Experimentelle EkstaseDas Trio „Dans Dans“ überzeugt in der Kölner Philharmonie

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Dans Dans

So­undtüft­ler: "Dans Dans" in Köln.

Köln – Ihr erstes Album erschien 2012 auf Vinyl, die CD war nur beigelegt. Ein wenig Retro wirkt das belgische Trio "Dans Dans" um den Gitarristen Bert Dockx (36) daher schon. In ihrer ganz auf das Musizieren und Ausprobieren gerichteten Haltung würden sie eher in die kreativen 60er oder 70er passen als in unsere vom Mainstream beherrschte Jetztzeit. Dockx verzerrte und durch allerlei Effektgeräte gejagte Klänge sprechen jedenfalls noch die unangepasste Sprache des Progressive Rock. Mit Etiketten wie "Garage Jazz" oder "Psychodelic Blues" wurde die Musik der Belgier außerdem bezeichnet.

In der Philharmonie demonstrierte Dockx mit Fred Lyenn (Bass) und Steven Cassiers (Drums) einen rhythmisch ausgeklügelten und stringenten Rockjazz. Experimentelle Ekstase, feine Grooves und düsterer Underground fließen ineinander. Dabei sind die Strukturen ihrer Nummern durchaus traditionell. Nach einem oft spacigen Intro wird stets über einen Chorus improvisiert, allerdings in enger Verzahnung der gesamten Gruppe. Samt Effekten und Sample-Einspielungen macht dies das Besondere von "Dans Dans" aus.

Natürlich stellte das Trio in ihrem eineinhalbstündigen Programm Stücke des neuen Albums "Sand" vor. Aber es waren auch alte Nummern dabei, so das auf einer magischen Melodie beruhende "Au Hassard" von der zweiten CD "I/II" (2013). Nicht ohne Grund verweist dessen Titel auf einen schwedisch-französischen Kunstfilm "Au Hassard Balthazar" (1966) von Robert Bresson. Daneben inspirierte auch die Filmmusik des italienischen Altmeisters Ennio Morricone die Band, wie das schrullige Cover "Chi Mai" von der aktuellen CD beweist.

Dass der wortkarge Gitarrist Dockx am Ende auch noch auf den Jazzsaxofonisten Sony Rollins wies, Wegweiser des Modern Jazz, verwunderte nicht. Oft kniend über seinen Effektgeräten und ganz auf die Klangmöglichkeiten seiner E-Gitarre vertieftverbrachte er den Abend. Mit ihrer Musik wollen "Dans Dans" ihre Fans an "Orte bringen, wo sie noch nie waren", erklärten sie zu ihrer neuen CD. Das klingt nach Captain Kirk und "Raumschiff Enterprise". Aber kreative Musik braucht diese kindliche Freude am Unbekannten. Wer sie verloren hat, gehört zum Establishment.

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