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Bande überführtPolizei klärt Serie von Bulli-Diebstählen in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Der geliebte VW-Bus ist wieder da: Andrea Briegmann und Alexander Schmidt sind erleichtert, ihren Bulli mit Hochdach wieder zu haben. Nach dem Diebstahl haben sie den Wagen nun mit Radkralle und Lenkradkralle gesichert.

Der geliebte VW-Bus ist wieder da: Andrea Briegmann und Alexander Schmidt sind erleichtert, ihren Bulli mit Hochdach wieder zu haben. Nach dem Diebstahl haben sie den Wagen nun mit Radkralle und Lenkradkralle gesichert.

Köln – „Mudjo“, so hat Andrea Briegmann (33) aus Ehrenfeld ihren weiß-blauen VW-Bus der Baureihe T3 getauft, stand schon reisefertig verpackt im Bauch eines Frachters, der nach Afrika ablegen sollte. Öl und Benzin waren fachmännisch abgelassen worden, die Nummernschilder fehlten. Kurz bevor das Schiff den Hafen von Antwerpen verlassen sollte, schaute sich die belgische Polizei die Ladung genauer an – und entdeckte mehrere gestohlene VW-Busse aus Köln.

Inzwischen haben die Ermittler eine Bande überführt, die für eine Serie von Busdiebstählen in der Stadt verantwortlich sein soll. Einer der Täter war nach einem Diebstahl vorigen September auf der Zoobrücke von einem Starenkasten geblitzt worden, mit Hilfe des Fotos hatten die Ermittler den Tatverdächtigen überführt. Zwei seiner Komplizen konnten laut Polizei ebenfalls gefasst werden. Neben VW-Bussen werden derzeit auch immer wieder gezielt Oldtimer aus Garagen gestohlen.

Der Kampf um den eigenen VW-Bus

In dieser Geschichte geht es nicht nur um erfolgreiche Ermittlungsarbeit, sondern auch um die Schwierigkeit, die Diebstahlsopfer haben, ihren eigenen Wagen zurückzubekommen. Für Andrea Briegmann begann das Drama an einem Septembermorgen 2016. Über Nacht war „Mudjo“, verschwunden, der den Spitznamen von Briegmanns Vater Rajmund trägt, mit dem die Kölnerin gerne an dem Bus schraubt. „Es war schrecklich. Der Wagen ist eine Lebensgefühl, in ihn hatte ich Arbeit und Tränen gesteckt“, erzählt sie. Gerade erst seien Motor, Schaltgestänge, Getriebe und Dichtungen erneuert worden.

Wochen später klingelte Briegmanns Telefon. Es meldete sich eine Mitarbeiterin der Gothaer-Versicherung und verkündete, der VW-Bus sei gefunden worden. „Ich habe geheult vor Freude, doch dann kam der Hammer“, regt sich die Bulli-Liebhaberin auf. Die Versicherung teilte ihr mit, der Bus werde in Kürze versteigert, sie könne ihre persönlichen Gegenstände gerne aus dem Fahrzeug holen. Briegmann glaubte an einen schlechten Scherz – doch die Sache war ernst.

Versicherung zahlt – und wird neuer Eigentümer

Einen Monat nach dem Diebstahl hatte Andrea Briegmann von der Versicherung eine Entschädigungssumme für den Bus erhalten, „rund 7000 Euro“, sagt sie. Doch mit dieser Zahlung ist formell die Versicherung neuer Eigentümer des Autos. „Insbesondere nach der Entschädigungs-Zahlung gibt es keine Bindung mehr zwischen dem Fahrzeug und dem ehemaligen Eigentümer, also auch keinen Rechtsanspruch auf Rückübernahme“, erklärt Sabine Essing, Sprecherin der Gothaer. Gestohlen werden die alten Busse immer wieder, weil die Fahrzeuge noch nicht über elektronische Diebstahlsicherungen verfügen. Professionelle Diebe können Türen ohne Mühe öffnen und die Autos kurzschließen.

Der Anruf hatte den Kampfgeist von Andrea Briegmann und ihrem Freund Alexander Schmidt (33) geweckt. Sie schalteten einen Rechtsanwalt ein und überwiesen der Versicherung die gezahlte Diebstahlsentschädigung zurück. Über einen Zeitraum von zwei Monaten habe sie unzählige Telefonate geführt. Schließlich durfte Briegmann ihren Bus aus Düsseldorf abholen. „Er stand in einer Halle voller gestohlener und sichergestellter Fahrzeuge“, erzählt sie. Der Tachostand sei beinah unverändert gewesen, „die Diebe müssen den Wagen auf mit einem Anhänger transportiert haben“, vermutet sie.

„Mudjo“ ist zurück

Nun steht „Mudjo“ wieder vor ihrer Haustür in Ehrenfeld. Am rechten Vorderrad klemmt eine gelbe Kralle, das Lenkrad ist mit einer Kralle blockiert, außerdem hat sie eine Benzinsperre einbauen lassen. „Aber gut schlafen kann ich immer noch nicht“, meint Briegmann. Vor sechs Jahren hatte sie den Wagen gebraucht gekauft, am Nordkap war sie mit ihrem Bulli, in Spanien und Portugal.

Als der Tacho 300.000 Kilometer zeigte, erhielt der Bus einen neuen Motor. „Wir wollen irgendwann durch England, Irland und Schottland fahren“, sagt sie. Dann werden sie zu dritt sein. Andrea Briegmann wird bald eine Tochter zur Welt bringen – und die soll „Mudjo“ möglichst schnell kennen lernen.

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