Kaum zu glaubenPop-Diva Cher wird 70 Jahre alt

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Cher

Köln – "I don't think this means that I am somebody, I guess I'm on my way." Selbst der Oscar-Gewinn für die Hauptrolle in "Mondsüchtig" macht aus Cher noch keine völlig von sich selbst überzeugte Frau. Sie sei sicherlich immer noch nicht "jemand", sagt sie, aber auf dem Weg dahin. Das mag wohl damit zusammenhängen, dass oft genug Chers Optik - dank spektakulärer Outfits oder auch möglicher medizinischer Unterstützung - häufiger die künstlerische Arbeit in den Schatten stellt. Aber die goldene Statuette ist Beleg dafür, dass sie ihr ursprüngliches Ziel nie aus den Augen verlor: Erfolg. Heute wird sie 70 und kann auf ein sehr bewegtes Leben zurückblicken.

Chers bewegtes Leben

Mutter und Vater lassen sich früh scheiden, die Mutter, eine weniger erfolgreiche Schauspielerin, heiratet mehrmals, zieht mit ihren zwei Töchtern von Ort zu Ort (vielleicht ein wenig eine Frau, wie Cher sie später im Film "Mermaids" verkörpert). Mit 16 lernt Cher Sonny Bono kennen. Die beiden leben zusammen, verlieben sich (in dieser Reihenfolge) - und werden Sonny & Cher. Bono ist dabei Ideengeber, treibende Kraft - und Komponist der Lieder, die das Duo oder auch Cher als Solokünstlerin populär machen: "I got you babe", "The beat goes on" oder "Bang bang (My baby shot me down)".

Cher jung

Das Duo Sonny und Cher in den 60er-Jahren

Neben der Musik ist es der schräge, hippieske Look, mit dem sie sich von braven Entertainment-Pärchen der 1960er unterscheiden. Und ihr Humor - wobei die Rollenverteilung klar ist: Der kleinere, quirligere Sonny hält lange Reden, auf die Cher mit einem sehr trockenen Spruch antwortet - und sich dabei die langen schwarzen Haare mit einer typischen Geste über die Schulter wirft. Es ist im Prinzip wie bei den Platten der beiden, auf denen Sonnys leicht quäkige Stimme durch Chers angenehmes, dunkles Timbre in Schach gehalten wird.

Cher Bühne

Cher bei einem Auftritt in der KölnArena im Jahr 2004

Als die Hits spärlich werden und erste Filmträume platzen, zieht man nach Las Vegas und später erfolgreich durchs Fernsehen. Trotz Scheidung und neuer Partner - eine Verbundenheit bleibt bestehen, und das nicht nur für die Öffentlichkeit: 1998 kommt Sonny Bono bei einem Skiunfall ums Leben, und Cher hält eine wirklich ergreifende Trauerrede.

In den 70er-Jahren wird Cher zum Superstar

In der ersten Hälfte der 1970er Jahre wird Cher zum Superstar, dank mehrerer Nummer-eins-Hits, erfolgreicher TV-Shows - und eben spektakulärer Kostüme. Doch auch das hält nicht ewig, und Cher verlegt sich auf die Schauspielerei, zunächst am Broadway in "Come back to the five and dime, Jimmy Dean", dann auch in der Filmfassung, bei der ebenfalls Robert Altman Regie führt. Es folgen "Silkwood", "Die Maske", "Suspect", "Die Hexen von Eastwick" und eben "Mondsüchtig".

Und man weiß nicht, woran es liegt, aber nach dem Oscar-Gewinn tritt die Filmkarriere wieder in den Hintergrund zugunsten der Musik. Was bis zum Ende des Millenniums sehr gut läuft - mit Hits wie "The Shoop Shoop Song" oder "Believe". In den letzten Jahren gibt es hier und da mal eine CD, den einen oder anderen Filmauftritt und 2014 noch eine Tournee, die aber aufgrund gesundheitlicher Probleme abgebrochen werden muss. Und jede Menge lustiger, aber auch ernsthafter Kommentare zum Weltgeschehen via Twitter. Vor sechs Jahren sagt sie in einem Interview mit dem "Spiegel": "Wir sind die erste Generation, die sich weigert abzutreten." Das Problem bei Cher ist allerdings, dass sie scheinbar noch nicht herausgefunden hat, was sie weiterhin tun soll. Aber sie hat ja noch ein paar Jährchen Zeit. Denn wie heißt es in diesem blöden Witz: Nicht alle Teile von ihr sind schon 70.

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