SelbstverteidigungsmittelTrügerische Sicherheit - vom Pfefferspray bis zum Elektroschocker

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Pfefferspray

Pfefferspray ist in vielen Handtaschen ständiger Begleiter. Schon ab drei Euro ist es in jedem größeren Onlineshop zu haben. Doch die Sicherheit, die es nachts in dunklen Gassen verleiht, trügt. „Um das Spray im Notfall tatsächlich zu benutzen, müsste man es die ganze Zeit in der Hand halten“, sagt Polizist Uwe Fitzen. Es dauere schlicht zu lang, die Dose erst während einer Attacke heraus zu kramen. „Und die richtige Benutzung erfordert Übung.“ Wie lange muss ich den Knopf drücken? Wie weit reicht der Sprühstrahl? Was, wenn der Wind gegen mich steht? Fragen, die sich viele Besitzerinnen noch nie gestellt haben. Bei manchen Tätern bleibt das Spray außerdem wirkungslos: Wer unter Drogeneinfluss steht oder alkoholisiert ist, nimmt das beißende Spray oft gar nicht wahr. Rechtlich ist die Lage kompliziert: Der Polizei ist es über eine Sondergenehmigung erlaubt, das Spray als Waffe gegen Menschen einzusetzen. Im Handel ist es nur erhältlich, wenn es als Mittel zur „Tierabwehr“ gekennzeichnet ist. Wer es im Ernstfall gegen Menschen einsetzt, macht sich aber nicht zwangsweise strafbar – hier gilt häufig das Prinzip „Notwehr“. (ann)

Kubotan

Der Kubotan ist ein kurzer Stock, der auch als Schlüsselanhänger funktioniert. Bei einem Angriff kann er in die Handfläche gelegt werden und verstärkt so den Druck bei einem Schlag. Wenig empfehlenswert findet Präventions-Experte Fitzen ihn, weil auch er nur auf kürzester Distanz einsetzbar ist. Der Kubotan darf ohne zusätzliche Erlaubnis getragen werden. (ann)

Verstärkter Regenschirm

Es klingt nach Agentenfilm, ist aber eine naheliegende Idee: Ein Regenschirm, der auch als Knüppel funktioniert. Die Modelle zur Selbstverteidigung sehen aus wie normale Schirme, ihr Stab aber ist mit speziellem Glasfaserverbundstoff gehärtet. Trotz leichtem Gewicht so gut wie unzerbrechlich, versprechen die Hersteller, und geben oft eine lebenslange Garantie. „Praktisch“, attestiert Polizist Uwe Fitzen, weil man den Schirm immer schon in den Händen halte und nicht erst in der Tasche suchen müsse. Allerdings auch nicht ganz günstig: Ein Selbstverteidigungs-Schirm kostet meist ab 80 Euro aufwärts. Es gibt Modelle für Frauen, die mit rund 500 Gramm Gewicht leichter ausfallen – und außerdem in verschiedenen Farben zu haben sind. (ann)

Elektroschocker

Elektroschocker oder Elektroimpulsgeräte sind in Deutschland nur dann legal, wenn sie ein Prüfzeichen der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) tragen. Außerdem müssen Besitzer beziehungsweise Träger älter als 18 Jahre sein. Erhältlich sind sie im Waffenladen oder in spezialisierten Onlineshops, ab 50 Euro aufwärts. Wer denkt, er könne damit wirkungsvoll Angreifer außer Gefecht setzen, muss aber die Nachteile bedenken: Oft sind die Geräte zu groß für kleine Handtaschen und in hektischen Situationen unhandlich. Weil der Elektroschocker seine Wirkung erst bei Hautkontakt entfaltet, muss man dem Angreifer außerdem extrem nahe kommen. Uwe Fitzen von der Abteilung Prävention der Kölner Polizei kann ihn keinesfalls empfehlen: „Das Opfer ist überrascht, der Täter schlimmstenfalls geübt – da wechselt die Waffe schnell den Besitzer.“ Die Wirkung des Elektroschockers ist dann denkbar unpraktisch: Denn neben der Schmerzen wird der Geschockte für rund eine Minute paralysiert. Auch Übung wäre – wie beim Pfefferspray – bei der Benutzung dringend nötig. Doch wer will schon ein paar Tausend Volt durch einen Freund jagen? (ann)

Pfeifen/ Schrillalarm

Sie schalten einen Angreifer zwar nicht aus – aber sie erregen Aufmerksamkeit. Trillerpfeifen und Schrillalarme gibt es in vielen Formen, Farben und Lautstärken. Es gilt: Je lauter, desto besser. Doch auch wenn sich ein unerfahrener Täter vielleicht von dem Lärm abschrecken lässt, sollen Opfer keinesfalls stehen bleiben und abwarten, sondern lärmend weiterlaufen und Hilfe suchen. (ann)

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