Ein Kontinent feiert sich

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Die Heller-Show „Afrika! Afrika!“ kommt nach Köln

Die Heller-Show „Afrika! Afrika!“ kommt nach Köln

Hat Nokulunga Buthelezi etwa keine Knochen? Mit äußerster Geschmeidigkeit verbiegt die Schlangenfrau aus Südafrika ihre Gliedmaßen und schafft dabei bizarre Gebilde. Ab dem 4. April ist sie in André Hellers Zirkus-Spektakel „Afrika, Afrika“ zu sehen, das bis zum 28. Mai in den Zeltpalästen an der Gummersbacher Straße gastiert. Heller, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, will mit der sechs Millionen Euro teuren Show ein anderes Gesicht Afrikas zeigen. Eines, das nicht von Krieg, Krankheit, Korruption oder Hunger geprägt ist. „Dass dieser unbestreitbaren Not und Bitterkeit allerorten und immerzu die großartigsten künstlerischen Ergebnisse abgetrotzt werden, wird entscheidend weniger wahrgenommen“, so Heller.

Zwei Jahre lang suchte der Multi-Media-Künstler zwischen Ägypten und Südafrika nach geeigneten Artisten und fand schließlich 120 Künstler aus 15 Ländern. Und die versprühen in einer zweieinhalbstündigen Show voller Tempo und bunter Farben viel Energie und Fröhlichkeit, etwa mit traditionellen Tänzen aus dem Senegal oder Guinea oder mit akrobatischen Einlagen an meterhohen Stangen. „In Afrika war ist es noch üblich, von Ort zu Ort zu ziehen, um Tanz, Gesang und Erzählungen weiterzugeben“, erklärt Georges Momboye, Choreograf und künstlerischer Leiter von „Afrika Afrika“. Aber Heller bietet auch Künstlern aus der afrikanischen Diaspora eine Plattform: Basketballer aus der Bronx becircen mit und ohne Ball, überbieten sich während des rasanten Spiels auch noch mit witzigen Einrad- oder Springseileinlagen.

Zwischen den Nummern gibt es keinen klassischen Zirkusdirektor, der die Künstler vorstellt. Alle Showteile schließen nahtlos aneinander an. So erfährt der Zuschauer nicht, dass Tata Dindin, der mit einer Laute auf Manding ein Loblied auf einen König singt, bereits in siebter Generation als so genannter Griot mündlich überliefertes Wissen durch Lieder weitergibt: „Ich bewahre die Geschichte einer Gesellschaft wie in einer Bibliothek auf“, sagt der 39-Jährige aus Gambia. Doch manches davon bleibt dem Publikum verschlossen. Der südafrikanische Tanz der Bergarbeiter in Gummistiefeln etwa, aus dem sich - wie plausibel gezeigt wird - der Stepptanz entwickelte: „Er entstand im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die rassistische Unterdrückung und die Ausbeutung der schwarzen Arbeitskraft. Durch das Aufstampfen entstand eine eigene Klangsprache. Damit konnten sich die schwarzen Minenarbeiter unter Tage verständigen, ohne dass Weiße die Sprache verstanden“, berichtet Pressesprecher Michael Wanhoff.

Dass für den Zuschauer eine Informationslücke bleibt, ist indes von André Heller beabsichtigt, schließlich soll es „keine anstrengende Arbeit für einen ethnologischen Kongress sein, sondern eine unterhaltsame, spektakuläre Show.“ Und einen unterhaltsamen Abend erlebt der Besucher allemal.

Tickets 29-99 Euro; Karten-Tel. 01805-72 52 99.  www.afrika-afrika.com

Di bis Fr 20 Uhr, So 19 Uhr. Sa 15 Uhr, So auch 14.30 Uhr.

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