Die Glocken sind verstummt

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HÜRTH. Die Ursula-Kirche ist seit gestern Abend nur noch ein - unter Denkmalschutz stehendes - Bauwerk. Über 200 Gläubige kamen am 50. Jahrestag der Kirchweihe zum letzten Gottesdienst, an dessen Ende das Gotteshaus entwidmet wurde. Vor der Kirche protestierten Gemeindemitglieder und Denkmalschützer in einer Mahnwache mit Transparenten gegen die Profanierung, die doch nicht mehr zu verhindern war.

Gegen 19.40 Uhr läuteten zum letzten Mal die Glocken von St. Ursula, während Prälat Hans-Josef Radermacher am Altar das ewige Licht löschte. Anschließend trug der Abgesandte des Erzbischofs Hostien und Reliquien aus dem aufgegebenen Gotteshaus. Viele Gläubige begleiteten das Allerheiligste in die Pfarrkirche St. Severin nach Hermülheim.

Pfarrer Franz-Josef Lausberg sprach zum Auftakt des Profanierungsgottesdienstes von einer „denkwürdigen und schweren Stunde für die Gemeinde und für den Stadtteil Kalscheuren“. Lausberg: „Wir werden hier nie wieder Gottesdienst feiern.“ Die Kirche sei für die Gemeinde „weit mehr als ein Denkmal“ gewesen. „Wir sollten danken für das, was wir in 50 Jahren hier erlebt und erfahren haben, und mit ganzem Herzen Abschied nehmen“, so der Pfarrer.

Nach der teils heftigen Auseinandersetzung um die Zukunft der Ursula-Kirche suchte Prälat Radermacher in seiner Predigt versöhnliche Worte. „Ich ahne die Trauer angesichts des Abschieds, die Enttäuschung und Verletzung bei denen, die Liebgewordenes zurücklassen müssen, vielleicht auch die Wut und den Ärger bei denen, die um St. Ursula gekämpft haben“, so der Geistliche. „Aber die Entscheidung zur Aufgabe der Kirche tut nicht nur dem betroffenen Gemeindeteil und den Freunden dieser Kirche weh, sondern auch denen, die entschieden haben.“ Radermacher mahnte: „Auch wenn Tränen fließen, wir feiern hier keine Beerdigung. Wir geben zwar diese Kirche auf, nicht aber unseren Glauben.“

Was bleibe, sei die Erinnerung so Radermacher, und die werde die profanierte Ursula-Kirche auch zu einem „Mahnmal des schwindenden christlichen Glaubens in unserer Gesellschaft“ machen.

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