„Star Thief“Museum Ludwig zeigt Wandarbeit von Wade Guyton

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Wade-Guyton

Wade Guyton vor seiner unbetitelten, eigens für Köln geschaffenen Wandarbeit, die bei der Pressevorbesichtigung noch teilweise von Gerüsten verdeckt war.

Köln – Ein Blick aus dem Atelierfenster, und Wade Guyton sieht New Yorks Glanz und Elend geballt vor sich. Und wir teilen seine Perspektive dank jener mehr als 16 Meter breiten, fünfteiligen Arbeit, die nun James Rosenquists „Star Thief“ von der prominenten Treppenhauswand im Museum Ludwig vertreibt.

Guyton zeigt nicht nur das 546 Meter hohe „One World Trade Center“, das die Wunde der durch Osama bin Ladens Terror vernichteten Twin Towers schließen soll. Hinzu kommt das von Herzog & de Meuron spektakulär verschachtelte „56 Leonard Street“. Dessen obere Penthouses kosten 100 Millionen Dollar, was den Immobilienwahnsinn in Manhattan auf die Spitze treibt. Dazwischen eine Art hässlicher Hochbunker, das mittlerweile berühmt-berüchtigte „Long Lines Building“. Denn hinter dessen fensterlosen Fassaden verbirgt sich laut Edward Snowden nicht nur die Zentrale der Telefongesellschaft AT & T, sondern auch ein Abhörstützpunkt der NSA.

Jeder Druck ein Einzelstück

Der amerikanische Künstler sieht sich insofern als Maler, als er diese fotografischen Bilder per Laserdrucker auf normale Leinwand bringt, deren grobe Struktur aparte Fehler ins eigentlich glatte Motiv prägt. So wird jeder Druck zum Einzelstück, dem etwaige Schleifspuren vom Atelierboden noch zusätzlichen Unikatcharakter geben. Sorgt schon diese Technik für eine gewisse Verfremdung, so lässt Guyton die Gebäude in verschiedenen Konstellationen über die Wand „wandern“. Und rechtsaußen darf die von einer Apple-Anzeige abfotografierte Kamera des I-Phone 7 das gesamte Tableau überwachen.

Und die nur scheinbar abstrakten, organge-gerahmten Weißflächen dazwischen, die ebenfalls Irritationspotenzial bergen? Verdanken sich einem besonders tiefen Zoom in Bitmap-Dateien, deren Informationen der Drucker nicht mehr abbilden kann. „Man soll meine Arbeiten auf sehr verschiedene Arten interpretieren können“, sagt der ebenso hintersinnige wie hoch gehandelte Künstler. Und räumt beim Pressetermin ein, das aktuelle Werk nun erstmals komplett zu sehen. „Denn so groß ist mein Atelier nicht.“

Eigene Überblicksschau für 2019?

Museumsdirektor Yilmaz Dziewior erklärt, dass die Leinwände gerollt hier eintrafen, und die Metallkeilrahmen dann vom Bonner Spezialisten Dirk Weber gefertigt wurden. Unter dem gestaffelten Tageslicht der Sheddächer, neben der Pop-Art-Abteilung und gewissermaßen mit Domblick hängt die unbetitelte Arbeit in einem spannenden Beziehungsgeflecht. Hatte der 1972 geborene Mann aus Indiana 2010 schon den DC-Saal des Museums bespielt, so soll ihm 2019 eine Überblicksschau gewidmet sein. Dann könnte das jetzige Wandbild auf noch größere Dimensionen wachsen.

Den gerade frisch eingenommenen Platz muss es dann ohnehin räumen. Denn mit Wade Guyton beginnt das Museum seine „Schultze Projects“, die an Bernard Schultze erinnern. Schließlich verwaltet man dessen Nachlass wie den seiner Frau Ursula und sieht das großformatige Spätwerk des Kölners als Bezugspunkt.

So folgt in zwei Jahren an gleicher Stelle das zweite Projekt. Scheinbar schlechte Karten für den „Star Thief“ - doch der darf schon ab 19. November in der großen James-Rosenquist-Schau des Museums sein Comeback feiern.

www.museum-ludwig.de 

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