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Absehbar war allerdings zuletzt, dass der Stiftungsrat seine Entscheidung für Eva erneuern und sich mit dem Votum für WoWas blonde Wunschmaid Katharina dem Druck des Patriarchen beugen würde. Beinahe undenkbar wäre es gewesen, den 89-Jährigen durch eine Kür Nike Wagners und Gérard Mortiers zu düpieren. Letztere freilich haben es dem Gremium leicht gemacht. Zu spät meldeten sie ihren Anspruch an, und die Nonchalance, mit der Mortier signalisierte, Bayreuth als Teilzeitintendant mit links zu erledigen, hat ihn Sympathien gekostet. Dass das angeblich so ausgereifte Konzept mit Ausweitung der Kunstzone auf einen kurzen Brief zusammenschnurrte, spricht schließlich kaum für die behauptete intellektuelle Potenz des Duos.

Freilich, auch hartleibige Katharina-Verehrer geben zu, dass die smarten Marketing-Strategien der designierten Chefin um eine geistige Dimension erweitert werden müssen, soll wirklich ein frischer Wind auf dem Grünen Hügel wehen. Der Devise des Urahns „Kinder, schafft Neues“ wird nicht durch Krabbelgruppen zum „Parsifal“ Genüge getan. Und Public Viewing allein schafft noch keine neue Festspiel-Vision.

Ob die überhaupt notwendig ist, mag man sich angesichts des fränkischen Selbstläufers fragen. Doch ein Qualitätsmonopol auf die Werke Wagners besitzt Bayreuth nicht mehr. Im Gegenteil, die neue Leitung muss Anstrengungen unternehmen, um in dem von Nike gescholtenen „Gemischtwarenladen“ wieder für ein erstklassiges Sortiment zu sorgen. Stetes Abstauben der immer gleichen Werke - die der Meister so nie als Repertoire festgelegt hat - wird nicht ausreichen, um dem Kulturjuwel neuen Glanz zu verleihen.

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