Nach dem Tod von Prinzessin DianaPrinz Harry wollte nicht mehr an seine Mutter denken

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Prinz Harry

Prinz Harry von Großbritannien am 16.03.2017 und vor zwanzig Jahren am 06.09.1997 bei der Trauerfeier für seine Mutter, Prinzessin Diana in London. 

London – Boxen und Gesprächstherapie hätten ihn gerettet, meint Prinz Harry. In einem freimütigen Interview mit der britischen Zeitung "Daily Telegraph" sprach der Prinz erstmals ausführlich über seine psychologischen Probleme, die der Tod seiner Mutter Diana mit sich brachte.

Harry war zwölf Jahre alt, als Prinzessin Diana im August 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben kam. "Ich kann sicher sagen", meinte Harry, "dass ich mit dem Verlust meiner Mutter alle meine Emotionen in den letzten 20 Jahren unter Verschluss gehalten habe und dass das einen ziemlichen gravierenden Einfluss nicht nur auf mein Leben, sondern auch auf meine Arbeit hatte."

Panikattacken bei offiziellen Veranstaltungen

Der 32-Jährige verriet, dass er an Panikattacken während offizieller Veranstaltungen litt. "Ich war mehrere Male ziemlich nah dran an einem kompletten Zusammenbruch." Sein Bruder William habe ihm geraten, professionelle Hilfe zu suchen. Auch Freunde hätten ihm gesagt: "Schau her, du musst das jetzt wirklich aufarbeiten. Es ist nicht normal zu denken, dass dich nichts berührt hat."

Seine Einstellung sei lange eine der Abwehr gewesen. "Meine Art, damit umzugehen, war, den Kopf in den Sand zu stecken und mich zu weigern, an meine Mutter zu denken. Ich dachte, das macht dich nur traurig und bringt sie nicht zurück. Ich habe mir gesagt: Lass niemals Emotionen eine Rolle spielen. Ich war ein typischer 20-, 25-, 28-Jähriger, der herumrennt und sagt: Das Leben ist großartig, das Leben ist fein."

Ruf eines Party-Prinzen

Abgesehen davon, dass es nicht immer großartig war. Schon als 17-Jähriger machte er Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass er Haschzigaretten rauchte, sich betrank und Umgang pflegte mit Freunden, die Kokain schnupften. Als Zögling des Elite-Internats Eton soll er sich durch die Abiturprüfung geschummelt haben.

Er handelte sich den Ruf eines Party-Prinzen ein, der angetrunken aus Diskotheken taumelt, sich mit Fotografen eine Schlägerei liefert und sich in einem Stripteaseclub vergnügt. 2005 dann erschien er mit einer Hakenkreuzbinde am Arm auf einer Kostümparty. Oft habe er unter angestauten Aggressionen gelitten, enthüllte Harry. Er sei "kurz davor gewesen, jemanden zu schlagen". Er habe deshalb mit Boxen angefangen, "weil jeder mir sagte, dass es eine gute Art sei, Aggressionen rauszulassen. Es hat mich gerettet."

Trauer trat in den Vordergrund

Noch hilfreicher waren die Sitzungen mit einem Psychotherapeuten. "Plötzlich kam diese ganze Trauer, die ich nie verarbeitet habe, in den Vordergrund, und ich erkannte, da ist eine ganze Menge hier, das ich aufarbeiten muss." Harry schätzt sich glücklich, dass "es nur zwei Jahre von totalem Chaos" waren, bevor er lernte, sich seinen Problemen zu stellen.

Harry will andere dazu ermutigen, sich einer Therapie zu stellen. Zusammen mit seinem Bruder William und dessen Frau Kate hat er die Wohlfahrtsorganisation "Heads Together" gegründet, die sich für seelische Gesundheit und psychologische Hilfestellung einsetzt.

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