150 Jahre Käthe KollwitzEnkelin freut sich über das „wunderbare“ Kölner Museum

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Käthe Kollwitz Enkelin

Die Enkelin Jutta Bohnke-Kollwitz inmitten der Selbstporträts ihrer berühmten Großmutter.

Köln – "Ich wünsche dem Museum für die nächsten 150 Jahre alles Gute", so der charmante Gruß von Käthe Kollwitz' 94-jähriger Enkelin Jutta Bohnke-Kollwitz. Sie war 1985 auch Gründungsdirektorin des Kölner Käthe Kollwitz Museums.

Dass sie ihrer berühmten Großmutter so ähnlich sieht, weiß sie wohl und nimmt die Feststellung schmunzelnd zur Kenntnis. "Das wussten wir, seitdem die New Yorker Galeristin Hildegard Bachert schon beim ersten Besuch von mir und meiner Zwillingsschwester Jördis ausgerufen hatte: ,Ein typisches Kollwitz-Gesicht - und das gleich zweimal'." Jördis Erdmann ist in diesem Jahr verstorben - genau am 22. April, dem Todestag von Käthe Kollwitz.

Leihgaben werden in alle Welt verschickt

Doch Jutta Bohnke, ehemals auch Leiterin der Judaica in der Kölner Stadtbibliothek, meint im Blick auf das Haus: "Es ist ein wunderbares Museum, gerade mit seinen niedrigen Decken, die so sehr für Zeichnungen und Grafiken geeignet sind. Da stimmt alles."

Sie blickt zurück auf den Beginn "mit zwei Lithografien" und den 60 Zeichnungen, die 1983 von der Kreissparkasse Köln erworben worden waren. Und schließlich erfreut sie sich an der "wunderbaren und sehr erfolgreichen Weiterführung" durch Hannelore Fischer.

Nach 30 Jahren engagierter Sammeltätigkeit und nicht abreißender Unterstützung der Kreissparkasse Köln als Trägerin umfasst der Bestand über 300 Zeichnungen und mehr als 550 druckgrafische Blätter, ferner alle Plakate der Künstlerin und das vollständige plastische Werk, soweit es greifbar ist. Darunter sind frühe Bronzegüsse und zwei seltene Zinkgüsse. Die Leihgaben werden inzwischen - kostenlos, um des Namens und der Geschichte willen - in alle Welt geschickt.

Geburtstagsfeier am 8. Juli

Nun steht einer Geburtstagsfeier als "großem Familienfest" am Samstag, 8. Juli (zum Unesco-Gedenktag erklärt), von 11 bis 18 Uhr nichts mehr im Wege. Inmitten der Sonderausstellung "Gustav Seitz - Ein Denkmal für Käthe Kollwitz" (wir berichteten) wird dann auch der hochsensible neue Dokumentarfim "Kollwitz - ein Leben in Leidenschaft" zu sehen sein. Über zweieinhalb Jahre haben Sonya und Jury Winterberg recherchiert.

Interviews der letzten Zeitzeugen, die Käthe Kollwitz noch kannten, wechseln sich ab mit traumhaften Überblendungen im Spiel zwischen Doku-Realität und Kollwitz-Kunstwerken.

Auch dass die Enkelin Jutta ihre Puppen "Käthe und Karl" nach den Großeltern benannt hat, kommt im Film vor, der aufgrund der Biografie der 1867 in Königsberg geborenen Künstlerin weitaus düsterer hätte ausfallen können.

Am schwersten hatte sie der Tod ihres Sohnes Peter getroffen, der im Ersten Weltkrieg gefallen war. Und das Gleiche musste sie noch einmal ertragen, als sie den namensgleichen Enkel Peter im Zweiten Weltkrieg verlor. Ihre Themen konzentrierten sich auf Krieg, Trauer und Klage - das trauernde Elternpaar in St. Alban in Köln ist Zeuge. Soziales Elend, Hunger und Gewalt hatte sie in Berlin an der Seite ihres Mannes, des Armenarztes Karl Kollwitz, kennengelernt. Als Sozialistin und Pazifistin hat sie stets den Krieg angeprangert und sich vor keiner Facette gescheut, ablesbar an Titeln wie "Selbstmörderin", oder "Entbindung im Frauengefängnis".

Das Menschliche kennt keine Ideologien, sondern zeigt sich in tiefen Empfindungen, die zum Schicksal werden. Das spüren auch die Besucher. Und so wundert es nicht, dass das Kölner Kollwitz Museum schon mehr als eine Million Besucher und Besucherinnen empfangen konnte.

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