Für Adenauer mit Kuba verhandelt

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Das Dominikanerkloster Walberberg in Bornheim wird geschlossen (Archivfoto).

Das Dominikanerkloster Walberberg in Bornheim wird geschlossen (Archivfoto).

BORNHEIM. Voller Zufriedenheit blickte Dominikanerpater Remigius Chmurzynski (88) zuletzt auf sein bewegtes Leben zurück: „Ich könnte die ganze Welt umarmen vor innerem Glück“, sagte er wenige Tage vor seinem Tod dem Rheinischen Merkur. „Mein Gott, wurde ich beschenkt in meinem Leben!“ Der Geistliche, der zahlreiche Politiker zu seinen Freunden zählte und als Krankenhausseelsorger 25 Jahre am Marienhospital in Brühl ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Patienten hatte, wird heute in Bornheim-Walberberg beigesetzt. Joachim Kardinal Meisner zelebriert um 9.30 Uhr in der Klosterkirche die Trauerfeier für den am 6. Mai verstorbenen Pater.

„König der Bettler“ wurde Pater Remigius einmal wegen seiner besonderen Fähigkeit genannt, Spendengelder für gute Zwecke locker zu machen. Der 1947 im Kloster Walberberg zum Priester geweihte Ordensmann wurde mit 32 Jahren Syndicus des Klosters, und es gelang ihm, dessen desolate wirtschaftliche Lage entscheidend zu verändern. Pater Remigius knüpfte zahlreiche wirtschaftliche und politische Kontakte, später entstand daraus ein Freundeskreis für Philosophie und Theologie, dem 500 Personen angehörten.

Auf Wunsch von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard führte Pater Remigius Vorverhandlungen mit der kubanischen Regierung über Zuckerlieferungen an die Bundesrepublik. Für diese diplomatischen Bemühungen wurde ihm 1952 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.

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Pfarrer Karl-Ernst Sebastian (73), den eine langjährige Freundschaft mit Pater Remigius verbindet, kann von zahlreichen einflussreichen Persönlichkeiten berichten, mit denen der Verstorbene Kontakt hatte. Neben Konrad Adenauer gehörten dazu Franz-Josef Strauß und Papst Johannes Paul II, den er in Polen getroffen hatte. „Er war auch gut bekannt mit Kardinal Frings“, erzählt Pfarrer Sebastian. Und Herbert Wehner habe sich einmal stundenlang mit ihm unterhalten und ihm dabei seine Lebensgeschichte anvertraut.

Pater Remigius unterstützte im kommunistischen Osteuropa „die kämpfende Kirche“, er baute in Guatemala eine deutsche Schule auf, und in afrikanischen Ländern war er in der Entwicklungshilfe aktiv. Als er 1970 für 25 Jahre Seelsorger des Brühler Marienhospitals wurde, war das Krankenhaus akut von der Schließung bedroht. Drei Millionen Schulden waren aufgelaufen, doch innerhalb von zwei Jahren konnte das Haus aus den Roten Zahlen geführt werden.

Offenbar war ihm auch eine gewisse Schlitzohrigkeit zu eigen. Jüngst hätten Wirtschaftsvertreter Pater Remigius gebeten, ihnen eine Audienz beim Papst zu verschaffen, erzählt Pfarrer Sebastian. Das habe Pater Remigius auch ermöglichen können. „So ganz ungeschoren kommt ihr nicht davon“, habe er allerdings Bedingungen gestellt. Ein Papst-Denkmal in Köln hat sich der Verstorbene gewünscht. (pe)

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