Demo, Sperrung, AktionenDas müssen Sie zum AfD-Parteitag in Wiehl am Samstag wissen

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+++ Update, Donnerstag, 14.30 Uhr

Die nordrhein-westfälische AfD hat den geplanten Parteitag aus Sicherheitsgründen abgesagt. +++

Zum ursprünglichen Artikel:

Der AfD-Landesparteitag am Wochenende in der Wiehltalhalle hat die Stadt Wiehl schon seit Tagen in einen Ausnahmezustand versetzt. Zahlreiche gesellschaftliche Gruppen werden gegen den Auftritt der Rechtspopulisten protestieren.

Wer protestiert in Wiehl gegen den AfD-Parteitag?

Bereits um 8 Uhr am Samstagmorgen beginnt auf dem Rathausplatz eine Veranstaltung der Initiative „Oberberg steht auf“. Das Bündnis besteht nach eigenen Angaben aus „Einzelpersonen, denen beim zunächst angekündigten Protest in Wiehl die klar benannte Kritik an der AfD fehlte“. Bei ihrer Kundgebung wollen die Aktivisten mit Reden und Musik den anreisenden Delegierten deutlich machen, „dass sie nicht willkommen sind“. Es gebe kein Recht auf rechte Propaganda. Die übrigen Veranstaltungen wenden sich meist nicht direkt gegen die AfD, sondern beschwören Toleranz und soziale Vielfalt unter dem Titel „Wiehl ist bunt“. Beteiligt sind hier besonders die Arbeitsgemeinschaft der Wiehler Kirchengemeinden, zudem der Grünen-Fraktionssprecher Jürgen Körber, der Unternehmer Björn Ruland und der Buchhändler Mike Altwicker. Ruland sagt: „Ich bin der Auffassung, dass der AfD eine Versammlungsstätte wie die Wiehltalhalle zusteht, und kritisiere nicht, dass die Stadt sie zur Verfügung gestellt hat. Aber die rechte Hetze der AfD darf nicht unwidersprochen bleiben.“

Wie läuft der Samstag ab?

Am Samstag will die Initiative „Oberberg steht auf“ auf dem Rathausvorplatz von 8 bis 16 Uhr mit Punk- und HipHop-Bands sowie mehreren Rednern gegen die AfD protestieren. Um 9 Uhr versammeln sich vor dem Rathaus die Teilnehmer der Menschenkette, die von dort aus zur Wiehltalhalle gebildet werden soll. Die Veranstalter verteilen 1000 Plakate mit dem Porträt Dietrich Bonhoeffers, die sie in einer Art Spalier den AfD-Delegierten entgegenhalten wollen. Um 11 Uhr ist offizieller Beginn des AfD-Parteitags in der Wiehltalhalle. Zugleich startet im Wiehltalstadion gegenüber eine Kundgebung mit Musikbeiträgen. Gestern wurde dafür bereits ein Teil der Rasenfläche abgedeckt.

Um 18 Uhr laden die Kirchengemeinden zu einem ökumenischen Gottesdienst in die katholische Kirche ein. Im Anschluss soll eine Lichterkette entlang der Hauptstraße gebildet werden. Danach gibt es in der evangelischen Kirche einer musikalische Lesung mit Mechthild und Rolf Franke (Musik) und Mike Altwicker (Texte).

Wie geht das Programm am Sonntag weiter?

Von 11 bis 12 Uhr und von 14 bis 21 Uhr kommen auf Einladung des Buchhändlers Mike Altwicker und der Autorin Melanie Raabe im Ratssaal 27 Autoren zum einem Lesemarathon zusammen. Neben der Lokalmatadorin Raabe werden unter anderem Volker Kutscher, Fritz Eckenga und Linus Geschke erwartet. WDR-Moderatorin Sabine Heinrich musste absagen. Die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon wird mit einer Videobotschaft zugeschaltet. Für die Hälfte der etwa 200 Plätze werden im Vorfeld Platzkarten vergeben, die in der Buchhandlung Hanser & Kröger (Weiherplatz 26) erhältlich sind. Sollte der Andrang zu groß sein, werden die Lesungen ins Foyer übertragen. Zwischendurch um 12 Uhr findet eine weitere Kundgebung im Wiehltalstadion statt, bei der unter anderem der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises An der Agger, Jürgen Knabe, spricht.

Was sagen die Ortsverbände der anderen Parteien?

Die Wiehler SPD hatte als erster Ortsverband öffentlichen Protest angekündigt. Die CDU will mit einer Plakataktion ein Zeichen für Respekt und Toleranz setzen. Entlang der Wege zur Wiehltalhalle soll das Motto „Wiehl bleibt bunt“ plakatiert werden. Die Wiehler UWG teilt mit: „Als heimatverbundene und kommunalpolitisch orientierte unabhängige Wählergemeinschaft distanzieren wir uns ausdrücklich von radikalem, insbesondere braunem Gedankengut.“ Die UWG will sich sich an den Protestaktionen beteiligen.

Ist mit gewalttätigen Ausschreitungen zu rechnen?

Die Wiehler Organisatoren betonen sehr nachdrücklich, dass Gewaltaktionen dem Geist Bonhoeffers widersprechen würden, in dessen Namen man sich gegen die AfD wendet. Stattdessen solle ein positives Zeichen für Toleranz und Vielfalt gesetzt werden. Da der Aufruf sich über die sozialen Medien überregional verbreitet hat, fürchten die örtlichen Aktivisten aber, dass auswärtige Gewalttäter anreisen. Nach Angaben der Veranstalter haben sich zumindest für Samstag Vertreter der linksautonomen Szene für den Rathausplatz angekündigt. Deswegen wurden die dort zunächst geplanten Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen ins Wiehltalstadion verlegt.

Wie bereitet sich die Polizei vor?

Mit allen Veranstaltern wurden sogenannte Kooperationsgespräche geführt. Die Polizei geht von einem friedlichen Verlauf aus. Dazu jedenfalls ruft sie alle Demonstrationsteilnehmer auf. „Sollte es dennoch zu Störungen oder massiven Beeinträchtigungen kommen, wird die Polizei diesen mit einem abgestimmten Konzept begegnen“, hieß es am Mittwochnachmittag. Das heißt: Man ist vorbereitet, falls die Proteste aus dem Ruder laufen. Bereits heute wird die Sporthalle des Gymnasiums gesperrt. Die Polizei wird dort ein Lagezentrum einrichten.

 Welche Beeinträchtigungen wird es geben?

Die Hauptstraße bleibt von Samstag, 8 Uhr, bis voraussichtlich Sonntagabend zwischen der katholischen Kirche (Ennenfeldstraße) und der Zufahrt zum BPW-Gelände (Puhler Straße) für den Autoverkehr gesperrt. Zusätzlich wird die Hauptstraße am Samstag bis 21 Uhr zwischen der Kreuzung Bahnhofstraße (Rathaus) und Ennenfeldstraße gesperrt.

Wo kann geparkt werden?

Das wird schwierig. Die Parkplätze der Firma BPW stehen nicht zur Verfügung. Da die angrenzenden öffentlichen Parkplätze am Wiehltalstadion auf Bitten der Polizei als Sicherheitszone deklariert werden, gibt es dort ebenfalls keine Parkplätze. Wegen der Sperrung der Hauptstraße kann auch direkt an der Wiehltalhalle nicht geparkt werden.

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