Die „Lichtgestalt“ bleibt unverletzt

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BORNHEIM-MERTEN. Nur auf den ersten Blick wirkt das Kunstprojekt befremdend. Bei näherer Betrachtung planen Edle von Frantzius, Ursula Contzen, Benita Glage, Christina Goetze, Bhavata Hoffmann, Anne Jüssen, Theresa Klemmer Verheyden, Gundel Linhart, Ingrid Stoll und Karla Hülsenberg Fantastisches. Gemeinsam hoben sie das Kunstprojekt „Altar der sieben Schwerter" aus der Taufe. Dazu hat Edle von Frantzius einen Altar entworfen, der schon rein optisch beeindruckt.

Aus Steinzeug schuf sie zwei gewaltige Altarblöcke mit einer Gesamtgröße von 2.30 Metern Breite und etwa 1,20 Metern Höhe. Rund eine Tonne Ton hat sie bisher verarbeitet. Passend dazu formte sie einen Ambo, also ein überdimensionales Lesepult, auf dem später das handgebundene und von Hand geschriebene Buch von Karla Hülsenberg gelegt werden soll. Rund 40 Gedichte der Autorinnen Ursula Contzen, Benita Glage, Christina Goetze, Bhavata Hoffmann, Anne Jüssen, Theresa Klemmer Verheyden, Gundel Linhart, Ingrid Stoll, sollen darin nachlesbar sein. Mit Altar, Ambo und Buch wollen die Künstlerinnen später einmal auf Tournee gehen. Doch bis es soweit ist, haben sie noch ein ordentliches Pensum an Arbeit zu bewältigen.

Dem Altar gaben sie den Namen „Lichtgestalt". Mehrfach bricht sich das Licht in der zum Teil gehämmerten Oberfläche des Steinzeugs und in den Formen der Altarblöcke, deren spitz aufeinander zulaufenden Kanten die Figur einer Frau oder die eines Mannes erahnen lässt. Die mächtigen Altarblöcke werden von Degen, Schwertern und Säbeln durchbohrt, die aber der Lichtgestalt in der Mitte nichts anhaben können. Sie bleibt trotz der scharfen Waffen unverletzt.

Und genau so sieht die Töpfermeisterin und Bildhauerin Edle von Frantzius auch die Realität: „Unsere äußere Schale ist verletzbar, doch unser ,göttliches Ich , der Glaube an Gott in uns, bleibt allen Waffen zum Trotz unverletzt". Die Schwerter können auch herausgezogen werden zum Kampf, zur Abwehr oder Selbstverteidigung.

Als sei er aus der Mitte der Altarblöcke herausgeschnitten, als materieller Teil der aus Licht gestalteten Figur zwischen den Altarblöcken, ist die äußere Form des Ambos. Deutlich zu erkennen sind aber auch mehrere in den Ambo hinein gearbeitete Köpfe. Einen wesentlichen Kernpunkt der Arbeit stellt das Buch dar, das später aus Plexiglas über dem Ambo „schweben" soll. Denn darin festgehalten sind die Gedanken und Kernaussagen zur Lichtgestalt, deren harter Kern von Waffen durchbohrt ist.

Buch wird mit Nadel

und Faden gebunden

Einmal im Monat treffen sich die Künstlerinnen, um neue Texte für das Buch zu schreiben. Karla Hülsenberg wird schließlich das Werk vollenden, wenn sie das Buch von Hand, lediglich mit Nadel und Faden, wie die Studenten im Mittelalter, bindet. „Wir wollen, dass nicht nur der Inhalt des Buches, sondern auch die äußere Schale Interesse weckt", erklärt sie.

Ursprünglich war ein Projekt zur Frage „Wie steht die Frau in der heutigen Gesellschaft?" geplant. Bei den Überlegungen sei dann die Idee der „Sieben Schmerzen Marias" gekommen, einem Altarbild aus dem Mittelalter, das die sieben Schmerzen durch sieben Schwerter, die Marias Brust durchbohren, verbildlicht. Doch bei allem ernsten Hintergrund ist den Künstlerinnen daran gelegen, das Bild vom christlichen Gehalt zu entkoppeln und mit der Symbolik in einem modernen, vor allem aber auch ironischen Sinn umzugehen. Frauen und Männer stünden heute oft denselben Problemen gegenüber, weshalb Edle von Frantzius auch von einem Akt der Verwandlung spricht. Durchaus provozieren wolle auch der Titel des Projektes-

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