Abo

BestandsaufnahmeRegion Bonn ist ein Gartenparadies

Lesezeit 3 Minuten
Ein verstecktes Kleinod: der Arboretum Park in Bonn-Oberkassel. (Bild: Meike Böschemeyer).

Ein verstecktes Kleinod: der Arboretum Park in Bonn-Oberkassel. (Bild: Meike Böschemeyer).

BONN – Die höchste Konzentration der etwa 3000 historischen Landschaftsgärten im Rheinland findet sich zwischen Bonn, Königswinter und Bad Honnef. Das geht aus einer in fünfjähriger Arbeit zusammengestellten Bestandsaufnahme hervor, mit der Rita Hombach promovierte und die gestern im Arboretum Park Härle in Oberkassel von Landeskonservator Professor Udo Mainzer und der Autorin vorgestellt wurde.

Eine derartige Erfassung anhand einer neu entwickelten Methode, die auf der Auswertung historischer Kartenwerke basiert, gab es bisher nicht. Wie der Landeskonservator betonte, sei es in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt, dass das gesamte nördliche Rheinland ein einzigartiges Gartenparadies ist. Bei diesen Gärten handele es sich um ständig in der Veränderung befindliche Kunstwerke, um die sich die Denkmalpflege zu kümmern habe. Deswegen gebe es beim Landeskonservator auch bereits seit 1996 ein eigenes Referat für Gärten und Parks. Mainzer selbst hält Vorträge zum Thema an der Kölner Universität und vergibt auch Doktorarbeiten - wie eben die gestern vorgestellte Arbeit, die jetzt als voluminöser Band der Wernerschen Verlagsgesellschaft Worms vorliegt.

Bei den erhalten gebliebenen historischen Gärten handelt es sich zu einem großen Teil um Landschaftsgärten. Das liegt unter anderem daran, dass die meisten der architektonischen Gärten - zum Beispiel Barockgärten - im Laufe des 19. Jahrhunderts im landschaftlichen Stil umgeformt worden sind. Eine Ursache ist aber auch, dass die Gartenkultur in der Epoche des Landschaftsgartens ungemein produktiv war und wichtige Innovationen hervorbrachte. Diese Epoche setzte im Rheinland gegen 1770 ein und reichte bis zum Ersten Weltkrieg.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Um die Gärten zu erfassen, wurde erstmals umfangreiches Archivmaterial ermittelt. Dabei traten zum Teil überraschende Erkenntnisse zutage. So gab es bereits vor 1800 wesentlich mehr Gärten im landschaftlichen Stil als bisher angenommen. Gleichzeitig wurden die regelmäßigen Formen, wie sie für die Barockgärten typisch waren, nicht immer strikt abgelehnt. Vielmehr haben Landschaftsgärten gerade Wegachsen, Kanäle und formale Gartenpartien. Ferner spielten Alleen und Obstgehölze als Gestaltungsmittel eine wichtige Rolle.

80 bis 90 Prozent der archivierten historischen Gärten sind entweder vollständig oder zumindest in Resten noch erhalten, viele sind aber auch vernachlässigt. So gebe das Buch, so der Landeskonservator, der Denkmalpflege wichtige Hinwiese, nicht nur wie man mit umgeformten Gärten umgeht, sondern auch wie die vernachlässigten wiederhergestellt werden können.

Einer der beeindruckendsten Gärten, so die Autorin, sei der Landschaftspark Arboretum Härle in Oberkassel, der sich seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts kontinuierlich weiterentwickelt habe. Der Park (Eingang gegenüber dem Haus Büchelstraße 50) ist allerdings nur selten geöffnet, und zwar bei Führungen von März bis einschließlich Oktober jeden ersten Samstag im Monat um 10 Uhr und jeden dritten Mittwoch im Monat um 17 Uhr; Gruppenführungen ab 15 Personen nach Absprache jederzeit.

In dem Band werden in der Region unter anderem folgende Landschaftsgärten dokumentiert: Immenburg, Gut Melb, Rosenburg, Haus Carstanjen, die Deutschordenskommenden Ramersdorf und Muffendorf, der Arboretum Park, das Lippische Landhaus, Schloss Miel, Burg Morenhoven, Haus Annaberg, Viktorshöhe, Gut Marienforst, Deichmannsaue, Kloster Heisterbach, Hirschburg, Margarethenhof, Drachenburg, Villa Schaaffhausen.

Das Buch:Rita Hombach „Landschaftsgärten im Rheinland“, 328 Seiten mit zahlreichen, meist farbigen Abbildungen, mit Daten-CD, ISBN-13: 978-3-88462-298-8; 59 Euro im Buchhandel.

Rundschau abonnieren