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Party-Exzess von Berliner PolizistenSaufen, Gruppen-Pinkeln, öffentlicher Sex

Lesezeit 3 Minuten
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Auf diesem ehemaligen Kasernengelände in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) habe eine Minderheit der Berliner Polizeibeamten eine große Party gefeiert.

Berlin – Was passiert sein soll, erinnert an Sauftouristen vom Ballermann. Doch es geht um Beamte, die vor dem Treffen der wichtigsten Politiker der Welt für Ruhe und Ordnung sorgen sollten. Es geht um Saufen, Gruppen-Pinkeln und öffentlichen Sex, nichts, was zum klassischen Auftreten eines Ordnungshüters gehört.

Mit solchen Auftritten sollen junge Berliner Polizisten unangenehm aufgefallen sein, als sie zur Unterstützung der Einsätze zum G20-Gipfel in Hamburg waren. Die Hamburger Polizei reagierte - und schickte drei komplette Berliner Einsatzhundertschaften, etwa 220 Polizisten, zurück. Völlig klar sei noch nicht, was genau am Sonntagabend passierte und wie viele Polizisten beteiligt waren, sagte der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf.

Er sprach von „übermäßigem Alkoholkonsum, lautstarker Musik und möglicherweise auch Sachbeschädigungen“. Zunächst also eine klassische Party auf dem Gelände des Containerdorfs in Bad Segeberg, nordöstlich von Hamburg, wo früher Flüchtlinge wohnten und nun die Berliner Polizisten untergebracht waren.

In der Öffentlichkeit uriniert

Zu dem Zechen kam aber wohl noch Einiges, das die Berliner Polizeiführung höchst betroffen reagieren lässt. Die jungen Beamten sollen in einer Reihe stehend in der Öffentlichkeit uriniert haben. „Zwei sollen in der Öffentlichkeit Geschlechtsverkehr gehabt haben. Und eine Polizistin soll im Bademantel mit einer Dienstwaffe herumgefuchtelt haben“, zählt der Sprecher auf.

Fotos in verschiedenen Online-Medien zeigen eine größere Gruppe vor allem junger Männer, die in der Dunkelheit vor Containern stehen, trinken, Wasserpfeife rauchen, die Arme hochrecken und möglicherweise singen oder grölen. Der Sender RBB zitiert aus einem späteren Chat zwischen Polizisten, bei dem es um „Tanzen auf Containern, Fickerei, strippen mit Waffen, pissen im Zugverband“ und eine Schlägerei mit Kollegen aus Wuppertal ging.

Informationen von privaten Wachleuten der Hamburger Polizei

Informiert wurde die Hamburger Polizei wohl von privaten Wachleuten, die für das Containerdorf zuständig waren. Sie sprach am Dienstag von „unangemessenen Verhalten“. Weiter hieß es: „Der Polizeiführer hat daraufhin entschieden, diese Kräfte, die bislang noch nicht in Hamburg eingesetzt waren, mit sofortiger Wirkung wieder aus dem Einsatz zu entlassen. Der Polizeiführer hat damit deutlich gemacht, dass ein derartiges Verhalten von Polizeibeamten nicht akzeptabel ist.“

Insgesamt kamen mehrere Hundert Berliner Polizisten am Sonntag zur Unterstützung in Hamburg und der Umgebung an. Sie sollten nur bis Mittwoch bleiben und dann noch vor dem G20-Gipfel am 7. und 8. Juli von weiteren Kollegen aus Berlin ersetzt werden.

Die Berliner Polizei twitterte am Dienstag von einem „Fehlverhalten“ der eigenen Leute in der dortigen Unterkunft. Die Polizei habe Stellungnahmen angefordert und werde über Konsequenzen entscheiden. „Es ist einfach nur peinlich, wie sich die Kollegen dort verhalten haben“, sagte Neuendorf.

Auch in der Freizeit gelten Regeln

Unklar war zunächst, ob sich die Party in der Bereitschafts- oder Freizeit der Polizisten abgespielt hat. Die disziplinarischen Konsequenzen können unterschiedlich sein. Auch in ihrer Freizeit müssen Polizisten als Beamte so auftreten, dass sie das Ansehen der Polizei und des Staates nicht beschädigen. Zur Verantwortung dürften auch die Führer der Hundertschaften gezogen werden, die in der gleichen Unterkunft wohnten.

Die „B.Z.“ zitierte einige Entschuldigungsversuche von Polizisten, wonach es „keine Fernseher, kein Freizeitangebot“ gegeben habe. Stattdessen habe man „aufeinander gehockt“ und sich „gelangweilt“. Sprecher Neuendorf betonte aber: „So etwas verursacht einen schweren Imageschaden und kann nicht akzeptiert werden. Wenn die Hamburger Polizei sagt, wie haben kein Vertrauen mehr zu den Berliner Kräften, ist das schon peinlich. Wir müssen jetzt sehen: Wer trägt die Verantwortung dafür.“

Berliner Polizisten mit ausgefallenen Vorlieben

Ausgefallene Vorlieben des Nachwuchses sind der Berliner Polizei nicht ganz unbekannt. Im Januar geriet ein Polizeischüler in die Schlagzeilen, der vor seiner Ausbildung in einem Pornofilm mitgespielt hatte. Der Auftritt war letztlich aber kein Problem. Der junge Mann wurde später trotzdem als Polizeibeamter eingestellt.

Der frühere Berliner SPD-Abgeordnete Lars Oberg schätzte den Eklat anders ein: „Die Berliner Polizei hat heute wahrscheinlich mehr heimliche Fans gewonnen als mit allen PR-Kampagnen der letzen 60 Jahre“, twitterte er. (dpa) 

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