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Attacke in EssenExplosion bei indischer Hochzeit in Sikh-Gebetshaus

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Explosion Essen (1)

Polizisten stehen in Essen vor einem Gebetshaus von Sikhs. Bei einer Explosion in dem Gebetshaus in Essen sind drei Menschen verletzt worden, davon einer schwer.

Essen – Geplant war eine prächtige Hochzeit mit 200 Gästen, es wurde ein Alptraum mit Verletzten und einem stark beschädigten Sikh-Gotteshaus: Bei einem Anschlag auf eine indische Hochzeitsgesellschaft in einem Sikh-Tempel in Essen sind am Samstag drei Menschen verletzt worden. Der mutmaßliche Täter, ein maskierter, etwa 1,80 Meter großer Mann, flüchtete und wird von der Polizei gesucht. Er soll laut Polizei einen Sprengsatz geworfen oder vor dem Gebetsraum der Sikh-Gemeinde abgelegt haben, in dem die Hochzeit gefeiert wurde. „Wir hatten Riesenglück, dass zum Zeitpunkt der Explosion nur noch ganz wenige Menschen in dem Raum waren“, sagte ein Polizeisprecher.

Das Motiv war zunächst völlig offen. Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, betonten die Ermittler. Zwei der Verletzten kamen mit leichten Blessuren davon. Der 60 Jahre alte Geistliche, der die Eheleute getraut hatte, musste aber stationär ins Krankenhaus. Nach der Tat erhielten der Sikh-Tempel und das Privathaus des Gemeindevorstehers Polizeischutz, wie der Sprecher sagte.

In der Essener Sikh-Gemeinde Gurdwara Nanaksar, die mit etwa 200 Mitgliedern zu den größten in NRW zählt, sitzt der Schreck nach dem Anschlag tief.

Indischer Generalkonsul Raveesh Kumar zu Besuch in Essen

Der indische Generalkonsul Raveesh Kumar besuchte am Sonntagmorgen Essen. Er habe sich in einem Gespräch mit dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) und dem Essener Polizeipräsidenten bestürzt gezeigt von dem Anschlag, aber betont, dass sich die Gemeinde in der Ruhrgebietsstadt wohl fühle, sagte der Polizeisprecher. Die Vertreter der Stadt versprachen, alle Hebel zur Verfolgung der Täter in Bewegung zu setzen. „Unsere freiheitliche Gesellschaft garantiert Religionsfreiheit. Jede Form von Gewalt ist völlig inakzeptabel“, erklärte Kufen.

Sikhs sind streng gläubige Anhänger einer religiösen Reformbewegung, die im 15. Jahrhundert in Nordindien entstand. Sie haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit Angriffen auf Mitglieder konfrontiert gesehen - etwa 2012 bei einer Schießerei in einem Sikh-Tempel im US-Staat Wisconsin mit sieben Toten. Für die Sikhs selbst gilt dagegen der Grundsatz der Toleranz gegenüber anderen Religionen sowie die Gleichberechtigung aller Menschen und Geschlechter. Gläubige Sikhs leben nach strengen Vorschriften: Nikotin und Alkohol sind verboten, ebenso Ehebruch und sexuelle Beziehungen vor der Ehe. In Deutschland leben um die 15 000 Sikhs.

Gebäude stark beschädigt

„Die Ermittlungen laufen, unsere Ermittlungskommission wurde auf deutlich über 20 Mitglieder aufgestockt“, sagte der Sprecher der Essener Polizei am Sonntagmittag. Kurz nach der Tat hatte die Polizei drei Männer vorläufig festgenommen. Sie hätten in einem schwarzen Geländewagen gesessen, der zuvor in der Nähe des Tatortes gesehen worden war. Die Männer kamen aber schnell wieder auf freien Fuß, da sich ein Tatverdacht nicht bestätigte.

Die Explosion hatte sich gegen 19.00 Uhr ereignet. Mehr als 100 Mitglieder der Festgesellschaft waren zum Zeitpunkt der Explosion noch im Gebäude, allerdings die meisten in anderen Räumen, die übrigen Teilnehmer schon in einem nahegelegenen Festsaal.

Das Gebäude sei stark beschädigt worden, mehrere Fenster gingen durch die Wucht der Explosion kaputt, sagte der Polizeisprecher. Es habe eine starke Druckwelle gegeben, vor dem Gebäude lagen zahlreiche Splitter, teilte die Polizei mit. (dpa)

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