Kinderporno-Vorwürfe gegen MagierLieferte sich Jan Rouven selbst ans Messer?

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Jan Rouven im Juni 2013

Las Vegas – Vom Publikumsstar zum Pädophilen? Als Jan Rouven unserer Zeitung vor zwei Jahren in seiner Riesenvilla in Las Vegas ein Interview gab, waren solche Schlagzeilen unvorstellbar. Der 38-Jährige hatte gerade im "Tropicana"-Casino seine Show "New Illusions" gestartet. Er war mit rheinischem Singsang in der Stimme und atemberaubenden Kunststückchen auf dem Weg in die Liga der David Copperfields. "Das hier ist echt mein Ding", sagte der dunkelhaarige Kerpener damals am Esstisch mit breitem Grinsen, "davon habe ich schon als Kind geträumt." Frank Alfter, sein Manager und 20 Jahre älterer Lebenspartner, nickte dazu und freute sich mit Pudel "Puccini" um die Wette.

Im November 2016 steht Jan Rouven vor den Trümmern seiner Karriere. Er wird Zeit seines Lebens als Sexualverbrecher gelten. Er muss mindestens 85 Kinder mit knapp einer halben Million Dollar entschädigen, weil er sich an ihrer Ausbeutung delektiert hat. Er wird für wenigstens fünf, vielleicht aber auch für bis zu 60 Jahre ins Gefängnis gehen und später nach Deutschland abgeschoben. Jan Rouven hat seine Triebe mit Kinderpornos befriedigt. Rouven hat sich entzaubert.

Staasanwaltschaft bietet Vergleich an

Das ist das überraschende Ergebnis eines Prozesses, an dessen Anfang am Montag noch eine zentrale Unschuldsbeteuerung stand: Rouven, seit März in Haft, nachdem ihm das FBI über einen verdeckten Ermittler auf die Schliche gekommen war, behauptete, dass die knapp 9000 bei ihm auf mehreren Computern sichergestellten Kinderpornos von Gästen ins Haus geschmuggelt worden seien.

Am Donnerstagmittag brach die Fassade ein. "Die Staatsanwaltschaft hat uns einen Vergleich angeboten", sagte sein Anwalt Jesse Marchese am Telefon, "ich werde Jan raten, ihn anzunehmen." Der sogenannte "plea deal" bedeutet, dass Anklage und Verteidigung ein frühes Prozessende auskungeln. Im Gegenzug gibt es dafür ein milderes Strafmaß. Für die Anklagepunkte Empfang, Besitz und Verbreitung von Kinderpornos sind laut Gesetz je 20 Jahre denkbar. Rouven stimmte der Offerte zu und bekannte sich vor den Augen von Richterin Gloria Navarro schuldig. Das Urteil wird im März 2017 verkündet.

Passwörter dem FBI selbst gegeben

Anwalt Marchese erweckt am Telefon den Eindruck, im Prozess von "neuen Fakten" überrascht worden zu sein. "Die Anklage hatte einen sehr sicheren Fall." So soll Rouven dem FBI im März persönlich das Passwort zu jenem Filesharing-Dienst ausgehändigt haben, über den Kinderpornos ausgetauscht worden waren. Lieferte er sich selbst ans Messer? Marchese schweigt.

Undurchsichtig bleibt auch die Rolle von Frank Alfter, Entdecker, Manager und seit 2015 Ehemann von Jan Rouven. Bereits vor Monaten setzte er sich nach Deutschland ab. Er wird von Staatsanwältin Lisa Cartier-Giroux als "Mitverschwörer" bezeichnet.

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