CDU-KreisparteivorsitzenderHalbtags in Diensten von RWE

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Viel beschäftigt: Gregor Gollandhat Zeit für Politik und Beruf.

Viel beschäftigt: Gregor Gollandhat Zeit für Politik und Beruf.

RHEIN-ERFT-KREIS – Dort steht zu lesen, dass Golland mit halber Stundenzahl weiter für die RWE Service GmbH tätig ist. „So bewahre ich mir Bodenhaftung und Bürgernähe“, antwortet Golland auf Nachfrage. „Es gibt doch nichts Schlimmeres als Politiker, die nie etwas anderes gesehen haben als Hör- und Plenarsäle.“ Ferner bleibe er so fit im Beruf und halte sich neben der Politik eine weitere Perspektive offen.

Er sei gut strukturiert und organisiert, so dass es ihm bisher nicht schwerfalle, Parteivorsitz, Landtag, Kreistag und Beruf unter einen Hut zu bekommen. „Sollte sich das im Laufe der Zeit anders darstellen, werde ich mich neu aufstellen“, sagt Golland. Vorsorglich betont er: „Ich bin kein Lobbyist. Das weiß auch RWE.“

Auf der Homepage des Landtags gibt es eine Rubrik „Fragen und Antworten zum Themenbereich ,Abgeordnete “. Dort kann man unter anderem nachlesen, wie die Bezahlung geregelt ist - 9979 Euro abzüglich 1574 Euro Altersvorsorge und Steuern -, und dass sie so gestaltet sei, dass sie dem Abgeordneten „eine Lebensführung gestattet, die der Bedeutung des Amtes angemessen ist“. Und weiter heißt es über das Abgeordnetenamt, es sei ein sehr zeitaufwendiger Beruf. „70 Stunden Arbeit pro Woche sind keine Seltenheit.“

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Rund 70 Stunden in Düsseldorf, 20 bis 30 bei RWE Service, ein paar Stunden für den Parteivorsitz und noch etwas Muße für den Kreistag. Wann schläft der Mann?

Golland geht davon aus, dass er alles zusammen in eine 70-Stunden-Woche packen kann und noch etwas übrig bleibt für Privatleben und Erholung. Jede Stunde, die er für RWE arbeite, werde erfasst, betont er, und nur jede erfasste Stunde werde bezahlt. „Das ist alles genau vertraglich festgelegt. Wenn ich eine junge Mutter wäre, die als RWE-Mitarbeiterin ihre Stundenzahl reduzieren möchte, hätte ich denselben Vertrag bekommen.“

In der Juli-Ausgabe der RWE-Mitarbeiterzeitschrift “team“ äußert sich Golland auch zur rechtlichen Frage. Der Gesetzgeber sehe Nebentätigkeiten explizit vor, wird er dort zitiert. „Außerdem kenne ich den RWE-Verhaltenskodex, und das Unternehmen ist bis hin zum Vorstand im Detail informiert.“

Für den Konzern nimmt Pressesprecher Jürgen Frech Stellung: RWE freue sich über das politische Engagement der Mitarbeiter. Dabei werde Wert auf eine saubere Trennung zwischen unternehmerischen und politischen Interessen sowie auf größtmögliche Transparenz gelegt. „Wir achten den Wunsch unseres Mitarbeiters Gregor Golland und erkennen seinen Rechtsanspruch auf eine Teilzeitbeschäftigung an.“

Gollands Landtagskandidatur hat eine Vorgeschichte: Das Mandat wurde ihm von führenden CDU-Politikern im Kreis angedient, um ihm Spielraum zu verschaffen für das Amt des Parteivorsitzenden, das zeitlich nicht vereinbar sei mit dem stressigen Job eines RWE-Abteilungsleiters. So wurde es innerparteilich kommuniziert, als sich Unmut breitmachte über den für manche Parteimitglieder überraschenden Aufstieg des 35-Jährigen.

Aus seiner Sicht sei es nicht um den Zeitfaktor gegangen, sagt Golland im Gespräch mit der Rundschau. Das Mandat sei vielmehr notwendig, um dem Parteichef mehr politisches Gewicht zu verleihen.

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