Hennefer Kur-TheaterDigitaltechnik kam per Gabelstapler

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Im Kur-Theater hat die digitale Ära begonnen: Ingo Teusch, Sebastian Binz und Daniel Huys (von links) mit dem neuen Projektor. (Foto: Bröhl)

Im Kur-Theater hat die digitale Ära begonnen: Ingo Teusch, Sebastian Binz und Daniel Huys (von links) mit dem neuen Projektor. (Foto: Bröhl)

HENNEF – Was 1922 mit Stummfilm-Vorführungen begann, glanzvolle Zeiten in Opernkulisse samt Orchestergraben erlebte, dann wieder „nur“ noch Lichtspielstätte war und seit Übernahme durch einen Förderverein im Jahr 2003 auch Musikern und Kabarettisten eine Bühne bietet, hat den nächsten Quantensprung vollzogen: Das Hennefer Kur-Theater bietet seinem Publikum jetzt digitalisiertes und sogar dreidimensionales Kino.

In voller Filmlänge werden sich Harry Potter & Co. als erste Figuren scheinbar von der ebenfalls neuen Leinwand lösen. Einen eindrucksvollen Vorgeschmack gab es bei der Einweihungsfeier für die 90 000 Euro teure Technik, die sich der Verein dank mehrerer Stiftungszuschüsse, Spenden und Beiträgen der mittlerweile 963 Mitglieder leisten konnte. Gummibärchen, Schlümpfe, Wikingerjunge Wickie, Tänzer und Spiderman schwebten gleichsam durch den Saal.

Für diesen Teil einer Trailershow hatten sich die staunenden Gäste so genannte Shutterbrillen aufgesetzt. Ein Infrarotsignal bewirkt, dass in hoher Frequenz - und somit für das Auge nicht wahrnehmbar - die beiden Brillengläser abwechselnd blind geschaltet werden. Da dies im gleichen Takt mit den „Stereobildern“ auf der Leinwand geschieht, ergibt sich der 3D-Effekt.

Dass diese Segnung moderner Technik für den Cineasten nicht alles ist, machte der Kino-Verantwortliche Dr. Daniel Huys klar: „Ein schrottiger Film wird auch durch 3D kein guter Film.“ Auf jeden Fall aber bringe die Digitalisierung außer einem perfekten Bild das Kur-Theater in eine bessere Position beim Ausleihen der Produktionen. „Wir können mehr Filme und mehr Filme früher spielen.“ Nicht zuletzt bleibt den Vorführern viel Arbeit erspart. Mussten bisher die auf acht Rollen angelieferten 35-Millimeter-Streifen zusammengeklebt und vor der Rückgabe wieder geschnitten werden, ist das Handling nun wesentlich einfacher, wie Sebastian Binz demonstrierte: Der Film kommt auf einer Festplatte, die in seine Hosentasche passt.

Gar nicht einfach, sondern „ein hartes Stück Arbeit“, wie der Fördervereinsvorsitzende Ingo Teusch berichtete und ein Video von Helmut Binz zeigte, war die Installation des neuen Projektors. Die jungen Helfer, die sich während der Sommerpause „für eine Pizza und ein Kaltgetränk“, so Teusch, ungezählte Stunden ins Zeug legten, versuchten die fünf Zentner schwere Apparatur durchs Treppenhaus in den Vorführraum zu schleppen, was an einem vier Zentimeter zu schmalen Türrahmen scheiterte. Die Firma Steimel half, das Problem zu lösen. Per Gabelstapler durchs Fenster hielt die Digitaltechnik Einzug ins Kur-Theater. (kh)

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