Die Deutsche Schabe ist intelligent

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Keine Berührungsängste vor Schaben.

Keine Berührungsängste vor Schaben.

KOBLENZ. Der Anblick einer Kakerlake löst bei vielen Menschen Ekel aus. Bei Michael Faulde huscht jedoch ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht, wenn er die krabbeligen Gestalten ohne zu zögern mit der Hand fasst und sie entsetzten Studenten oder Besuchern seines Labors direkt vor die Nase hält.

Seit Jahren beschäftigt sich der 46-Jährige mit kleinen und größeren Schädlingen, die Krankheiten auf den Menschen übertragen können. Der promovierte Insektenforscher leitet die Laborgruppe Medizinische Zoologie beim Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Koblenz. Ekelgefühle habe er selten, sagt Faulde: „Ich liebe alle Insekten.“

Das Forschungsspektrum sei endlos. „Es gibt überall Aspekte, die einen überraschen - auch heute noch", sagt Faulde. Nach seinen Worten flammen alt bekannte Infektionskrankheiten wieder auf, Übertragungsmechanismen ändern sich oder bislang nicht erkannte Zusammenhänge werden sichtbar.

In gut gesicherten Terrarien hält Faulde seine Schabenzuchten. „Schaben können eine ganze Reihe von Krankheitserregern an sich und in sich tragen und verbreiten", erklärt der Wissenschaftler. Zudem enthalte ihr Speichel und ihr Kot Stoffe, die Allergien und manchmal sogar Krebs auslösen könnten. Und Kakerlaken sind häufig: „Es gibt kaum Großküchen, die keine Schaben haben“, weiß der Forscher. Vor allem die Deutsche Schabe sei intelligent. Um in den verschiedensten Arealen überleben zu können, kommunizieren die Insekten laut Faulde miteinander über Duftstoffe.

Das macht auch ihre Bekämpfung so schwierig. Viele marktübliche Schabenköder, die eine hundertprozentige Wirkung versprächen, könnten den Kakerlaken gar nichts anhaben. „Wir haben festgestellt, die Schaben verhungern lieber, als dass sie das fressen“, sagt Faulde und schmunzelt. Es habe sich aber herausgestellt, dass Diatomeenerde (Kieselerde) die Schädlinge töten könne.

Faulde ist auch Privatdozent an der Universität Bonn. Er gehört nach eigenen Angaben zu den zwei Wissenschaftlern in Deutschland, die die Lehrberechtigung für das Fachgebiet Medizinische Entomologie besitzen. Seine Liebe zu den Insekten hört jedoch an der heimischen Haustür auf - aus Rücksicht auf die Ehefrau, wie Faulde einräumt. „Ich habe striktes Verbot, Schaben, insbesondere lebende und nicht eingesperrte, mit nach Hause zu bringen.“ (dpa)

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