Olympiamuseum„Zigeuner-Boxer“ lässt Erinnerung an Rukeli Trollmann aufleben

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Rukeli Trollmann, der „Zigeuner-Boxer“.

Köln – Irgendwo gefangen zwischen Verzweiflung und Euphorie steht Hans, gespielt von Andreas Kunz, im Boxring des Olympiamuseums. Schüler sitzen wie Zuschauer eines Boxkampfes um den Ring und hören seiner Geschichte zu. Das Theaterstück handelt von seinem Jugendfreund, Rukeli Trollmann, dem „Zigeuner-Boxer“. Die Erinnerungen an die NS-Zeit lassen Hans nicht los: Er musste miterleben, wie „Ruki“ wegen seiner Herkunft erst die Karriere als Profi-Sportler und dann sein Leben verlor. „Nach den Kämpfen gab es eine warme Mahlzeit. Das war der Grund, warum Ruki und ich mit dem Boxen anfingen“ , erinnert sich Hans.

Andreas Kunz´Erzählung im Boxring lässt die Vergangenheit wieder lebendig werden

Er springt aus dem Ring und setzt sich neben sein junges Publikum, das anfangs verunsichert kichert. Voller Elan klettert er zurück ins Scheinwerferlicht und führt vor, was seinen Freund so erfolgreich machte: Schnelles Tippeln, zu den Seiten ausweichen, präzise Schläge verteilen. Es wirkt fast so, als tanze er. In hohen Tönen prahlt Hans von der Zeit, in der Ruki berühmt wurde. „Ständig hat er den Mädchen beim Boxen einen Kuss zugeworfen“ , erzählt er und zwinkert dabei seinen weiblichen Gästen zu.

Aber dann weicht seine Heiterkeit plötzlich, und Verzweiflung ergreift ihn. Stühle fliegen durch den Ring. Seine Stimme stockt, als er an den Wendepunkt der Geschichte gelangt: Die Deutsche Meisterschaft 1933. „Ruki hatte den Kampf in Berlin gewonnen. Doch der Titel wurde ihm wieder aberkannt.“ Dann wird sein Stammeln zum Schreien: „Er habe undeutsch gekämpft. Es wäre undeutsch auszuweichen und schwarze Haare zu haben.“ Das Kichern im Publikum ist längst verstummt, Ratlosigkeit macht sich breit.

Zurück bleiben nachdenkliche Gesichter

Die Hände um den Hals geschlungen, so als würde er keine Luft mehr kriegen, beginnt Hans das letzte Kapitel: Es ist ihr gemeinsamer Aufenthalt im Konzentrationslager. Er erzählt, wie sie in blutigen Kämpfen vor den Offizieren boxen mussten. Wie in Trance erwähnt er schließlich den Tag, an dem Ruki einen Offizier bewusstlos schlug. „Bevor sie mich zwangen, ihn zu erschießen, sagte Ruki mir, dass dieser Schlag von Herzen gekommen sei.“

Hans verlässt taumelnd den Ring. Zurück bleiben nachdenkliche Gesichter. Erst als Kunz zurückkehrt, erntet er Applaus und empfiehlt den Schülern, einen Blick in den Spind hinter sich zu werfen. Darin befindet sich der Meisterschaftsgürtel von „Ruki“. Er wurde seiner Familie nachträglich, erst 70 Jahre nach dem Sieg 1933, übergeben.

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