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Friedrich von BömchesLeidenschaftliches Schaffen

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WIEHL – In Person und Werk hat sich der Totalitarimus des 20. Jahrhunderts gleichermaßen tief eingeprägt.

Am vergangenen Sonntag ist Friedrich von Bömches im Alter von 93 Jahren in Wiehl gestorben. Auch sein Lebensende war ein Kampf, ein jahrelanges Leid. Erst recht, nachdem er 2008 seine geliebte Frau Erna verloren hatte. Sohn und Tochter schreiben in der Todesanzeige: „Wenn die Kraft zu Ende geht, ist Erlösung eine Gnade.“

Die Urne mit der Asche des Toten soll in der Familiengruft auf dem evangelischen Friedhof im siebenbürgischen Kronstadt beigesetzt werden. Damit kehrt Friedrich Ritter Bömches von Boor, wie er mit vollem Namen hieß, an seinen Geburtsort zurück. Als er am 27. Dezember 1916 das Licht der Welt erblickt, gehört Siebenbürgen noch zu Österreich-Ungarn. Als junger Mann wird von Bömches zum Wehrdienst in der rumänischen Armee verpflichtet und zieht in den Krieg gegen die Sowjetunion. Nach seiner Heimkehr 1945 wird er als Zwangsarbeiter zurück nach Russland gebracht. Erst 1950 endet diese Leidenszeit.

Es war 4 Uhr morgens an diesem 21. November, als der Verschollene an der Tür klingelte, erinnerte sich Erna-Cäcilia von Bömches anlässlich ihrer Diamanthochzeit 2003: „Ich wusste sofort, das kann nur mein Mann sein. Aber dann stand ein russischer Soldat mit Bart und Mütze vor mir - bis ich ihn an den Augen erkannt habe.“

In den nun folgenden Jahrzehnten reift von Bömches zum ungewöhnlich produktiven Maler und Zeichner. Bis 1978 entstehen etwa 20 000 Gemälde und Skizzenblätter, die ihn in Rumänien bekannt machen. In allen größeren Museen des Landes finden sich seine Bilder. Trotzdem kehrt das Ehepaar 1978 von einer Reise nach Deutschland nicht zurück in das vom Ceausescu-Regime unterdrückte Land.

Ausnahmestellung in Oberberg

In Wiehl finden Erna und Friedrich von Bömches eine neue Heimat und in der Industriellenfamilie Kotz großzügige Mäzene. Dem Künstler gelingt eine zweite Karriere. Als Porträtist von Größen aus Politik, Kultur und Wirtschaft wie Genscher, Heidegger und Beitz macht er sich auch überregional einen Namen. In Oberberg erlangt er eine Ausnahmestellung. In den öffentlichen und zahlreichen privaten Sammlungen ist sein Werk vertreten. Noch einmal ist er ungeheuer produktiv. Von Bömches diagnostiziert bei sich „Zeichensucht“. Kein Besucher verlässt sein Atelier im Gartenhaus am Wiehler Sonnenwinkel, ohne mit einem Blatt beschenkt zu werden.

An offiziellen Ehrungen fehlt es nicht: Bereits 1987 bekommt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 2002 verleiht ihm der Landrat den Schwarzenberger Hochzeitstaler in Gold. Eine letzte Ehrung zu Lebzeiten erweist ihm der Kreis 2007 mit der Ausstellung auf Schloss Homburg. Von Bömches war schon zu krank, um an der Eröffnung teilzunehmen. Er grüßte mit Zeichnungen, die auf dem Krankenlager entstanden sind. Darauf karikiert er sich als alten Mann, der nackten Schönheiten hinterherträumt und den Sensenmann grüßt. Der Mensch und Maler Friedrich von Bömches kannte Leid und Leidenschaft, Selbstmitleid war ihm eher fremd.

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