe für die Amphibien gewesen sei, sei mit der Unteren Naturschutzbehörde eine Notlösung gefunden worden, berichtet Zöller. „Der Zufluss zu zwei Ersatzteichen, die direkt dahinter liegen, ist gedrosselt worden, so dass die Tiere nicht gleich wieder rausgespült werden“, erklärt sie weiter. Hier werde allerdings eine feste Anlage benötigt, betont sie. „Alleine hier werden pro Saison zwischen 3000 und 4000 Tiere gerettet“, so Zöller.

Einen dringenden Appell richtet Krötensammlerin Barbara Kühne an die Autofahrer: „Bitte nicht die Krötensammler überfahren. Manche Autofahrer geben tatsächlich noch Gas, wenn sie die Helfer auf der Straße sehen.“

Zöller bestätigt das. „Die B258 zwischen Sistig und Krekel ist Hardcore“, sagt sie. Die Straße sei stark befahren, Tempo 100 erlaubt. „Manche Lkw-Fahrer halten auch noch an und beschimpfen uns“, berichtet sie weiter. Diese Strecke sei nur für hartgesottene Krötensammler geeignet. „Während wir 500 Tiere retten, werden direkt daneben 300 überfahren“, so Zöller. In der Situation gelte nur noch die Devise: wegschauen und weitersammeln. (sev)

„Das macht Spaß“, sagt sie lachend. Und: Diese Arbeit sei nicht so anonym wie spenden oder eine Petition unterschreiben. „Man hat ein Lebewesen und rettet es“, so Labitzke. Es sei „supertoll“, hinterher an den Teich zu gehen und zu sehen, wie die Tiere dort unterwegs seien.

Wer sich an der Hilfe beteiligen möchte, kann sich bei Marion Zöller per E-Mail melden:m.zoeller@nabu-euskirchen.de

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