Die Hoffnung liegt in der Ökumene

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HÜRTH. So voll wie am gestrigen Sonntag war die evangelische Nathan-Söderblom-Kirche in der Vergangenheit selten. Mehr als 200 Gläubige nahmen Abschied von ihrem Gotteshaus in Kendenich.

Zum letzten Mal leitete Katja Korf, die seit 2006 im Ort als Pfarrerin zur Anstellung tätig war, den Gottesdienst. Unterstützt wurde sie dabei von Pfarrerin Christiane Birgden von der Martin-Luther-King-Kirche in Hürth-Mitte und Pfarrer Thomas Henning von der Friedenskirche in Efferen, den beiden verbleibenden Gotteshäusern der Hürther Matthäus-Gemeinde.

In seiner Abschiedspredigt erinnerte Professor Ulf Börner daran, dass für viele Menschen diese Kirche eine geistliche Heimat war. Dort wurden sie getauft und konfirmiert, dort haben sie geheiratet. Mancher habe nun Angst vor der Zukunft, doch Börner sprach den Anwesenden Mut zu: „Eine Kirche wird geschlossen, aber Gott wird nicht abgeschafft. Wir haben immer noch zwei Kirchen, in denen wir finden, was wir suchen.“

Dass die Kendenicher Kirche, die erst vor 35 Jahren eingeweiht wurde, womöglich nicht erhalten bleiben würde, wurde nach Auskunft von Pfarrer Thomas Henning bereits vor zwei Jahren diskutiert. Sinkende Besucherzahlen waren dabei nur das nach außen sichtbare Signal für einen gesellschaftlichen Wandel. „An einem gewöhnlichen Wochenende nahmen nur etwa 20 Gläubige am Gottesdienst teil“ so Pfarrerin Birgden.

Ausschlaggebend für die Entscheidung zur Schließung waren jedoch weniger die Gemeindeglieder, die dem Gottesdienst fernblieben, als vielmehr diejenigen, die gleich ganz aus der Kirche austraten - und damit keine Kirchensteuer mehr zahlten. „Hätten wir uns zu diesem Schritt nicht durchgerungen, würde uns nun der Konkurs drohen“, brachte es Thomas Henning auf den Punkt.

Die in Kendenich nun heimatlos gewordenen Protestanten werden jedoch nicht im Stich gelassen: Über einen Fahrdienst haben sie in Zukunft jeden Sonntag die Möglichkeit, an den Gottesdiensten in Hürth-Mitte oder in Efferen teilzunehmen.

Und für wen dieser Weg zu weit ist, der kann auch das Angebot von Pastoralreferent Wigbert Spinrath annehmen und in die wenige Schritte entfernte katholische Kirche St. Johann Baptist kommen: „Wir sind schließlich eure Geschwister, darum seid ihr herzlich eingeladen.“ Außerdem sei es an der Zeit, mehr auf die Gemeinsamkeiten beider Konfessionen zu schauen als auf das Trennende.

Was nun aus dem Gebäude an der Ortshofstraße wird, ist noch unklar. Fest steht nur, dass das Haus verkauft wird. „Es gibt allerdings auch ganz klare Auflagen für die zukünftige Nutzung“, erklärte die Pfarrerin Birgden. Die Verwendung dürfe der bisherigen Würde des Ortes nicht zuwiderlaufen. Auch dürfe der Bau nicht von einer anderen religiösen Gemeinschaft verwendet werden.

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