500 Jahre Protestanten

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KÖLN. Das Rheinland ist katholisch, überwiegend jedenfalls. Doch Protestanten gab und gibt es hier auch, darunter sogar einige äußerst bekannte Personen, die, wie etwa der Jurist und spätere Minister und Bundespräsident Gustav Heinemann, starken Einfluss auf die Gesellschaft nahmen. Auch der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch war Protestant und nachweislich ganz und gar nicht humorlos.

„Das protestantische Rheinland ist reich an farbigen, zum Teil geschichtsträchtigen Persönlichkeiten“, schreibt der Theologe und Historiker Klaus Schmidt in seinem neuen Buch „Glaube, Macht und Freiheitskämpfe - 500 Jahre Protestanten im Rheinland“, das pünktlich zum Evangelischen Kirchentag erschienen ist.

„Das, was gewesen ist, lesbar weitergeben“, wolle er. Das ist ihm gelungen: Das Buch erlaubt einen Überblick über die ein halbes Jahrtausend währende Geschichte der rheinischen Protestanten: angefangen mit den reformatorischen Bestrebungen Martin Luthers, die auch im katholischen Köln Wurzeln schlugen, über die Auswirkungen des Pietismus und die Auseinandersetzung mit der Aufklärung, die Zeit vor, zwischen und nach den beiden Weltkriegen bis heute.

Es ist ein Werk voller historischer Eckdaten. Aber nicht trockene Kirchengeschichte ist es, die der Autor und Träger des „Rheinlandtalers“ in den Mittelpunkt stellt, sondern Erzählungen und Porträts einzelner Personen im geschichtlichen Kontext. Es gehe „um Grundfragen protestantischer Identität in kulturellen und politischen Zusammenhängen, auch um mentalitäts- und alltagsgeschichtliche Aspekte“ - die Sicht „von unten“, ist in Schmidts Augen eine „zutiefst biblische Sicht“.

„Am Herzen lagen mir diejenigen, die wegen ihrer abweichenden Auffassung diskriminiert, zum Teil gefoltert und verbrannt worden sind. Leute, die sich zwar protestantisch verstanden haben, aber ein gebrochenes Verhältnis hatten.“ Etwa Heinrich Heine, der sein jüdisches Erbe nie verleugnet habe und zum Ende seines Lebens hin ein „protestierender Protestant“ gewesen sei. Anhand dieser Konflikte weist Schmidt die protestantische Identität nach.

Eine besondere Rolle im Werk nimmt Dorothee Sölle ein (1929 bis 2003). Großen Einfluss hatte die weltweit bekannte und umstrittene Kölner Theologin auf Schmidt: „In den 60er Jahren habe ich überlegt, die Kirche zu verlassen, dann kam die befreiende Sprache von Sölle“, erinnert sich der 71-Jährige. „Mit Poesie, ähnlich der von Heinrich Heine, führte sie zur Erkenntnis.“ Außerdem würdigt Schmidt ihre „Befreiungstheorie“ und ihren Beitrag zur feministischen Aufklärung in der Kirche.

Klaus Schmidt: Glaube, Macht und Freiheitskämpfe. 500 Jahre Protestanten im Rheinland. Greven Verlag Köln, 416 Seiten, 19,90 Euro.

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