Kunstmuseum Villa ZandersDie Schau „Schwarzarbeit“ in Bergisch Gladbach

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Schwarzarbeit (1)

Michael Wittassek mit seiner "Melanographie".

Bergisch Gladbach – Wenn der moderne Kunstfreund schwarz sieht, setzt sich im Kopf sofort die enzyklopädische Maschine in Gang: Malewitsch und das schwarze Quadrat, Mark Rothko, Frank Stella, Jackson Pollock und Black Painting der 50er, Pierre Soulages und und und. Als virtuelle Hintergrundmusik schwirrt ein Chanson von Juliette Gréco durchs Ohr. Und im Ausstellungskatalog steht ein Aufsatz von Sartre.

Wer so etwas erwartet, kann die Schau "Schwarzarbeit" im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach vergessen. Doch Direktorin Petra Oelschlägel führt mit dem augenzwinkernden Wortspiel noch ein zweites Mal in die Irre. Auch mit illegaler Beschäftigung haben wir es in dieser städtischen Institution selbstverständlich nicht zu tun - trotz eines Auftritts von Günter Wallraf im Beiprogramm. Sondern mit zeitgenössischen Positionen zu einer Farbe, die stets mehr war als das.

Allerdings spielt die Malerei bei den sechs Protagonisten keine Hauptrolle mehr. Ihr Medium ist die Fotografie, die Zeichnung und die Installation, das Material ist dabei die größte Herausforderung. Zum Beispiel Faber Castell Nummer 9b für Frank Gerritz. Tausende dünne Bleistiftstriche zieht der Frankfurter übereinander, bis die Spanplatte fast wie ein Relief strukturiert ist und das Licht bricht. Den gleichen Effekt erzielt er mit einem Ölwachsstift auf eloxiertem Aluminium. Das Gegenteil strebt die Kölnerin Barbara Dörffler an. "Mein mattes Schwarz soll den Betrachter schlucken", erklärt sie und deutet auf fünf scheinbar identische Quadrate, die fotografische Stillleben verbergen - schwarz auf schwarz.

Sie haben keine "Huckel" wie bei Lucas Fastabend, dessen großformatige Blätter Miniaturmotive (ein Stoffschnipsel oder ein Haar) zeigen, die tausendfach vergrößert ein Eigenleben entwickeln. Zur autonomen Skulptur wird Fotopapier bei Michael Wittassek, dessen "Melanographie" sich als deckenhohe Rauminstallation in schwarzen Spiegeln vervielfältigt.

Kondensstreifen ziehen im nächtlichen Himmel ihre Bahn in Nadine Poulains Video "Sky Lines". Eine besondere Fleißarbeit hat Nisrek Varhonja aus Köln vollbracht: Mit schwarzer Tusche reihte sie das Wort "aus" hunderttausendfach aneinander auf 18 Blättern - eine künstlerische Katharsis, in deren Verlauf sie ihr Tuschefässchen so lange mit Wasser nachfüllte, bis die Zeilen quasi farblos wurden.

Hier geht um das Licht, ohne das sich die Magie des Dunklen nicht entfalten kann. Auf den Gipfel treibt das Sebastian Jochum mit seiner träumerischen Weltrauminstallation "Willst du immer weiter schweifen?" Der Mann verursacht tatsächlich Explosionen in seiner Fotobox, die im Bild wie echte Sterne erscheinen. Ein Fake - ebenso wie Alice Musiols schwarzer "Vorhang" am Eingang, denn da darf man nicht durchgehen. Verblüffend aber, wie aus dem weichen Samt ein schweres Monument entsteht.

Manchmal sehnt man sich in der Schau durchaus nach dem "simplen" Schwarz der frühen Jahre. Doch je mehr man hier über die Hintergründe erfährt, desto besser kommt die eigene Assoziationsmühle in Schwung.

28. 8.bis 18. 12., Di-Sa 14 bis 18 Uhr, Do 14 bis 20 Uhr, So 11 bis 18 Uhr.Konrad-Adenauer-Platz Bergisch Gladbach. www.villa-zanders.de

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