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Ende eines langen Künstlerlebens

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SIEGBURG. Es ist noch nicht lange her, da hat man Lotte Betke hören können. Mit ihrer warmen, volltönenden Bühnenstimme und einem manchmal immer noch durchscheinenden norddeutschen Akzent hat sie vor Publikum gelesen: Texte von Goethe. Oder aus ihren eigenen Büchern. Nun bleibt nur die Erinnerung. Lotte Betke ist am vergangenen Freitag im Alter von 102 Jahren gestorben.

Fast ein Jahrzehnt hat die „Dichterschauspielerin“, wie sie so oft genannt wurde, im Siegburger Altenheim St. Josef gewohnt. „Überschaubar und schön“ fand sie die Stadt, „ihrem Alter entsprechend“ am Ende einer Karriere, die mit ihrer Lehrzeit an der Hamburger Schauspielschule begann. Sie arbeitete im Ensemble von Gustaf Gründgens, spielte 1936 dann unter der Regie von Jürgen Fehling ihre wohl wichtigste Rolle als „Lady Anna“ in Shakespeares „Richard III“. Doch als junge Mutter wechselte sie in die schreibende Zunft. 1941 erschien das erste Kinderbuch, es folgten weitere 29 Bücher, dazu Hörspiele und Kurzgeschichten. Darunter der Roman „Feuermoor“ über den schrittweisen Einzug der Nationalsozialisten am Preußischen Staatstheater, wie sie ihn selbst erlebt hat. Bis 2004 unternahm die wendige Autorin noch Lesereisen - und wusste dabei trefflich über ihr Leben zu erzählen. An Gründgens erinnerte sie sich so lebhaft wie an die flache, weite Landschaft ihrer Kindheit.

Lange hat sich Lotte Betke gegen eine Biografie gewehrt: „Ich mag dieses ich, ich, ich nicht“, sagte sie einst in einem Interview der Rhein-Sieg-Rundschau. Mit der pensionierten Journalistin Heide Schmidt, die ihr sehr bald zur Freundin wurde, hat sie zuletzt doch ihre Erinnerungen niedergeschrieben: Wie schön, dass wenigstens das bleibt.

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