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AfghanistanKarsai setzt auf Clans und Kriegsherren

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Hamid Karsai (Bild: dpa)

Hamid Karsai (Bild: dpa)

Die Kandidaten

Als Favorit geht Amtsinhaber Hamid Karsai ins Rennen, er gehört der Mehrheit der Paschtunen an. Da es keine Parteien gibt, stützen sich die Kandidaten auf Clans und Stämme. Karsai hat es nicht geschafft, Probleme wie Korruption und den Drogenanbau ernsthaft zu unterbinden. Deswegen entzogen ihm die USA ihre Unterstützung. Zudem versorgte Karsai Clanchefs mit Ämtern, statt sie zu entmachten. Den ehemaligen Kriegsherrn Mohammad Kasim Fahim - einen Tadschiken - nominierte er als Vizepräsidentschaftskandidaten. Fahim war ein führender Mann der Nordallianz. So minderte Karsai zugleich die Chancen von Ex-Außenminister Abdullah Abdullah von der Nordallianz, der von Tadschiken und Usbeken unterstützt wird - und gerne darauf hinweist, er habe einen paschtunischen Vater. Dritter aussichtsreicher Kandidat ist Ex-Finanzminister Ashraf Ghani, ebenfalls Paschtune. Er hat aber keine Clans hinter sich. Die anderen 33 Kandidaten - darunter zwei Frauen - gelten als chancenlos.

Die Wähler

Von rund 28 Millionen Afghanen sind 17 Millionen als Wähler registriert, Männer und Frauen haben das Wahlrecht. 12,5 Millionen haben noch von der Wahl 2004 einen Wahlausweis. 4,5 Millionen ließen sich jetzt registrieren. Die Registrierung ist freiwillig. Sie verlief friedlicher, als erwartet worden war.

Die Probleme

Afghanistan leidet seit fast 30 Jahren unter Gewalt. Die Kämpfe haben größere Teile der Infrastruktur zerstört. Viele Dörfer liegen in entlegenen Berggegenden, manche der 7000 geplanten Wahllokale im Land müssen etwa mit Hilfe von insgesamt 3000 Eseln mit Materialien beliefert werden. Unklar ist, wie viele Wahllokale wegen Drohungen der Taliban gar nicht geöffnet werden können. Afghanische Wahlbeobachter rechnen damit, dass sie nur in 65 Prozent des Landes prüfen können.

Die Taliban

Die radikal-islamischen Taliban haben zum Wahlboykott aufgerufen und Straßenblockaden angekündigt. Zwar rechnet niemand damit, dass sie die Wahl verhindern können. Sie können sie aber durch Anschläge stören. Wenn Afghanen der Wahl aus Angst fernbleiben, wird das Ergebnis verfälscht. Zum Wahltag sollen deswegen 200 000 afghanische Soldaten und Polizisten sowie zehntausende Isaf-Soldaten versuchen, Attentate zu verhindern. Die Taliban haben aber ihren Einfluss auf früher ruhige Gegenden ausgedehnt, wie den Bundeswehr-Standort Kundus. Inzwischen greifen die Aufständischen deutsche Soldaten regelmäßig an. Die unsichersten Provinzen liegen aber im Süden und Osten.

Die Bundeswehr

Sechs Tage vor der Wahl verstärkte die Bundeswehr in Kundus ihre Anstrengungen zum Schutz der Abstimmung. „Wir sind heute mit starken Kräften ausgerückt“, sagte der örtliche Kommandeur, Oberst Georg Klein. Die Soldaten blieben bis nach der Wahl „in der Fläche“. Wieviele Soldaten an der Absicherung beteiligt sind, wurde nicht genannt. Insgesamt sind 800 deutsche Soldaten in Kundus, knapp die Hälfte davon gehört kämpfenden Einheiten an. (dpa)

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