KlosterfestKettenreaktion auf dem Klosterfest

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Bezaubernd elegant und doch unbefangen tanzten Kinder aus der vietnamesischen Gemeinde den traditionellen Fächertanz beim Klosterfest.(Bild: Klaus Mischka)

Bezaubernd elegant und doch unbefangen tanzten Kinder aus der vietnamesischen Gemeinde den traditionellen Fächertanz beim Klosterfest.(Bild: Klaus Mischka)

SANKT AUGUSTIN. Plötzlich, wie in einer rasanten Kettenreaktion, schauten alle in die Luft: Lautlos und elegant schwebten fünf Gleitschirme über dem Kloster der Steyler Missionare und setzten dann erstaunlicherweise zur Landung an. Inmitten des quirligen Treibens vieler Hundert Menschen, zwischen Info- und Imbissständen, visierten die Piloten die nicht sehr großzügige Grünfläche auf dem Vorplatz an und glichen dort den letzten Schwung federnden Schrittes aus. Viel Applaus vom Publikum! „Das ist technisch sehr anspruchsvoll“, gab einer der fünf Springer der GSG-9, die in 1500 Metern Höhe aus dem Hubschrauber gesprungen waren, Auskunft. Mit dabei waren deshalb nur „alte Hasen“, die mindestens 500 Trainingssprünge absolviert haben: Einer von vielen Höhepunkten im Programm des Klosterfestes, dessen besonderes Merkmal die großen Gegensätze sind.

Die Steyler Missionare, so hieß es bei der Begrüßung von Pater Martin Neuhauser SVD, Rektor des Missions-Priesterseminars, „begreifen die kulturelle Vielfalt als Geschenk Gottes.“ Und diese Vielfalt breiteten sie ihren Besuchern wie in einem bunten Kaleidoskop aus. Im flammenden Orange leuchtete da das Kostüm der Drachentänzer im flirrenden Sonnenlicht von der Bühne, über den Vorplatz waberte ein köstliches Duftgemisch aus Bami Goreng und süßem Gebäck. Mitglieder der indonesischen Gemeinde Köln und der indonesischen Ökumene Bonn kochten hier traditionelle Gerichte, Sechst- und Achtklässler der „Dritte Welt AG“ aus dem Rhein-Sieg-Gymnasium buken an einem anderen Stand frische Waffeln für ein Hilfsprojekt im Kongo.

Gedämpftes Licht, wattierte Geräuschkulisse dagegen im Kloster selbst. Im Stundenrhythmus konnten sich die Besucher der Historie der Kreuzzüge zuwenden oder, ganz aktuell, der „Armut in Deutschland.“ Sie konnten sich von Pater Waldemar Weniger aus seiner Zeit in Papua Neuguinea erzählen lassen, meditativ tanzen oder „Kraft schöpfen aus der Stille heraus“, so die Einladung zum stillen Verweilen im Geistlichen Zentrum. Geduldig führte Pater Josef Zhao in die Kunst der Kalligraphie ein. „Eigentlich ist die chinesische Schrift einfach“, erklärte er den verblüfften Zuhörern und verteilte saugfähige alte Zeitungsblätter, die sich ideal zum Üben mit der tiefschwarze Tinte eignen.

Später am Abend wurden die einen im ehrwürdigen Kirchenschiff von Bruce Kapustas weichen Trompetentönen ganz tief im Bauchfell angerührt, andere hatten mehr Freude an der „Friday Night Blues Band“ auf der Vorplatzbühne. Und sie alle gemeinsam konnten den Tag mit einer Taizé-Nacht in der Krypta beschließen.

Das alles - mit der Hilfe von rund 400 freiwilligen Helfern - zum freien Eintritt. Freilich bauten die Missionare nicht ohne Hintergrund eine Hängebrücke, deren einzelne Holzleisten von Spendern auf dem Tragegurt fixiert wurden: Der Löwenanteil des Fest-Erlöses fließt in das Projekt „Lebensschutz“, das sich um Waisenkinder in Vietnam kümmert. Ein kleinerer Teil soll für dringende Renovierungen im Sankt Augustiner Seminar genutzt werden.

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