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Adolf Hitler: Von Rodert aus den Krieg geführt

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BAD MÜNSTEREIFEL. Als am 10. Mai 1940 morgens um 5.35 Uhr die deutsche Offensive mit dem Angriff auf Holland, Belgien und Luxemburg begann, der Zweite Weltkrieg (nach vorherigem Überfall auf Polen) eine neue Dimension erhielt, da stand ein kleiner Ort bei Münstereifel im Mittelpunkt: Rodert.

Im „Felsennest", dem Führerhauptquartier, war Adolf Hitler 35 Minuten zuvor eingetroffen. Mit einem geheimen Sonderzug war er mit ranghohen Militärs nachts von Berlin nach Euskirchen gekommen, ein Autokonvoi brachte ihn dann nach Rodert, von wo aus er fortan den Westfeldzug (Code „Fall Gelb“) kommandierte.

Dies etwa nicht nur an diesem 10. Mai. Nein: Hitler kommandierte 28 Tage lang aus dem „Felsennest" den Krieg im Westen, wo seine Truppen die Gegner regelrecht überrollten.

Zehn Kilometer entfernt war das Oberkommando der Wehrmacht im Münstereifeler Wald bei Gut Hülloch untergebracht, wo sich Hitler am 11. Mai mal kurz sehen ließ. Da sämtliche Kriegsaktivitäten von Rodert ausgingen, war es klar, dass sich auch die ranghöchsten Militärs in Rodert oder Hülloch aufhielten. Das war völlig unproblematisch. Die Front lag nur 50 Kilometer entfernt, und aus der Reichsstadt Berlin war man schnell in Münstereifel, da im nur 13 Kilometer entfernten Odendorf ein Militärflughafen eingerichtet war.

Der Angriff auf den Westen war Jahre zuvor bereits vorbereitet worden, und zwar mit der Installation des Westwalls, als in den Jahren 1938 / 1939 nicht weniger als 11 000 Bunker gebaut wurden und entlang der Linie Jülich-Euskirchen Wittlich auch Stellungen für Flak-Batterien errichtet wurden.

Schaltzentrale

Dass die Schaltzentrale der Deutschen Wehrmacht mit Hitler an der Spitze 28 Tage lang in Rodert war, war bislang noch nicht präzise historisch dokumentiert. Dass es ein Führerhauptquartier „Felsennest" gab, war bekannt. Was sich wirklich in Rodert tat, ist erst jetzt detailliert niedergeschrieben und anschaulich mit Grafiken und Fotos dokumentiert worden.

„Felsennest - das vergessene Führerhauptquartier in der Eifel" heißt die historische Neuerscheinung. Autor Hans-Josef Hansen hat jahrelang recherchiert, was es mit Bau, Nutzung und Zerstörung auf sich hatte. Auf 190 Hochglanzseiten mit 230 Abbildungen listet er die spannende Geschichte auf, wieso überhaupt Rodert als Standort des Führerhauptquartiers ausgewählt wurde und auch, warum Hitler dieses „Felsennest" beim Rückzug aus dem Westen nicht wieder als Befehlsstand nutzte, obwohl er noch voll funktionstüchtig war. Im Frühjahr 1939 war mit dem Ausbau von Flak-Stellungen begonnen worden. Auch auf dem 432 Meter hohen Radberg bei Rodert entstanden vier betonierte Stellungen, zwei Munitionsbunker sowie Baracken. Am 13. Oktober 1939 beschossen von hier erstmals deutsche Soldaten feindliche Flugzeuge. Der Angriff auf den Westen war da schon eine ausgemachte Sache, aber man benötigte ein Führerhauptquartier. Favorit war das Schloss Ziegenberg (Taunus).

Augenzeugen

Doch Hitler winkte ab: Das Schloss sei ihm zu aufwändig, er müsse im Krieg ein einfaches Leben führen, man solle ihm in der Eifel eine einfache Behausung errichten. Die Organisation Todt hatte bereits im September 1939 Rodert als Standort vorgeschlagen. Die Bauarbeiten begannen, Generalmajor Rommel inspizierte im Januar 1940 deren Fortgang. Endgültig entschied sich Hitler erst am 22. Februar 1940 für das „Felsennest" als Führerhauptquartier.

Als Hitler am 10. Mai morgens in Rodert ankam, war aber alles bestens geregelt. Die deutschen Truppen überrollten die Gegner im Westen.

Hitler verließ mehrmals das „Felsennest" in Rodert und flog von Odendorf aus zur Westfront. Wohin dann auch (im Südzipfel Belgiens) mit Fortschritt des Krieges sein neues Führerhauptquartier („Wolfsschlucht“), weil näher an der Front, gelegt wurde. Hitler verließ am 6. Juni 1940 um 11.15 Uhr Rodert.

Nachdem Rodert (1942 / 43) weiter ausgebaut war, ergab sich auch die Frage, ob das Quartier nochmals als Führerhauptquartier genutzt werden könnte. Dazu führte Hitler am 5. März 1943 aus: „Wenn wir nochmals nach dem Felsennest gehen und bloß drei Tage dort bleiben sollten, würde Euskirchen und die Umgebung so zerschlagen werden, dass es ein Jammer wäre. Das dürfen wir gar nicht machen." Dass die Alliierten dennoch Euskirchen und die Umgebung des „Felsennest" zur Weihnachtszeit 1944 mächtig unter Druck setzten und es gewaltige Zerstörungen gab, davon zeugen auch Berichte von Männern, die dem Autoren ihre Erlebnisse berichteten: Joseph Matthias Ohlert, Johannes Leyendecker, Ewald Hack und Ernst Berens.

Hans-Josef Hansen: Felsennest - Das vergessene Führerhauptquartier, Helios Verlag Aachen, ISBN

3-938208-21-X, ab 1. 1. 2007: ISBN 978-3-938208-21-2, 32,50 EUR

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