KallenturmFuge für Fuge wird ausgebessert

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Rheinbach – Die Stadt Rheinbach verpachtet seither das historische Bauwerk an die Pfadfinderschaft, die damit endlich eine ausreichend große Unterkunft gefunden hatte. Doch im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass auch am Kallenturm der Zahn der Zeit unablässig nagt.

Schließlich stammt der ursprünglich auch Paffenthorn genannte Kallenturm aus dem frühen Mittelalter und war einer der Wehrtürme Rheinbachs. „Dieses alte Gemäuer hat viele Vorteile, verpflichtet aber auch aus denkmalpflegerischer Sicht zu ständigen Reparaturen und zur Pflege", sagt Werner Gerhards, der Vorsitzende des Fördervereins Georgsring, einer Vereinigung ehemaliger Georgs-Pfadfinder.

Die Stadt Rheinbach als Besitzerin sei finanziell heute nicht mehr in der Lage, sich an der Bauunterhaltung und an den fälligen Reparaturen zu beteiligen, so dass vieles nur in Eigenleistung und durch Spenden verbessert und erhalten werden könne. Und da hatte sich in den letzten vier Jahrzehnten einiges angesammelt, was renoviert oder modernisiert werden müsse. „Wir packen das jetzt an und werden dem Kallenturm ein neues Gesicht geben", ergänzte Wilfried Sturm, Geschäftsführer der Initiative „Neue Pfade für Jugendliche".

Inzwischen haben an der Außenfassade bereits umfangreiche Arbeiten zur Substanzerhaltung und Renovierung begonnen. Unter anderem werden die Fugen der Fassade ausgebessert und alle 28 Fenster ausgetauscht. Hierbei werden auch diejenigen Fensterbegrenzungen im mittelalterlichen Teil des Kallenturms mit Bruchsteinen aus Grauwacke neu gemauert, die aus anderen Materialien, meist Ziegelstein, bestehen. Da die Fenster in dem historischen Gebäude bedauerlicherweise keiner Norm entsprechen, müsse jedes einzelne Fenster nach Maß angefertigt und aufwändig eingesetzt werden. Das sei auch einer der größten Kostenpunkte bei der ganzen Sache, bedauert Sturm. Andererseits würden durch die neuen Fenster natürlich auch eine Menge Heizkosten gespart. Weiterhin wird an der Seite zum ehemaligen Voigtstor ein Fluchtweg in Form einer außen angebrachten Feuertreppe geschaffen. Die gesamte Elektroinstallation bedarf ebenfalls einer Erneuerung.

Die Ausführung der bisherigen Arbeiten erfolgte hauptsächlich durch Fachfirmen, die zum größten Teil kostenlos oder zu Freundschaftspreisen arbeiteten. So hat die Firma Elektro Fischer beispielsweise die komplette Elektrik erneuert und will auch die Außenbeleuchtung des Kallenturms als Sponsor übernehmen. „Wir haben gottlob ein großes und gut funktionierendes Netzwerk aus ehemaligen Pfadfindern, deren Bekannten und Unterstützern der guten Idee", freut sich Sturm. Dadurch sei so manches möglich, was im Normalfall nicht machbar wäre. Soweit wie möglich seien bei den bisherigen Arbeiten auch die "Neuen Pfade für Jugendliche" mit einbezogen worden. Der Landeskonservator habe die Maßnahmen allesamt genehmigt und mit einem Zuschuss in Höhe von 30 000 Euro auch einen bedeutenden finanziellen Beitrag hierzu geleistet. In der kommenden Woche soll mit dem Innenausbau begonnen werden, so Gerhards. Ende des Jahres wolle man die Baumaßnahme abgeschlossen haben, so hofft er, damit man im kommenden Jahr pünktlich zum Jubiläum einen Tag der offenen Tür im frisch renovierten Kallenturm anbieten könne.

Doch bis dahin sei noch einiges zu tun. So müssen die Böden allesamt ausgebessert werden, die Treppe werde ausgefräst und erhalten neue Bohlen, zahlreichen Schlitze müssten beigeputzt werden und die alten Fensterbänke fliegen ebenfalls heraus. Der offene Kamin im Gemeinschaftsraum werde restauriert, und das gesamte Gebäude erhalte einen neuen Innenanstrich. Insgesamt sind im Kallenturm zehn Räume verschiedener Größe vorhanden, außerdem ein niedriger Keller, der aber überwiegend aus Mauerwerk bestehe. Die Inneneinrichtung sei im Großen und Ganzen noch intakt und soll zunächst behalten werden.

Alles in allem rechnet der Förderverein Georgsring, der für die Unterhaltung des Kallenturms zuständig ist, mit Gesamtkosten in Höhe von 80 000 Euro. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege gibt 30 000 Euro dazu, die restlichen 50 000 Euro muss der Georgsring selbst aufbringen. Da reicht natürlich der alljährliche Verkauf von Weihnachtsbäumen bei weitem nicht aus, um diese Summe zu decken. Deshalb sei man ganz wesentlich auf großzügige Spenden sowohl von den Mitgliedern als auch aus der Bevölkerung angewiesen, erläuterte Gerhards.

Demnächst gibt es hierfür auch einen „Kallenturm-Baustein" in Form einer Postkarte, die in zahlreichen Geschäften gekauft werden kann und von deren Erlös ein großer Teil in dieses Projekt fließt. Wer etwas zum Gelingen der Renovierung beitragen möchte: Bei der Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel ist ein Spendenkonto eingerichtet.

Zum Tag der offenen Tür lädt der Verein „Neue Pfade für Jugendliche“ am Samstag, 15. August, in der Zeit von 14 bis 18 Uhr in sein Domizil an der Koblenzer Straße 6 ein.

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