Heilpflanze und AlleskönnerLöwenzahn feiert seine Wiederentdeckung in der Küche

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löwenzahn pusteblume

Kinder mögen die Pusteblumen und auch als Heilpflanze oder zum Kochen eignet sich der Löwenzahn.

Das Image des Löwenzahns ist heute eher durchwachsen, könnte man sagen. Dort, wo er stört, wird er gerne als „Unkraut“ beschimpft. Da, wo er Spaß macht, als „Pusteblume“ willkommen geheißen. Doch Löwenzahn kann sehr viel mehr als nur im Wege stehen oder schön fliegen. Seine Blätter geben einen nahrhaften Salat oder ein leckeres Pesto, seine gerösteten Wurzeln einen besonderen Kaffee, Blüten und Knospen lassen sich zu Brotaufstrich und Likör verarbeiten.

Im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über sein frühe Blüte, Meerschweinchen und Kaninchen lieben ihn als frische Mahlzeit. Neben diesen und anderen Verwendungsmöglichkeiten ist der Löwenzahn aber vor allem in der Heilkunst seit Jahrhunderten beliebt. Schon der wissenschaftliche Name weist darauf hin: Taraxacum officinale, wobei der Zusatz „officinale“ bedeutet, dass es sich hierbei um ein Heilmittel handelt, dass früher sogar in Apotheken verkauft wurde. Den Inhaltsstoffen des Löwenzahns wurden bereits im Altertum verschiedene Wirkungen zugeschrieben – einige davon sind inzwischen wissenschaftlich belegt, andere (noch) nicht. Fest steht, dass Löwenzahn die Verdauung auf Trab bringen kann und somit gut gegen Appetitlosigkeit hilft.

Entwässernde Wirkung

Vor allem die enthaltenen Bitterstoffe bewirken eine vermehrte Sekretion der Verdauungsdrüsen, die Gallentätigkeit wird angeregt, die natürliche Funktion der Leber unterstützt. Löwenzahn wird gerne als natürliches Diuretikum zur Entwässerung eingesetzt, da er zwar harntreibend wirkt, aber gleichzeitig dem Körper auch wieder verloren gegangene Mineralstoffe zuführt. Das Wildkraut ist nämlich überaus gehaltreich. Neben den Bitterstoffen (darunter einige selten vorkommende wie das Eudesmanolid Tetrahydroiridentin B oder das Germacranolid Ainsliosid) und Flavonoiden sowie Inulin ist eine ganze Reihe von Vitaminen und Mineralstoffen enthalten, vor allem Provitamin A, Vitamin C, Kalium, Calcium und Magnesium, aber auch Eisen, Kupfer, Natrium und sogar Schwefel. Was Löwenzahn sonst noch so alles kann, wird zur Zeit gerade intensiv erforscht, seine Heilwirkung auf Diabetes etwa oder die Nutzbarkeit als Kautschuk.

In der Küche wird der Löwenzahn aktuell wiederentdeckt. Inzwischen gibt es sogar einen milderen Zuchtlöwenzahn im Handel zu kaufen. In der freien Natur ist nämlich der Erntezeitpunkt dafür verantwortlich, wie mild oder würzig das Kraut am Ende schmeckt. Die Blätter erntet man am besten vor der ersten Blüte im April oder Mai. Dann sind sie besonders frisch und zart. In der Wurzel nimmt der Inulingehalt im Laufe des Jahres zu, so dass diese am besten im Herbst geerntet wird, wenn aus der gerösteten Wurzel ein besonderer Kaffee gebrüht werden soll. Das Inulin sorgt dabei für das Kaffeearoma, dass sich allerdings spürbar von herkömmlichem Kaffee unterscheidet.

Im Garten

Nicht alles, was nach Löwenzahn aussieht, ist auch wirklich Löwenzahn. Nicht nur das Gewöhnliche Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) sieht ihm zum Verwechseln ähnlich, gleich mehrere Korbblütler der Pflanzengattungen Taraxacum und Leontodon sind bei uns als „Löwenzahn“ bekannt.

Das Wildkraut, das manche Gärtner als „Unkraut“ beschimpfen, hat lange Pfahlwurzeln, die bis zu zwei Meter tief ins Erdreich vordringen können, und ein dauerhaftes Entfernen enorm erschweren, da übriggebliebene Wurzelteile neu austreiben können.

