NRW-Studie zum WortschatzMädchen kennen „Laune“ und „Bluse“, Jungen den „Disput“

Lesezeit 2 Minuten
Mädchen in der Grundschule

Ein Mädchen in der Grundschule

Dortmund  – Mädchen und Jungen im Grundschulalter benutzen einen unterschiedlichen Wortschatz. Die Anzahl der Wörter, die Neun- und Zehnjährige kennen, ist aber in beiden Geschlechtergruppe etwa gleich. Das haben Schulentwicklungsforscher der Technischen Universität Dortmund nach eigenen Angaben vom Montag herausgefunden. Die befragten Mädchen konnten eher mit Wörtern wie „innig“, „Laune“ und „Bluse“ etwas anfangen. Für Jungen waren Wörter wie „Disput“, „Kontrahent“ und „waghalsig“ geläufiger.

Unterschiedliche Sozialisation

Als Ursache sehen die Forscher die unterschiedliche Sozialisation von Mädchen und Jungen und geschlechtsspezifische Interessen. Eltern sollten deshalb ihren Söhnen öfter Kinderbücher vorlesen, die mehr für Mädchen bestimmt sind - und umgekehrt. Auch für Lehrer hätten die Ergebnisse der Studie eine Bedeutung: Sie könnten Begriffe, die männlich oder weiblich belegt sind, gezielter erläutern.

Die Studie wolle widerlegen, dass Jungen generell schlechter mit Sprache umgingen als Mädchen, sagte Teamleiterin Professor Nele McElvany laut einer Mitteilung. Hintergrund sei, dass in einer PISA-Erhebung 15-Jährige Mädchen beim Lesen viel besser abgeschnitten hätten als gleichalte Jungen.

Nach Auffassung der Freiburger Pädagogik-Professorin Christa Röber ist vor allem soziale Ungleichheit verantwortlich für die Ausprägung eines Wortschatzes bei Kindern. Kämen sie aus höheren Schichten, sei ihr Wortschatz um 50 Prozent größer als bei Kindern aus unteren Schichten. Bei Schulkindern explodiere der Wortschatz regelrecht, wenn sie richtig lesen und schreiben lernten - oder auch nicht. „Schule muss Kinder mit einem gesicherten schriftsprachlichen Können ausstatten, damit sie ihren Sprachschatz erwerben und nutzen können“, so die Wissenschaftlerin auf dpa-Anfrage. (dpa)

Rundschau abonnieren