Abo

Rapper Olli Banjo im Interview„Wir sind nicht von Köln gehört worden“

Lesezeit 4 Minuten
Am Ende der Nahrungskette: Olli Banjo hat keine Fressfeinde im Großstadtdschungel.

Am Ende der Nahrungskette: Olli Banjo hat keine Fressfeinde im Großstadtdschungel.

Köln – Eigentlich heißt er Oliver  Olusegun  Otubanjo.  Besser bekannt ist der Rapper, der seit 2002 in Köln lebt, aber als Olli Banjo.  Seine  Alben stehen regelmäßig oben in den Charts. Gerade ist seine neue Platte  „Großstadtdschungel“ erschienen. Dennis Scherer hat mit ihm gesprochen.

Ist Großstadtdschungel auch von Köln inspiriert?

Auf jeden Fall. Die Platte ist während der Fußball-Europameisterschaft entstanden. Da bin ich mit meinem Kumpel Nilo die Aachener hoch und runter. Das ging fast zwei Wochen so. Dabei hab’ ich die Leute beobachtet und es entstand so eine Idee, was die Großstadt ausmacht. Teilweise bin ich auch noch in Aschaffenburg und habe so Mentalitätsunterschiede bemerkt. Darum geht es auf dem Album: Was macht die Großstadt aus? Was das Land?

Gibt es Orte, die besonders wichtig für das Album waren?

Ich hab’ lange im Friesenviertel gelebt – da haben sich an Karneval irgendwelche Besoffenen verkleidet als Captain America und Biene Maja vor meiner Tür übergeben. Der Herkulesberg gefällt mir gut. Der Tennisplatz am Grüngürtel – da chille ich oft mit den Jungs. Mit der Asphalt-Tennis-Crew haben wir sogar mal eine Petition gestartet, dass der Platz neu gemacht wird. Aber wir sind nicht von Köln gehört worden. Beschwerde!

Bei Songs wie „Skinhead“ oder „Wir sind das Volk“ geht es um Rassismus. Erleben Sie oft Rassismus im Alltag?

Ich nicht so. Ich glaube, die Leute haben oft so ein bisschen Respekt vor mir wegen meines äußeren Erscheinungsbildes. Aber so einen unterschwelligen Rassismus bekomme ich schon mit. Da ist oft so ein Unterton und so ein Feeling, das ich habe. Deswegen habe ich das thematisiert.

Wie äußert sich dieser unterschwellige Rassismus?

Es geht zum Beispiel auch darum, wie mich jemand anguckt, wenn ich irgendwo reinkomme. Dinge, die dir vielleicht gar nicht auffallen. Mir fallen die auf. Wenn man mit der Polizei zu tun hat, merke ich das. In Köln krasserweise gar nicht. Aber wenn ich in Bayern bin oder bei Stuttgart in der Ecke, dann hast du dieses Profiling aufgrund der Hautfarbe oder des Typs. Aber auch nicht differenziert, dass man sagt: Guck’ doch mal genau hin. Der ist zwar schwarz, aber wie unterhält der sich mit seinen Freunden, wie verhält der sich, muss ich den jetzt echt fragen, ob er ein Drogendealer ist?

Schon mal passiert?

Ja, klar! Öfter. Ich musste mir auch schon echt rassistische Sachen von Polizisten anhören – „Mach mal die Dschungelmusik aus“ und sowas. Darüber rappe ich ja auch: „2017 und ich zeig’ immer noch meinen Ausweis, wenn ich am Bahnhof wart.“

Mal überlegt, ein Album auf Kölsch rauszubringen?

Nee, da ist mein Kölsch nicht gut genug. Ich kann super hessisch sprechen. Aber Kölsch – minge Jung – ist noch nicht gut genug.

Dendemann ist Raps Dschingis Khan. Olli Banjo ist Raps...?

Rapssssss...Mike Tyson. Keine Ahnung! (lacht)

Ein Song heißt Bruce Willis? Wie viel Bruce Willis steckt in Ihnen?

Ganz viel! Ich bin ja für die Emanzipierung des Mannes. Also wir müssen uns unsere Rechte zurückholen. Das ist ein Song für die Jungs, die besoffen, barfuß und verdreckt nach Hause kommen. Bei allen Pflichten als Freund oder Ehemann will ich einmal im Monat einen relevanten Männerabend.

Es geht in Ihren Songs öfter auch mal um die Zeitschrift Emma und Alice Schwarzer. Was nervt an der eigentlich am meisten?

Nix! Ich bin ja gar nicht Anti-Alice-Schwarzer. Ich habe die letztens zufällig auf dem Ring getroffen. Da habe ich ihr dann erst mal gesagt, wie toll ich ihre Arbeit finde. Und die wusste gar nicht, wie die damit umgehen soll.

Die kannte Sie?

Nein, die kannte mich nicht. Die war erschrocken und hat sich gefragt: „Was will der denn von mir?“ Aber ich finde die großartig. Ich finde die Emanzipation der Frau ist ultrawichtig. Das mit Bruce Willis sind ja auch so Spaß-Tracks. So ein bisschen ein Schrei nach der Zeit früher – nach einfach sinnlos irgendwo feiern gehen. Aber ist ja immer so mit einem zwinkernden Auge bei mir.

Olli Banjo

Olli Banjo wurde 1977 in Heidelberg geboren und wuchs in Aschaffenburg auf. Sein Vater ist Nigerianer, seine Mutter ist Deutsche. 2001 wählte das Hip-Hop Magazin Juice seine erste Single prompt zur „12’’ des Monats“. 2003 folgte dann sein Debüt-Album „Erste Hilfe“. Auf den folgenden Alben arbeitet er mit anderen Größen wie Samy Deluxe, Sido oder Kool Savas zusammen.

„Großstadtdschungel“ ist sein mittlerweile achtes Album. Der Vorgänger „Dynamit“ schaffte es in den Charts auf Platz 17.

Rundschau abonnieren