Der erste Löwenzahn blüht bei uns gemeinhin im April (manchmal auch schon im März), spätestens aber im Mai und gibt somit eine frühzeitige und schön anzusehende Insektenweide ab. Wer die weitere Ausbreitung auf dem Rasen verhindern möchte, muss die Blüten nach dem Ausblühen und noch vor dem Aussamen abschneiden. Gärtner, die den Löwenzahn lieber als Nutzpflanze anbauen möchten, brauchen eigentlich nichts weiter zu tun, als nach der Blüte die Samen etwa einen Zentimeter tief einzupflanzen und anschließend gut zu wässern.

Den Rest erledigt das Wildkraut von ganz alleine. Löwenzahn liebt übrigens sonnige und nährstoffhaltige Standorte. 

In der Küche

Besonders mild und frisch schmecken Blätter und Wurzeln vor der ersten Blüte im Jahr. Später, bis in den Herbst hinein, sammelt sich das Inulin in der Wurzel an und sorgt beim Rösten dann für ein kräftigeres, aber auch ganz spezielles Kaffeearoma. Die Würze der Bitterstoffe kann durch die Zugabe von Milch oder Sahne gut abgemildert werden.

Alles vom Löwenzahn ist prinzipiell essbar und lässt sich in der Küche vielfältig verarbeiten, angefangen von der Wurzel, über die Blätter bis hin zu den Knospen und Blüten. Ob in Salaten, Pestos, Suppen, aber auch in Likören oder Gelees: Überall sorgt Löwenzahn mit seinem speziellen Aroma für eine ganz besondere Würze. Gesund ist das Ganze obendrein.

In der Heilkunde

Löwenzahn wird in der Heilkunde schon seit dem Altertum vielfältig genutzt. Unter  anderdem wird er zur Behandlung von Magen-Darm-Problemen, Gallenleiden, Harnwegsinfekten, Leberbeschwerden oder  zur Entwässerung und Entgiftung des Körpers, als leichtes Abführmittel, ja sogar gegen Hautprobleme und Schuppen eingesetzt. Die Bitterstoffe  stimulieren  die Speicheldrüsen und die Magenschleimhaut und  regen die Motorik von Magen, Darm und Gallenblase an. Sie sorgen dabei für einen schnelleren Durchfluss.

Einige der ihm zugeschriebenen Wirkungen konnten mittlerweile wissenschaftlich belegt werden, andere (noch) nicht. Zur Zeit wird sogar medizinisch erforscht, inwieweit sich Löwenzahn etwa zur Behandlung von Diabetes und einigen Krebsarten eignen könnte. Ein amerikanisches Wissenschaftlerteam um S. C. Sigstedt fand im Jahr 2008 hemmende Einflüsse eines Extraktes aus den Blättern des Löwenzahns auf das Wachstum und die Invasivität von Brustkrebs  und  Prostatakrebs heraus .

Allergiker sollten dennoch aufpassen und Vorerkrankte auf jeden Fall zuvor den Arzt befragen, denn der Milchsaft kann eine Kontaktallergie auslösen, der übermäßige Verzehr oder auch eine besondere Empfindlichkeit können zu verschiedenen Beschwerden  wie etwa Magenschmerzen oder Durchfall führen.     

Rezept für wilde, grüne Soße

Zutaten

150 g gemischte Wildkräuter 2 hartgekochte Eier 50 g Joghurt 250 g Frischkäse Salz, Zitronensaft, Honig Frische Blätter und Blüten zur Dekoration

Zubereitung

150 Gramm gemischte Wildkräuter (kleiner Wiesenknopf (Pimpinelle), Minze, Sauerampfer, Schnittlauch, Bärlauch oder Knoblauchrauke, Giersch, Löwenzahn, Gundermann, Schafgarbe und Kresse) waschen und trocken tupfen.

Zwei Drittel davon zusammen mit einem hartgekochten Ei in 50 Gramm Joghurt pürieren. 250 Gramm Frischkäse unterrühren, bis eine cremige Masse entsteht.

Die restlichen Kräuter und ein zweites hartgekochtes Ei feinhacken und vorsichtig unterheben.

Zum Schluss mit Zitronensaft, Honig und Salz abschmecken. Mit Blättern und Blüten garnieren.

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